Bochum. . Firmen, Verwaltung und Bürger setzen verstärkt auf Photovoltaik. Vorreiter Phillips sagt: „Es lohnt sich“. Ertrag steigt im Juli um 35 Prozent.
Gut zehn Jahre ist es her, dass Unternehmer Johann Phillips auf das Dach seines Firmengebäudes an der Rombacher Hütte eine Solaranlage von respektabler Größe installieren ließ. Ein Pionier war er damit zwar nicht, es gab schon einige andere Anlagen auf Bochumer Dächern.
Aber unter den mittelständischen Sanitär- und Haustechnikfirmen im weiten Umkreis war Phillips ein Photovoltaik-Vorreiter. „Und es hat sich gelohnt“, bilanziert der frühere Kreishandwerksmeister, dessen Firma natürlich längst nicht nur Solarkollektoren verkauft und installiert. „Wir bieten jetzt auch Mietmodelle an“, sagt der Senior-Chef.
Starker Anstieg der Anlagen
Die Sonnenenergie macht sich allmählich in der Stadt. Ende 2017 waren insgesamt 1752 Photovoltaik-Anlagen installiert. Zehn Jahre vorher waren es gerade einmal 263 Anlagen (Grafik). Die installierte Leistung wuchs auf 27 443 Kilowatt- Peak. Mit dieser Strommenge könnten 7000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden.
Nicht zuletzt die Stadt, die die ersten Anlagen durch Fördervereine an verschiedenen Schulen Ende der 1990er möglich gemacht hat, und die städtischen Tochterunternehmen sind es, die auf Energie aus der Sonne setzen.
Anstieg um 35 Prozent im Juli
Seit sieben Jahren betreibt zum Beispiel der USB ein großes Solarkraftwerk auf der ehemaligen Hausmülldeponie in Kornharpen. Auf einer Fläche von etwa 23 000 Quadratmetern sind 10 400 Solarmodule verbaut, die jedes Jahr etwa 740 000 Kilowattstunden im Jahr erzeugen. Damit können etwa 148 Haushalte ein Jahr lang ihren Stromverbrauch decken. Für eigene Zwecke produziert der Umweltservice Strom mit 372 Solarmodulen auf den Werkshallen an der USB-Verwaltung. Die Wirtschaftsentwicklung betreibt gemeinsam mit den Stadtwerken eine 1560 Quadratmeter große Anlage auf dem Parkhaus an der Jahrhunderthalle.
Gerade in den großen Anlagen ist die Energieausbeute in diesen Tagen mit extrem viel Sonne besonders hoch. „Im Juli verzeichnen wir bislang einen Anstieg um 35 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr“, sagt Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak. Der Bundesverband Solarwirtschaft spricht von einer Rekordernte in diesem Jahr. Seit Anfang des Jahres verzeichnen die Betreiber der in Deutschland installierten mehr als 3,5 Millionen Solaranlagen einen Energiezuwachs von acht Prozent.
Vier große Photovoltaik-Anlagen im Stadtgebiet
Strategisch soll die Solaranlage auch künftig für die Stadtwerke Bochum eine gewichtige Rolle spielen. „Wir verfolgen derzeit im Projektscouting mehrere Ansätze parallel für Onshore-Wind und Photovoltaik“, kündigte unlängst Dietmar Spohn, Sprecher der Geschäftsführung an. Neben der langfristigen Entwicklung bislang nicht ausgebauter Räume sollen verstärkt auch Kaufoptionen bereits bestehender Anlagen weiterverfolgt werden.
Bis 2025 will das Energieunternehmen, das vier große Photovoltaik-Anlagen im Stadtgebiet und eine Freiflächen-Anlage im fränkischen Gnodstadt unterhält, insgesamt 120 Millionen Euro in Erneuerbare Energien investieren und seinen Bestand um etwa 60 Megawatt ausbauen, „um“ so Spohn, „weiter erfolgreich zu bleiben“. Dazu gehört auch, über das Solar-Paket und das Vermieten von Anlagen noch stärker als Dienstleister zu agieren.