Bochum. . Die Ausgeh-Branche ächzt. Immer mehr Diskos müssen schließen. Der „Prater“ in Bochum verkleinert sich und geht mit neuem Konzept an den Start.
In Bochum grassiert das Disko-Sterben. Mehrere große Tanzlokale haben die Pforten geschlossen. Der Branchen-Riese verkleinert sich: Der „Prater“ in Hofstede schrumpft um über 1000 Quadratmeter, will aber mit einem neuen Konzept das Überleben sichern.
Als „Party-Stadt“ wird Bochum landläufig tituliert. Doch abseits des zuverlässig pulsierenden Bermudadreiecks sind zahlreiche Feier-Treffs sang- und klanglos verschwunden. „Taksim“ an der Rombacher Hütte, „Fridays“, „360 Grad“ und „Polonia“ am Ruhrpark: längst Vergangenheit. Jüngst hat das „Apartment 45“ an der Viktoriastraße dicht gemacht, soll am 22. September als „Viktoria“ aber neu an den Start gehen, wie es auf Facebook heißt.
Steigende Personal- und Energiekosten
Von einer „Marktbereinigung“ spricht Hans-Bernd Pikkemaat, Präsident des Bundesverbandes deutscher Diskotheken und Tanzbetriebe (BDT). Das Freizeitverhalten habe sich gewandelt. „Junge Leute tendieren dazu, zu Hause zu bleiben, sitzen vor dem PC und suchen ihren Partner über die sozialen Netzwerke“, heißt es bei dem Verband.
Der „Dom“ soll bestehen bleiben
Noch steht nicht fest, auf welche Flächen der Prater künftig verzichtet. Sicher sei aber, dass der „Dom“, eine der beliebtesten Diskos für Jugendliche und junge Erwachsene in Bochum, Bestand haben wird.
Die Unternehmensgruppe Euco hält derzeit Ausschau nach neuen Mietern für die frei werdenden 1100 Quadratmeter in Hofstede. „Gut vorstellbar wäre ein Ärztezentrum“, sagt Senior-Chef Gerhard Uhle der WAZ.
Starre bürokratische Vorgaben sowie steigende Personal- und Energiekosten übten zusätzlichen Druck aus. Für die Betreiber gelte es mehr denn je, „ihr Konzept dem veränderten Markt anzupassen“.
5000 Besucher am Wochenende
„Genau das tun wir“, sagt Hendrik Büchten, Marketingchef des „Prater“ an der Dorstener Straße. Seit 28 Jahren ist der „Nachterlebnispark“ geöffnet. Bis zu 5000 Besucher werden am Wochenende gezählt. Drei Generationen feiern in den verschiedenen „Areas“ von Electro über Charts bis Disco-Fox-Schlager.
Und doch geriet das Urgestein zuletzt in Turbulenzen. „Wir mussten feststellen, dass viele Gäste sich an die zunehmenden Niedrigpreise mit Flatrate-Trinken und Rabattaktionen in anderen Locations gewöhnt haben. Damit lässt sich nicht kostendeckend wirtschaften. Daran sind viele Mitwerber gescheitert. 50 Prozent des Marktes sind weggebrochen“, sagt Hendrik Büchten.
Gehobene Gastronomie angestrebt
Auch der Prater mit seinen 95 Mitarbeitern habe massiv unter dem Wettbewerb um Billig-Tarife gelitten. In der Szene wurde bereits über eine Schließung spekuliert. Nun wurde mit der Euco-Gruppe, Eigentümer des Hannibal- und Prater-Centers, eine Lösung gefunden. Die Disko, eine der größten und ältesten in Deutschland, wird fortgeführt, allerdings nur noch auf 3900 statt 5000 Quadratmetern. Auf denen will sich der Prater als „Premium-Marke“ präsentieren.
Ein „Club-in-Club-Konzept“ auch mit gehobener Gastronomie wird angestrebt. Anfang 2019 soll es umgesetzt werden. Eines will Büchten dabei beibehalten: Auch künftig sollen im „Prater“ drei Generationen Spaß haben.