Bochum. . Als DJ und Produzent ist ATB weltweit erfolgreich. Sein Tonstudio betreibt er in der Bochumer Innenstadt. Vier WAZ-Leser durften zu Gast sein.
Er ist mal wieder zu Hause. Kommt gerade aus Nashville, Tennessee. Reist bald weiter nach Rumänien, Russland, in die USA. André Tanneberger ist als DJ weltweit unterwegs. Diesmal kam der 45-Jährige besonders gern zurück. Tausende Fans erwarteten ATB gestern Abend beim Musiksommer auf dem Boulevard. Und zuvor vier Gewinner der Aktion „Die WAZ öffnet Pforten“.
Zum Abschluss unserer Sommerserie ging’s am Nachmittag in den vierten Stock eines Geschäfts- und Bürohauses an der Kortumstraße. Willkommen bei einem Weltstar: ATB, seit seiner ersten Nummer-1-Single „9 pm“ 1998 als DJ und Produzent rund um den Erdball erfolgreich, unterhält sein Tonstudio seit 2016 mitten in der Innenstadt.
Warmherziger Empfang
„Ich hatte keine Ahnung, dass es sowas hier gibt“, staunt Ralf Hausmann (51). Der IT-Projektleiter aus Stiepel steht zwar mehr auf Heavy Metal. Über den exklusiven Besuch bei ATB freut er sich gleichwohl – ebenso wie sein Freund Lars Schlick (46) aus Langendreer sowie der 13-jährige Raphael Kromhout und sein Vater Ryan (45), der ATB noch vom gemeinsamen Musikmachen in den 90er Jahren kennt.
Warmherzig fällt der Empfang im „Ruhrtone“-Domizil aus. Ein Wasser. Dann erzählt Tanneberger entspannt von der jüngsten Reise nach Nashville, ursprünglich eine Country-Legende, dank der Studio-Dichte längst aber auch Hochburg für den Rest der Musikwelt. In den USA finde er die Sänger, die seinen Produktionen den internationalen Kick verleihen. Die Feinabmischung folgt in Bochum – „dem Nashville Deutschlands“, grinst ATB.
Schlanke Technik in der Hit-Schmiede
Was die Leser überrascht: Das Studio ist deutlich kleiner als gedacht. „Ich hab’ mir Heerscharen von Mischpulten vorgestellt“, sagt Ralf Hausmann. Doch der technische Wandel ist rasant. Für eine professionelle Hit-Schmiede bedarf es nur noch einiger leistungsstarker Rechner. Allein ein Keyboard und Gitarren künden von alten Zeiten.
Dabei hält ATB noch die angestammte DJ-Ehre hoch. Immer mehr Kollegen arbeiteten bei Live-Auftritten mit vorproduzierten Tracks, berichtet er. Stick rein. Den Rest erledigt Kollege Computer. „Das macht mich wehmütig“, sagt André Tanneberger. „Es fehlt die Herausforderung, die spannende Frage: Was spiele ich als nächstes?“
Gemeinsam mit den WAZ-Lesern schwelgt er noch ein wenig in der Vergangenheit. Rückblick auf seine Anfänge beim „Century Rave“ 1996 in der Jahrhunderthalle. Erinnerungen an den Plattenladen „White Label Records“ an der Alten Hattinger Straße, in dem er ebenso wie Lars Schlick in den 90ern Stammkunde war. Bis heute, sagt ATB, empfehle er allen Nachwuchs-DJs, mit zwei Plattenspielern das Mischen zu erlernen. Vinyl macht den Meister.
Zeit, sich auf den Musiksommer vorzubereiten. In den Iran soll’s bald gehen, sagt ATB noch. Und: dass er bald eine Spielpause einlegt. Seine Eltern feiern Goldene Hochzeit. Soviel Bodenständigkeit darf’s auch bei einem Weltstar sein.