Wiemelhausen. . Evangelische Gemeinde Wiemelhausen will sich mit anderen Gemeinden vernetzen, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen. Kontaktaufnahme ist gestartet.

Der „Rechtsruck“, der unsere Gesellschaft nach den Geschehnissen in Chemnitz und Köthen augenscheinlich durchzieht, beschäftigt auch die evangelische Gemeinde in Wiemelhausen.

„Es muss auch bei uns eine Reaktion auf die rechten Aktivitäten dort geben“, findet Presbyter Holger Saiko und steht mit dieser Meinung im Presbyterium nicht allein. Also wurde in dem Gremium beschlossen, zu handeln. Aber nicht allein. „Wir wollen die Initiative ergreifen und ein kirchliches Netzwerk aufbauen“, erklärt Saiko.

Gesellschaftliche Werte verteidigen

Auch die Glocken der Melanchthonkirche läuten

Im Europäischen Kulturerbejahr 2018 soll am internationalen Friedenstag am Freitag (21.) mit einem europaweiten Glockenläuten ein Zeichen für ein friedliches Zusammenleben in Europa gesetzt werden. Die Glocken werden von 18 bis 18.15 Uhr läuten.

Die Glocken erinnern an das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren, den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren und an das unermessliche Leid, das diese Kriege über den Kontinent gebracht haben.

Auch die Glocken der Melanchthonkirche, Königsallee 46, werden an diesem Freitag erklingen und zum Friedensgebet einladen, das um 18.15 Uhr beginnt.

Gemeinsam mit anderen Gemeinden wollen die Wiemelhauser alles dafür tun, „die Werte zu verteidigen, auf die unsere Gesellschaft aufgebaut ist“, sagt Holger Saiko. Mit der Kontaktaufnahme wurde bereits begonnen. Die Kollegen aus Querenburg sind dabei. „Auch schon beim europaweiten Glockenläuten, an dem wir uns am Freitag beteiligen“, freut sich Pfarrerin Ellen Strathmann-von-Soosten über Unterstützung aus der Kooperationsgemeinde. Die andere, Stiepel, habe sich noch nicht gemeldet.

Doch die Netzwerk-Aktion startet ja auch gerade erst. Wenn mehrere Gemeinden mit im Boot sitzen, sollen sich Mitglieder aus den Presbyterien zusammensetzen, um weitere Schritte zu besprechen. „Wichtig ist, das wir ein schnelles Reaktionsmanagement hinbekommen“, hebt Holger Saiko eines der Hauptziele hervor. Man will auf gesellschaftliche Ereignisse umgehend reagieren können. Auch sollen andere Bündnisse, die sich gegen Rechts positionieren, dem Netzwerk angeschlossen werden.

Konkreter Maßnahmenkatalog soll diskutiert werden

In Wiemelhausen hat das Presbyterium schon ein bisschen vorgearbeitet, um den Mitstreitern auch gleich einen konkreten Maßnahmenkatalog vorlegen zu können, der dann diskutiert werden und, so Saiko, „gerne erweitert werden“ kann. Aktuell bündelt ein fünfköpfiges Team erste Ideen.

Im Mittelpunkt soll nach Ansicht der Wiemelhauser Gemeinde der Mensch stehen. „Viele Menschen fühlen sich derzeit allein gelassen, auch von der Kirche“, will Holger Saiko ausgemacht haben. „Gerade wir als Stadtkirche müssen auf die Menschen zugehen, mit ihnen sprechen und versuchen, Antworten zu geben.“

Pfarrerin Ellen Strathmann-von-Soosten empfindet in dieser politisch instabilen Lage „eine starke Selbstverpflichtung, Verantwortung zu übernehmen“. Kollege Martin Röttger verspricht, dass „wir bei diesem Thema keine Scheuklappen aufhaben werden“. Die Gemeinde will künftig auch mehr Präsenz im Stadtteil zeigen, etwa bei Festen. Röttger selbstkritisch: „Wir waren zu lange weg“.