Bochum. . Die Zahl der Geschlechtskrankheiten steigt an. Fortan ist es daheim möglich, Proben zu entnehmen. Das WIR-Zentrum arbeitet mit der Aidshilfe.

Die Zahl der Geschlechtskrankheiten ist in den vergangenen Jahren wieder deutlich angestiegen – auch, weil der Gang zum Arzt vielen Betroffenen bei diesen Leiden besonders schwer fällt. Fortan kann ein Test auch daheim vorgenommen werden. Das Katholische Klinikum und die Aidshilfe NRW stellten am Montag einen neuen „Selbstentnahme-Kit“ vor.

Von bis zu 50 Prozent „Spätdiagnosen“ spricht Professor Norbert H. Brockmeyer und meint die Patienten, die sich mit sexuell übertragbaren Infektionen erst in weit fortgeschrittenem Stadium in ärztliche Behandlung begeben. Vor allem sie hatte der Leiter des Zentrums für sexuelle Gesundheit und Medizin „Walk in Ruhr“ (WIR) unter dem Dach des Katholischen Klinikums im Blick, als es galt, einen Selbsttest zu entwickeln. Möglichst einfach, ohne Scham und Scheu, soll es gelingen, eine erste Diagnose zu erhalten – und damit sich und seine Sexualpartner zu schützen.

Labor untersucht die Proben

Nun liegt das Resultat vor. Es heißt „test it“. Im vertrauten Umfeld kann der Nutzer Blut-, Urinproben und Abstriche bequem zu Hause entnehmen, in ein Transportpäckchen legen und mit der Post an ein Labor in Bad Salzuflen schicken, mit dem WIR zusammenarbeitet. Dort werden die Proben auf HIV, Syphilis, Chlamydien, Gonokokken und Mykoplasmen untersucht. „Bei korrekter Befolgung sind die Tests sehr zuverlässig. Das Labor arbeitet nach strengen Vorschriften“, versichert Brockmeyer.

32 Euro umfassen alle Kosten für den Test

32 Euro kostet das Selbstentnahme-Kit für sexuell übertragbare Krankheiten. In dem Preis sind die Zusendung, das Porto für das Zurücksenden der Proben, sämtliche Laboruntersuchungen und die Übermittlung des Ergebnisses enthalten.

Infos gibt es bei WIR, Bleichstraße 15, 0234/509 89 23, Internet: www.wir-ruhr.de

Wichtig für die Mediziner: „test it“ erfolgt unter ärztlicher Begleitung. Um an das Kit zu gelangen, ist eine persönliche Vorstellung im Bochumer Zentrum erforderlich. Das Ergebnis – ob positiv oder negativ – wird dem Teilnehmer nicht direkt vom Labor, sondern telefonisch von einem Arzt übermittelt. So soll sichergestellt werden, dass bei einer festgestellten Erkrankung sogleich eine Untersuchung und Therapie erfolgen kann.

Bisher unerreichte Personen werden angesprochen

Die Aidshilfe begrüßt den neuen Selbstentnahme-Kit. „So werden bisher unerreichte Personen angesprochen, die aus persönlichen Gründen keine lokale Beratungsstelle aufsuchen oder fern der Ballungsräume wohnen“, sagt Arne Kayser von der Aidshilfe Bochum. „Der persönliche Kontakt zum Arzt ist wichtig“, ergänzt Oliver Schubert von der Aidshilfe NRW.

Noch ist „test it“ ausschließlich über das Bochumer Zentrum zu beziehen. Das solle sich aber alsbald ändern, erklärt Brockmeyer. Ärzte und Gesundheitsämter hätten bundesweit großes Interesse angemeldet. Schon in den nächsten Monaten könnte das Vertriebsnetz ausgebaut werden.