Bochum/Witten. . In den renommierten Bauer-Studios hat Heinrich Brinkmöller-Becker die Aufnahmen eines Jazz-Trios begleitet. Wie Musik auf CD kommt, ist spannend.

Ein Stück Musik käuflich zu erwerben, ist nicht sonderlich schwer. Man geht in den nächsten Elektromarkt oder füllt ganz neuzeitlich den digitalen Einkaufswagen – und schon steht dem ungebremsten Musikgenuss nichts mehr im Weg.

Doch bis es ein Stück Musik erst einmal auf Vinyl, CD oder in den Internet-Stream geschafft hat: Das ist ein langer, oft mühevoller Weg, den der Fotograf Heinrich Brinkmöller-Becker in einer sehenswerten Fotoausstellung nachzeichnet. Auf Haus Kemnade folgt der Besucher dem Werdegang eines Albums „vom Instrument in die Konserve“, so der Titel. Also gewissermaßen von der Idee bis zum Tonträger.

Von Keith Jarrett bis Udo Jürgens

Jazz-Liebhaber Brinkmöller-Becker, dessen Portal „nrwjazz.net“ unter Kennern einigen Respekt genießt, hat dafür mehrere Tage in den renommierten Bauer-Studios in Ludwigsburg verbracht. Seit den 50er Jahren werden hier Alben und Tourmitschnitte teils namhafter Größen vor allem aus der Jazz-Szene veröffentlicht. Keith Jarretts legendäres „Köln Concert“ (1975) befindet ebenso darunter wie Platten von Stevie Wonder, Udo Jürgens und Peter Alexander. Seltene Fotos und Autogrammkarten sind in der Kemnader Ausstellung hinter Glas zu bewundern.

Statt die Musiker bei der Arbeit auf der Bühne zu zeigen, verlegte Brinkmöller-Becker sein Tätigkeitsfeld diesmal ins Studio. „Dieser kreative Schaffensprozess wird eher selten dokumentiert“, meint er. Mit seiner Kamera beobachtete Brinkmöller-Becker drei Tage lang das Kölner Jazz-Trio „Duck Tape Ticket“ bei den Aufnahmen zum jüngsten Album „The Undreamt Oasis“. Dabei teilt sich die Ausstellung in zwei Teile: Farbige Fotografien zeigen das emsige Arbeiten vor tausenden Reglern und Knöpfen am Mischpult und an diversen Aufnahmegeräten, während Schwarz-Weiß-Aufnahmen die Musiker bei ihrer Arbeit einfangen.

Bewunderung für den Tonmeister

Bis 2. September auf Haus Kemnade geöffnet

Die Ausstellung „Vom Instrument in die Konserve“ ist bis 2. September auf Haus Kemnade (An der Kemnade 10) zu sehen. Geöffnet: dienstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr. Eintritt frei.

Im Rahmen der Ferienpass-Aktion gibt es am 20./21. August einen Workshop für Kinder von 7 bis 12 Jahren, bei dem auch eine CD aufgenommen wird. Anmeldung unter 02324 / 30 268.

Vor allem eine Person stieß dabei auf die ungeteilte Bewunderung des Fotografen: „Wie wichtig der Tonmeister bei einer Aufnahme ist, das habe ich vorher gar nicht gewusst“, sagt er. „Seine Arbeit ist fast schon bedeutender als die der Musiker.“ Einige Leihgaben der Bauer-Studios wie ein silbernes Mikrofon finden sich ebenso in der Ausstellung wie das fertige Album des Trios, das am Ende zu hören ist.

Doch wie wird Musik heutzutage eigentlich gehört? Brinkmöller-Becker ist bekennender Vinyl-Fan, dem viel daran liegt, ein Album in der Hand zu halten. „Die Fotos, das Booklet, die Gestaltung sind schon wichtig“, meint er. Doch modernem Streaming begegnet er deswegen nicht naserümpfend: „Es ist gut, dass es das gibt“, meint er. „Ein Album verliert dadurch vielleicht an Ästhetik, aber die Hauptsache ist doch, es wird gehört.“