bochum. . Das Naturschutzgebiet „Waldsiepen/Hevener Straße“ im Lottental ist relativ klein, trotzdem äußerst wertvoll. Hier lebt sogar der Feuersalamander.

Mitten im Lottental führt eine kaum erkennbare kleine Gasse in das Naturschutzgebiet (NSG) „Waldsiepen/Hevener Straße“. Sie ist kaum zu erkennen und beginnt direkt zwischen den alten Bergarbeiterhäusern gegenüber der ehemaligen Zeche Klosterbusch. Nach wenigen Meter stößt der Spaziergänger auf ein äußerst seltenes Pflanzen- und Tierreich, ein besonders heimeliger Zeuge uralter Bochumer Waldgeschichte.

Das NSG ist nur knapp acht Hektar groß und das kleine Überbleibsel eines einst mächtigen Waldgebietes, das bis zur Industrialisierung fast den ganzen Bochumer Süden bedeckt hat. Nach nur wenigen Schritten muss der Besucher über einen umgestürzten Baum steigen, keiner räumt ihn beiseite, und das ist auch gut so, denn hier wird, soweit es die Sicherheit auf den Wegen erlaubt, alles der Natur und ihrem ewiglichen Atem überlassen.

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Zahlreiche Feuersalamander leben dort, „eine unserer Zielarten“, wie Peter Gausmann sagt, Ökologe bei der Unteren Naturschutzbehörde. Für die Larven und Lurche ist dieses Gebiet perfekt. Es besteht aus zwei tief in die Landschaft eingegrabenen Kerbtälern mit traumhaft verwunschenen, vollkommen wild gebliebenen Quellgebieten, die zwei liebliche Bachläufe speisen.

Nur noch selten zu findene Vegetationsstrukturen

„Solche naturnahen Vegetationsstrukturen sind nur noch selten zu finden“, sagt Gausmann. In den Hanglagen stehen vor allem Eichen und Buchen, in deren Höhlen viele Spechtarten und andere Vögel brüten. „Das kann man als Altwald bezeichnen“, sagt Gausmann. „Die mächtigsten Buchen würde ich auf 120 Jahre schätzen.“ Ein „ganz wichtiger Baum“ sei dies für das Stadtgebiet. Der Name „Bochum“ leite sich davon ab.

Dr. Peter Gausmann (re.) und Fynn Märtin von der Unteren Naturschutzbehörde  auf der Lichtung im NSG Waldsiepen/Hevener Straße.
Dr. Peter Gausmann (re.) und Fynn Märtin von der Unteren Naturschutzbehörde auf der Lichtung im NSG Waldsiepen/Hevener Straße. © Ingo Otto

Der Feuersalamander ist nur einer der wertvollen Lebewesen im NSG Waldsiepen. Er liebt solche ursprünglichen, feuchten Wälder. Im Unterholz, in den Bachschluchten wachsen die immergrünen Stechpalmen (Ilex), das „gegenständliche Milzkraut“, dem eine Heilwirkung nachgesagt wird, und aus dem vielen Totholz wachsen Pilze und auch der riesige, Schuhkarton große graue Zunderschwamm, der so heißt, weil er zerrieben hochentzündlich ist. „Auch liegendes Totholz ist wichtig für den Wald – für Käfer, Pilze und Insekten“, sagt Gausmann.

Wenn die Sonne aufgeht, dampfen die warmen Äcker. Im Hintergrund das NSG Waldsiepen.
Wenn die Sonne aufgeht, dampfen die warmen Äcker. Im Hintergrund das NSG Waldsiepen. © B. Kiesewetter

Das NSG ist kein Wanderparadies, dafür ist es viel zu klein, zudem gibt es nur einen einzigen Pfad, keinen Rundweg. Trotzdem lohnt ein Spaziergang durch dieses halbe Stündchen Zeitlosigkeit. Kaum etwas kündet hier von Menschenhand; lediglich ein uraltes, verfallenes Holzgeländer als Absturzschutz am Hang, zwei Hochsitze auf einer Viehweide, um Rehe zu schießen zum Schutz der Jungbäume, ein Misthaufen als organischer Dünger, um das Gras ertragreicher noch saftiger zu machen.

Wenn in der Früh die Sonne aufgeht, beginnen hier in die angrenzenden Äcker zu dampfen, weil ihre Wärme verdunstet. Ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig Freiflächen für den Klimaschutz sind.

>>>Naturschutzgebiet befindet sich in Privatbesitz

Das NSG „Waldsiepen/Hevener Straße“ befindet sich in Privatbesitz. Im 19. Jahrhundert befand sich dort auch das Stollenloch der Steinkohlezeche Hagensieperbank. Die Bäche führen zurzeit kein sichtbares Wasser, weil sie fast ausgetrocknet sind.