Bochum. Ein Geograf der Ruhr-Uni leitet das Raumfahrt-Büro in Bochum. Hier trifft Schulunterricht auf Weltraumreisen.
Nach Raumfahrt sieht es in diesem Büro nicht gerade aus. Nur postkartengroße Bilder von Raumsonden lassen erahnen, womit Dr. Andreas Rienow sich beschäftigt. Entspannt sitzt er am Schreibtisch in einem kleinen Raum in der dritten Etage in einem Bürohaus an der Unistraße. Von hier aus soll bei Schülern die Faszination für Raumfahrt und naturwissenschaftliche Fächer geweckt werden.
Deutschlandweite Lehrerfortbildung
Rienow ist Geograf an der Ruhr-Uni. Er leitet das Büro. Es hat den etwas sperrigen Namen European Space Education Resource Offices. Esero, die Kurzform, ist da schon eingängiger. Esero ist ein gemeinsames Projekt der Europäischen Weltraumorganisation ESA, des Raumfahrtmanagements im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR und weiterer Partner. Rienow und seine Mitstreiter sollen Unterrichtsmaterialien für Schüler von der ersten Klasse bis zum Abitur entwickeln. Zudem sollen sie irgendwann deutschlandweite Lehrerfortbildungen zu Themen der angewandten Raumfahrt anbieten. Schulunterricht trifft Raumfahrt. Rienow: „Wir wollen den Unterricht spannender gestalten.“
Raumfahrt bietet interessante Berufsbilder
Da ist dann natürlich Alexander Gerst ein Thema. Der deutsche Astronaut ist derzeit zum zweiten Mal in der Internationalen Raumstation ISS. Ihn kennen viele Schüler, seitdem er 2014 das erste Mal ins All geflogen ist. „Wir suchen jetzt nicht zwingend den nächsten deutschen Astronauten“, sagt Rienow. „In der Raumfahrt und bei der Raumfahrtforschung gibt es noch andere wichtige und interessante Berufe. Die Raumfahrt braucht qualifizierte Arbeitskräfte.“
Noch in der Entwicklungsphase
Planetarium und Sternwarte arbeiten mit
Bei Esero arbeiten zehn Institutionen in NRW zusammen. Neben den Unis Bochum, Bonn und Köln gehören dazu auch das Planetarium und die Sternwarte Bochum sowie die Gemeinschaftsoffensive zur MINT-Bildung Zukunft durch Innovation NRW.
Bisher gibt es zwölf Esero-Büros. Unter anderem in Großbritannien, Belgien, Niederlande.
So könne beispielsweise mit Technologie im All Hochwasser anders beobachtet, gegebenenfalls eher vorhergesagt werden. „Dabei kann es dann darum gehen“, sagt Rienow, „dass wir erkennen, welche Standorte betroffen sein könnten.“ Doch sei man noch in der Entwicklungsphase: „Wir schauen gerade, wo passt das Thema Raumfahrt in die vorhandenen Lehrpläne.“ Und passen sie auch noch, wenn die Gymnasien zum Abitur nach neun Jahren, also zu G 9, zurückkehren?
Kooperation mit verschiedenen Partnern
In Rienows Büro sollen die Angebote der verschiedenen Partner gebündelt werden. So arbeiten unter anderem auch das Planetarium Bochum und die Sternwarte bei diesem Projekt mit. Rienow: „Wir entwickeln hier Unterrichtseinheiten und Fortbildungen. Dann sollen sie deutschlandweit ausgebreitet werden.“