Bochum. . In Bochum sollen jährlich 800 neue Wohnungen entstehen. Dafür müssen viele neue Häuser gebaut werden. Der Stadt gehen aber die Flächen aus.
Der Nachholbedarf an Wohnungen in Bochum ist immens. Mit Modernisierungen und Verdichtungen von Wohnraum, sei es im Hinterland oder durch das Aufstocken vor allem von Mehrfamilienhäusern, soll neuer, moderner Wohnraum geschaffen werden. So steht es im Handlungskonzept Wohnen der Stadt.
Aber um die Zielmarke von jährlich 800 neuen Wohnungen nicht zu reißen, ist vor allem eines gefragt: der Bau neuer Häuser. Das ist nicht nur für Investoren attraktiv. Es gibt auch einen nicht unerheblichen Nebeneffekt, so Eckart Kröck, Leiter des Amtes für Stadtplanung und Bauen: „Neubauten sorgen auch immer für Druck auf den Bestand.“ Sie sind wie eine Initialzündung, die Quartiere verändern, mittelfristig womöglich das Bild eines ganzen Orts- oder gar Stadtteils umkrempeln können.
Im Ostpark entstehen 1000 Wohnungen
Buchstäblich zu sehen ist das jetzt bereits in Ansätzen im Osten Bochums. Dort, in Altenbochum und Laer, beginnt gerade die Umsetzung eines Bauprojekts, das mit Fug und Recht als eines der ehrgeizigsten in der jüngeren Geschichte der Stadt bezeichnet werden kann: der Ostpark; ein 30 Hektar großes Quartier mit mehr als 1000 Wohnungen, die Mitte der 2020er Jahre samt attraktiver, parkähnlicher Grünflächen fertig gestellt sein soll. Bochum 2.0 in gewisser Weise. Ein Teil der neuen Stadt.
Stadt weist zahlreiche Perspektivflächen für Bauland aus
Perspektivflächen mit einer Größe von mehr als 50 Hektar hat die Stadt ausgewiesen. Hier könnte bis 2033 Bauland entstehen:
Bahntrasse Günnigfeld (5,7 Hektar)
Watermanns Weg (Wattenscheid; 1,9 ha)
Berliner Straße (Wattenscheid; 2,1 ha)
Dr.-Eduard-Schulte-Straße (Wattenscheid; 0,8 ha)
Westenfelder Straße (Wattenscheid; 7,2 ha)
Sodinger Straße (Gerthe 8,9 ha)
Bahntrasse Langendreer (3,7 ha)
In der Hei/Kemnader Straße (Stiepel; 3,7 ha)
Dietrich-Benking-Straße (Hiltrop; 4,1 ha)
Im Meerland (Werne; 7,5 ha)
Baumhofstr. (Wiemelh.; 5,7 ha)
So ein Projekt hat Potenzial, weil es die Stadt erneuert und den Bedarf in unterschiedlichen Segmenten deckt. Es dauert aber nicht nur lange, bis der erste Grundstein gelegt ist. Die ersten Ideen zum Ostpark entstanden 2009 im Rahmen der Bewerbung Bochums zur „Innovation City“. Es fordert auch viel Platz. Und der wird allmählich knapp.
Stadt verkauft Schulgrundstücke
„Wir haben kaum Flächen, die wir anbieten können“, sagt Kröck. Und das sei bedauerlich. Denn: „Durch den Verkauf städtischer Grundstücke ist eine nachfolgende Bebauung am besten zu sichern.“ Zudem habe die Vermarktung städtischer Flächen auch positive Effekte auf die Bodenpreisentwicklung.
Nachdem die Stadt in den vergangenen beiden Jahren noch 13 Grundstücke mit insgesamt etwa 3,2 Hektar Größe und einem Potenzial von mehr als 200 Wohnungen verkauft hatte, kann sie derzeit gerade einmal fünf Grundstücke am Markt anbieten: zwei ehemalige Schulen an der Ruhrstraße (Höntrop) und an der Bertramstraße (Leithe) sowie drei weitere Flächen an der Ruhrstraße. Keine 30 Wohnungen lassen sich darauf errichten. Als Motor für eine rege Neubautätigkeit taugt das kaum.
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Und auch der Blick in den Grundstücksmarktbericht 2017 verheißt nichts Gutes. Zwar hat sich der Flächenumsatz von unbebauten Grundstücken gegenüber den beiden Vorjahren beinahe verdoppelt. Er ist aber unter anderem „durch den Verkauf großer landwirtschaftlicher und gewerblicher Flächen erheblich gestiegen“, so Tim Mausbach-Judith, Vorsitzender des Gutachterausschusses.
Preise sind vergleichsweise moderat
Neubauprojekte in Bochum, wo im Vergleich zu anderen Ruhrgebietsstädten und erst recht zu den Metropolen der Durchschnittpreis für unbebaute Grundstücke mit 303 Euro je Quadratmeter (2017; Spanne zwischen 115 und 724 Euro) noch in vergleichsweise moderaten Bereichen liegt, könnten künftig also unter den Druck des Marktes geraten. Ist das Angebot klein, steigen automatisch die Preise.
Neues Bauland muss her, sagen daher Planer, Investoren und die überwiegende Mehrheit der Politik. Die hat im vergangenen Jahr entschieden, den vom Regionalverband Ruhr taxierten Bedarf von 24,3 Hektar Allgemeine Siedlungsbereiche (ASB) für die nächsten 15 Jahre mit insgesamt acht Perspektivflächen zu hinterlegen (siehe. Box).