Bochum-Gerthe. . Altlasten aus der Bergbauzeit machen dem Grundwasser bis heute zu schaffen. Bach wird ökologisch umgebaut. Kosten: rund 5,8 Millionen Euro.

Der Gerther Mühlenbach ist ein idyllisches Fleckchen Natur weit im Bochumer Norden, dem derzeit die größte Sanierung seiner Geschichte blüht. Eineinhalb Jahre lang wollen Tiefbauamt sowie das Umwelt- und Grünflächenamt den Bach gehörig auf Vordermann bringen – und dies aus triftigem Grund: „Der Bach wird ökologisch umgebaut, weil hoher Sanierungsbedarf besteht“, sagt Dieter Hartwig, Leiter des Umwelt- und Grünflächenamtes.

Vor allem die Altlasten aus der Gerther Bergbauzeit machen dem teils unterirdisch verlaufenden Mühlenbach bis heute zu schaffen. „In der Gegend gab eine Menge Industrialisierung wie Zechen und Kokereien, so dass viele Schadstoffe in den Boden gelangt sind und diesen verunreinigt haben“, meint Hartwig. Organische Schadstoffe wie Benzol seien hier ebenso zu finden wie schädliche Cyanide. „Davon geht eine Gefährdung aus, wenn Menschen mit dem Wasser in Berührung kommen oder Hunde in der Gegend spielen.“

Grundwasser wird gereinigt

Daher hat die Stadt beschlossen, diese „wunderbare Naturidylle“ sauberer und schöner zu machen. Tiefbauamt und Umweltgrünflächenamt arbeiten dafür Hand in Hand, um den Bach vom Grundwasser zu trennen. Das industriell verschmutzte Wasser soll dann künftig in ein Becken laufen, in dem es sich regeneriert und anschließend „sauber“ in den Bach läuft. „Dieses Sanierungsbecken wird aus einer zehn Meter tiefen und 40 Meter langen Stauwand bestehen, in dem sich das kontaminierte Grundwasser in einem Bioreaktor sammelt“, erzählt Marko Siekmann, Abteilungsleiter des Tiefbauamtes für Entwässerung.

Wasserpflanzen und Sonnenstrahlen helfen

Mithilfe einer Pflanzenkläranlage wird das Grundwasser gereinigt: Die organischen Schadstoffe im Wasser werden durch Mikroben und die schädlichen Cyanide durch Sonnenstrahlung und spezielle Wasserpflanzen abgebaut.

Parallel zum Bau der Grundwasserreinigungsanlage wird der Kanal gebaut – dies auf einer Länge von 555 Metern in offener Bauweise. Fünf Kontrollschächte und ein Entlastungsbauwerk sind nötig.

Das Besondere: Die ausgegrabene Erde wird vor Ort wiederverwendet. Dazu lagern die Mitarbeiter rund 7000 Kubikmeter Erde aus der Kanalbaumaßnahme in die Talaue um. Außerdem kommen rund 10 000 Kubikmeter neue, externe Bodenmasse zum Einsatz.

„Die Vorteile davon sind vor allem die entfallenden Entsorgungskosten und eine bessere CO2-Bilanz, da kein Transport nötig ist“, erläutert Mitarbeiterin Petra Hertel vom Grünflächenamt.