Bochum-Harpen. . Die Kreisliga-C-Kicker des TuS Harpen aus Bochum haben es geschafft. Sie haben einen Zuschauerrekord für eine dritte Mannschaft aufgestellt.

Die Champions-League-Hymne läuft, auf den Rängen wird Pyrotechnik gezündet und die Gästefans begrüßen die Mannschaften beim Einlauf mit einem Fahnenmeer und Konfettiregen. Im Camp Nou oder der Allianz Arena kommt das vor, auf der Platzanlage des TuS Harpen in der Regel nicht. Dass es nun doch so war, hat der Verein insbesondere zwei Menschen zu verdanken: Oliver Drohn, der die Idee zum Rekordversuch hatte, und Cynthia Günter, die den Radiosender 1Live mit ins Boot geholt hat. „Anfang der Woche wäre ich mit 500 Leuten zufrieden gewesen, dann habe ich gemerkt, dass 1000 schon realistisch sein können, das jetzt ist unglaublich“, sagt Oliver Drohn erstaunt.

2800 Menschen bei einer dritten Mannschaft. Das gab es deutschlandweit noch nie. Drohn war bis zur vergangenen Saison noch aktiv. „Schon dumm, dass mir die Idee nicht da schon gekommen ist“, lacht er. Bei dem Andrang würde er gerne selbst mitspielen. Der Anpfiff des Spiels der Kreisliga C musste nach hinten verschoben werden. Bei der eigentlichen Anstoßzeit um 17 Uhr war vor den Toren des Platzes noch eine Menschenschlange von gut 200 Metern.

Trainer ist im Urlaub

Zwanzig Minuten später konnte es losgehen. In Sechserreihen standen die Leute auf beiden Seiten hinter der Bande, viele standen abseits des Platzes. Für sie war das Spiel eher Nebensache. Die kleine Choreo der Gäste aus Riemke wurde von den verletzten Spielern vorbereitet. Unter den Riemker Zuschauern auch: Katrin Bergolte. Normalerweise schaut sie sich die Spiele ihres Freundes nicht an. „Wir reden hier über die Kreisliga C, das Niveau ist da nicht so hoch.“ Das Event heute wollte sie sich aber nicht entgehen lassen.

Cynthia Günter wäre sicher auch gerne dabei, die Co-Initiatorin ist allerdings beruflich in München. „Ich werde hier aber ständig von meinen Mädels und meinem Papa auf den neuesten Stand gebracht“, erklärt die Spielerin der Damenmannschaft am Telefon. Ein wenig enttäuscht ist sie natürlich trotzdem. Der eigentliche Trainer der Harpener, Guido Brüggemann, weiß, wie sie sich fühlt – er ist im Urlaub und kann beim großen Spiel seiner Jungs nicht dabei sein.

Aufgeregte Spieler

Die stehen seit Tagen unter Strom. Oliver Drohn hat bereits um 7 Uhr am Morgen erste Nachrichten von Spielern bekommen: „Ich kann nicht mehr schlafen, es soll jetzt losgehen“, hieß es da. In der WhatsApp Gruppe der Mannschaft wurden große Ziele ausgerufen: „Wir repräsentieren heute den gesamten deutschen Amateurfußball. Lasst uns den Leuten Gründe liefern, nur noch hierher zu kommen.“

Zumindest bei den Anhängern der TuS könnte das gelungen sein: Die favorisierten Riemker wurden mit 5:0 nach Hause geschickt. Die Fans – erst noch zurückhaltend – kamen bei den Toren aus sich heraus. Hexenkessel Sportanlage Steffenhorst. Wer hätte das vor einer Woche gedacht?