Bochum. . Der abgeschobene Gefährder Sami A. war in seinem Bochumer Wohnumfeld bekannt. Politiker Serdar Yüksel spricht vom „Versagen der Beteiligten“.

Sami A. (42) ist in seiner früheren Nachbarschaft an der Grenze Stahlhausen/Goldhamme gut bekannt. Schließlich steht der abgelehnte Asylbewerber aus Tunesien, der als islamistischer Gefährder eingestuft wird, zurzeit fast täglich bundesweit in den Schlagzeilen der Medien.

„Der Mist, den die da oben gemacht haben, müssen wir jetzt ausbaden“, sagte gestern ein betagter Anwohner über das juristische Hickhack um die missratene Abschiebung von Sami A..

13 Jahre lebte Ex-Leibwächter Bin Ladens von Sozialhilfe

Seit mehr als 13 Jahren lebte der 42-Jährige, der früher einmal Leibwächter von Terror-Chef Osama bin Laden gewesen sein soll, mit seiner Frau und seinen Kindern in Bochum von Sozialhilfe. Seine Wohnung liegt an einer Kleinstraße, zufälligerweise in der Nähe des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, das seit 2016 im Thyssen-Hochhaus eine Außenstelle hat.

Er habe Sami A., sagt der Anwohner auf dem Gehweg, schon mal mit weißem Gewand und Kopfbedeckung gesehen, wie sie Salafisten tragen. Und in der nahegelegenen Eugenstraße in Goldhamme soll er mal kurz eine Moschee in einem früheren Lebensmittellädchen betrieben haben. Sami A. musste sich täglich bei der Bochumer Polizei melden. Matthias Graben left

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Dort, sagte gestern ein Goldhammer Kaufmann, hätten Sami A. und zwei Bekannte im Jahr 2012 „eine Begegnungsstätte oder Moschee“ eröffnen wollen. Die Ordnungsbehörden hätten das aber nicht genehmigt, weil dafür nicht genug Parkplätze vorhanden gewesen seien. Allerdings war auch der Staatsschutz eingeschaltet, weil der Gebetsbetrieb bereits stattgefunden haben soll. Sami A. hätte schon viel früher abgeschoben werden müssen, sagt der Kaufmann.

Serdar Yüksel: „Symbolfigur der Islamisten“

Durch die Eugenstraße spaziert auch ein älterer Hundehalter, der noch nicht mitbekommen hat, dass ein Gericht die Rückholung von Sami A. angeordnet hat – wegen Foltergefahr in Tunesien. Das macht den Mann wütend. Soll er doch nach Deutschland zurückkommen, sagt er trotzig, „aber dann nicht hier nach Bochum“.

Sami A., dessen Familie weiter in Bochum wohnt, lebte bis zur Abschiebung im Wahlkreis des Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel (SPD). „Gut, dass er nicht mehr in Deutschland ist“, sagt er auf Anfrage. Sami A. sei „eine Symbolfigur in der islamistischen Szene“ und an Radikalisierungen beteiligt gewesen.

"Versagen der Beteiligten": Seehofer und Stamp

„So ein Gefährder hat in Deutschland nichts zu suchen. Mich ärgert aber, dass der Prozess nicht rechtssicher durchgeführt wurde.“ Das sei ein „Versagen der Beteiligten“, sagt Yüksel und meint Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und den Landesminister für Flüchtlinge und Migration, Joachim Stamp (FDP). „Ein Rechtsstaat darf sich nicht an der Nase herumführen lassen von jemandem, der mit allen Winkelzügen versucht hierzubleiben.“

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Sollte Tunesien sein Verfahren gegen Sami A. wegen Terrorverdachts einstellen und ihn nach Bochum ausreisen lassen, „hätte er hier schlechtere Karten“: Dann könnte das Verwaltungsgericht keine Foltergefahr mehr in Tunesien sehen und er erneut abgeschoben werden – dann rechtssicher.