Bochum. . Die ungewöhnliche Trockenperiode setzt der Natur zu. Gärtner und Landwirte müssen Arbeiten verschieben. Bochums Wälder sind knochentrocken.
Auf einen langen heißen Sommer folgt derzeit ein Goldener Oktober mit Temperaturen deutlich über 20 Grad und auffallend wenig Regen. Während Sonnenanbeter und Eisverkäufer diese Zeit genießen können, leidet vor allem die Natur unter der ungewöhnlichen Trockenheit.
Ruhrpegel wird künstlich beeinflusst
Die Ruhr in Bochum führt bereits seit Monaten Niedrigwasser, wie Britta Balt vom Ruhrverband erklärt. Aktuell liegt der Wasserstand bei 100 Zentimetern und damit vier Zentimeter unter dem Mittleren Niedrigwasser. Allerdings wird der Ruhrpegel durch die Talsperren künstlich beeinflusst.
Talsperren so leer wie in den 1970er Jahren
„Ohne die Talsperren hätten wir bereits im Juli über weite Strecken kein Wasser mehr in der Ruhr gehabt“, erklärt Balt. Um den Pegel bei rund 100 Zentimetern aufrecht zu erhalten, gibt der Ruhrverband derzeit die 15-fache Menge an Wasser aus den Talsperren ab, als wieder einfließt.
Das führt dazu, dass die Talsperren für diese Jahreszeit so leer sind wie seit den 1970er Jahren nicht mehr, so der Verband. Für die Trinkwasserversorgung bestehe allerdings derzeit keine Gefahr, versichert die Ruhrverbandssprecherin: „Es gibt keine Engpässe, die Talsperren halten das aus.“ Das liegt auch daran, dass der vergangene Winter besonders nass war. „Wir sind mit einem guten Füllstand der Talsperren in den Sommer gegangen.“
Waldbrandgefahr steigt
Der Brand im Lottental am Montag hat gezeigt: Der Wald in der Region ist aktuell unglaublich trocken. Eine Einschätzung, die Dirk Middelmann vom zuständigen Forstbezirk von Wald und Holz NRW bestätigt: „Der Wald ist knüppeltrocken, was sehr ungewöhnlich ist für diese Jahreszeit.“ Deshalb bestehe auch erhöhte Waldbrandgefahr.
Der Förster appelliert deshalb an die Bevölkerung, im Wald nicht zu grillen oder anderweitig Feuer zu entzünden. Selbst eine achtlos weggeschnippte Zigarettenkippe könne bei der derzeitigen Lage einen Waldbrand verursachen.
Friedhofsgärtner ändern Arbeitsplan
Auch interessant
Die Bochumer Friedhofsgärtner haben wegen der Trockenheit ihren Arbeitsplan notgedrungen umstellen müssen, erzählt Frank Plöger von der Genossenschaft der Friedhofsgärtner.
„Es muss derzeit alles gegossen werden, auch große Gehölze, die sich sonst durch Grund- und Regenwasser versorgen. Andere Arbeiten müssen wir deshalb verschieben.“
Durch den ausgedörrten Boden könnten auch keine neue Pflanzen gesetzt werden. Plöger und seine Kollegen hoffen deshalb auf eine länger anhaltende Regenperiode. „Ein kurzer starker Regenguss reicht nicht, weil alles direkt versickert.“
Landwirtschaft verschiebt Aussaat
Für Landwirt Achim Heinrichs bedeutet die Trockenperiode ebenfalls eine Umstellung seiner Pflanzzeiten. Das Ausbringen von Wintergetreide, das üblicherweise Mitte Oktober ansteht, verschiebt er auf das Monatsende. „Die Böden sind einfach zu trocken für eine Aussaat“, so der Landwirt aus Höntrop.