Bochum. Olaf Kröck blickt auf acht Jahre am Schauspielhaus zurück. Der zukünftige Intendant der Ruhrfestspiele verbeugt sich vor dem Bochumer Publikum.
Olaf Kröck (47) führte das Schauspielhaus ein Jahr lang als Interimsintendant zwischen Anselm Weber und Johan Simons. Im WAZ-Interview blickt der neue künstlerische Leiter der Ruhrfestspiele zurück auf seine Zeit. Und verteilt ein dickes Lob an das Bochumer Publikum.
Wie sind Ihre Gefühle beim Abschied?
Bochum hat mir sehr viel gebracht, das wird eine wichtige Position in meinem Leben bleiben. Fasziniert hat mich die seltsam-eigenwillige Magie des Schauspielhauses. Erst denkt man, na ja: das ist ein Stadttheater wie jedes andere. Aber bald merkt man: Bochum ist anders, das ist hier speziell.
Woran machen Sie das fest?
Das Publikum ist schwer zu überzeugen, aber wenn es überzeugt worden ist, ist es so begeisterungsfähig wie kaum ein anderes. Und es ist kenntnisreich. Die „Neuen“, die kommen, werden immer zuerst an den „Alten“ gemessen, Peymann, Zadek. Das ist nicht immer einfach, aber es fordert. Ein anderes ist die Liebe zu den Darstellern. Das Schauspielhaus ist ein Theater, das Schauspieler zum Strahlen bringt.
Wie hat sich das Theater während Ihrer acht Jahre verändert?
Man muss als Schauspielhaus in der Stadt akzeptiert sein, das haben Anselm Weber und ich geschafft. Wenn Sie nach Veränderungen fragen, so waren seit 2010 drei Phasen prägend. Die erste war der künstlerische Neustart nach der Ära Goerden. Dann die zweite, die Konsolidierungsphase. Damals hatten wir extremen finanziellen Druck, das hatte zwangsläufig Auswirkungen auf die Arbeit. Erst nach dem mühsamen Etat-Ausgleich durch Anselm Weber wurden wir künstlerisch stark und stärker, das strahlte zuletzt auch überregional aus, denken Sie an „Volksverräter!!“ in der letzten Saison.
Vorläufige Kennzahlen der Spielzeit 2017/18
Bis Ende Juni besuchten rund 180 000 Zuschauer die 600 Vorstellungen im Schauspielhaus. Trotz Schließung des großen Hauses wurde damit eine Auslastung von 80 Prozent erreicht.
Die beliebtesten Vorstellungen 2017/18 waren „Spamalot“ (100 Prozent Auslastung), „Istanbul“ (96), „Bochum“ (95), „Freiheit in Krähwinkel“ (86) und „The Humans“ (80).
Was waren Ihre bevorzugten Inszenierungen?
Sehr gern mochte ich „Istanbul“, das eine Begegnung zwischen Deutschen und Türken ermöglichte. „Hamlet“ von Jan Klata war stark, Dimitrij Schaad hat sich förmlich in die Figur verbissen. Von Roger Vontobel sind mir besonders „Rose Bernd“ und „Die Nibelungen“ im Gedächtnis geblieben. Und Paul Koeks unorthodoxer Tschechow, „Drei Schwestern“.
Ist das Theater zukunftsfest?
Eindeutig: ja! Das Haus ist finanziell gesund, die Besucherzahlen sind enorm, die Gastspiele haben viel zum guten Ergebnis beigetragen. Die Frage bleibt, wie sich die neuerlichen Tariferhöhungen auswirken werden.
Wie wird sich Recklinghausen von Bochum unterscheiden?
Der Unterschied ist, dass bei den Festspielen die Arbeit temporär ist, nur einige Wochen umfasst. Dem gegenüber steht der Ganzjahresbetrieb am Schauspielhaus, das erfordert z.B. eine ganz andere Planung. Gemeinsamkeit ist, dass beide Institutionen eine extrem wichtige Bedeutung für die Region Ruhrgebiet haben. Das gilt auch für mich persönlich, ich bleibe mit meiner Familie in Bochum wohnen.