Bochum. . Bochum ist steinreich. Das erfuhren zwölf WAZ-Leser bei einem exklusiven Besuch im Steinbruch im Lottental – Erdbeben-Messung inklusive.

Vom Strukturwandel gebeutelt, von der Großindustrie im Stich gelassen, von Schulden geplagt: Bochum steht in der öffentlichen Wahrnehmung nicht eben rosig da. Zwölf WAZ-Gewinner kommen nach 90 schweißtreibenden Minuten zu einer gegenteiligen Erkenntnis. Bochum ist reich. Steinreich!

Der Steinbruch im Lottental ist die fünfte Station der Sommerserie „WAZ öffnet Pforten“. „Versuchsfeld – Zutritt nicht gestattet“, warnt das verwitterte Schild am Eingangstor. Hereinspaziert in ein verbotenes Idyll: Bochums größtes Bodendenkmal ist wegen seiner geologischen Bedeutung und Artenvielfalt den Wissenschaftlern und Studenten der Ruhr-Universität vorbehalten. Für die WAZ wird eine Ausnahme gemacht.

Aus der Zeche wurde ein Biotop

Der Nachmittag startet mit einer Zeitreise. Geologe Dr. Manfred Brix nimmt die Leser mit in die Steinkohlenzeit, schlappe 300 Millionen Jahre her, als das Ruhrgebiet eine Sumpflandschaft war. Aus Sümpfen entstanden Kohle, Flöze, Fossilien, Urgestein: Spuren, die bis heute auf, an und unterhalb der 50 Meter hohen Steilwände sichtbar sind.

Ebenso wie nebenan die Relikte der Zeche Klosterbusch, die bis 1961 mit bis zu 1200 Mitarbeitern Kohle förderte. Die wurde mit einer Seilbahn (Grüße an Volker Steude und seine Stadtgestalter!) nach Herbede gehangelt. Das Bergematerial aus dem Steinbruch wurde gebraucht, um die Abraum-Hohlräume unter Tage zu verfüllen. An Wissenschaft dachte damals noch niemand.

Tummelplatz für Forscher

Heute ist der Steinbruch Tummelplatz nicht nur für Forscher, sondern auch für Pflanzen, Insekten und Kleingetier aller Art. Ein wundervolles Biotop am Rande der Großstadt ist erblüht.

Am Südhang ist es muckelig warm. Da fühlen sich Spinnen oder Nattern besonders wohl. Und Mäuse, die der Uhu-Familie im Jagdrevier hoch oben auf dem Felsen manch leckeres Mahl bescheren. „Dieses Jahr hat Familie Uhu wieder drei Jungtiere großgezogen“, berichtet Manfred Brix. Die Leser sind traurig, keine der stolzen Eulen entdecken zu können.

Atombombentest lässt Gerät ausschlagen

Aus der prallen Sonne geht’s ab in den Stollen. Für die WAZ wird’s wieder exklusiv: Geophysikerin Martina Rische führt die Gruppe in die Erdbeben-Messstation. Wir lernen: Unterirdische Erschütterungen sind Alltag im Revier – aber zum Glück fast immer harmlos, weil auf den Bergbau zurückzuführen.

Das letzte „echte“ Beben gab’s 1992. Stärke 6 ließ die Gläser in den Schränken und die Menschen in den Betten wackeln. „Da konnte man Angst bekommen“, erinnert sich eine Leserin. Mulmig wird’s den Seismologen heute nur, wenn Kim Jong-un mal wieder einen Atombombentest in Nordkorea startet. Dann schlägt auch die Kurve auf den Laptops im Lottental aus. „Sogar deutlich“, sagt Rische.

Im Schacht herrschen zehn Grad

Die WAZ-Gruppe fröstelt. Nicht nur wegen Kim Jong-un. Sondern wegen der (nur anfangs erfrischenden) zehn Grad, die ganzjährig im düsteren Schacht herrschen. Zurück ans Tageslicht. Zurück zum Felsmassiv, das sich majestätisch über dem Ruhrtal erhebt. „Schauen Sie mal, wie schön es glitzert“, bestaunt Irmgard Köhne einen Ruhrsandstein, den Manfred Brix aufgehämmert hat. Er funkelt.

So reich kann Bochum sein.

500 Leser hatten sich beworben

Die Sommeraktion „WAZ öffnet Pforten“ findet auch in diesem Jahr großen Anklang. Über 500 Leser hatten sich für die 13 exklusiven Termine beworben. Bei allen Angeboten musste das Los entscheiden.

In dieser Woche sind wir beim Verkaufssender QVC und beim Bochumer Verein zu Gast.