Bochum. . Aral entwickelt in Bochum moderne Kraftstoffe: synthetischen Diesel, Bio- und Elektrosprit. NRW-Wirtschaftsminister besucht Forschungszentrum.

Die mobile Zukunft ist elektrisch. Heißt es. Aber bei Aral, dem Betreiber von Deutschlands größtem Tankstellennetz, sind sie davon überzeugt, dass auch in 30 Jahren neben E-Autos ein beträchtlicher Teil der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren unterwegs sind. In Bochum forscht der Konzern an den Kraftstoffen der Zukunft. „Dabei geht es sowohl um die ständige Verbesserung vorhandener Kraftstoffe, aber auch um die Entwicklung neuer Kraftstoffe“, sagt Aral-Vorstandschef Wolfgang Langhoff.

Es geht um nicht weniger als die Geschäftsgrundlage von morgen: um Kraftstoffe, die aus Abfall, aus der Luft, aus erneuerbaren Energie gewonnen werden und die sowohl bei der Produktion als auch beim Verbrauch so emissionsarm wie möglich sein sollen. Geforscht wird an E-Fuels, bei denen Erdöl durch einen anderen Rohstoff ersetzt wird, an aus erneuerbarem Strom hergestelltem Wasserstoff, der für die Kraftstoffproduktion genutzt wird und an synthetischem Diesel, der den Stickoxid-Ausstoß (NOx) um die Hälfte verringert.

Vielversprechende Laborwerte

Noch sind das Laborwerte. Aber offenbar vielversprechende, die auch NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) mit großem Interesse registriert hat. „Sie deuten darauf hin, dass wir durch intelligente Kraftstoffe einen erheblichen Teil zur Lösung unserer NOx-Probleme leisten könnten. Es wäre von großem Wert, wenn solche Innovationen möglichst bald auch in Großproduktion gehen könnten“, sagte Pinkwart nach seinem Besuch der Aral-Forschung.

Einige Millionen Euro investiert das Unternehmen jährlich an seinem Standort an der Querenburger Straße, wo seit 1926 geforscht wird. 100 Mitarbeiter arbeiten auf dem 27 000 m² großen Areal gegenüber dem Neuen Gymnasium. Zwei Jahre dauerten Entwicklung und Bau der technologisch hoch entwickelten Rollenprüfstände, die im Mutterkonzern BP „weltweit einzigartig sind und die Entwicklung von Kraftstoffen für alle Märkte erheblich vorantreiben“, so Aral-Sprecherin Stefanie Hansen. Simuliert werden mit ihnen Klimabedingungen von minus zehn bis plus 40 Grad Celsius, absolviert werden Langzeittests mit hohen Kilometerleistungen, Verbrauchs- und Emissionstests – und das mit Fahrzeugen, die mit Verbrennungsmotor, Hybridtechnik oder elektrisch betrieben werden.

Forderung nach „größtmöglicher Technologieoffenheit“

Die Botschaft an die Politik ist klar: eine größtmögliche Technologieoffenheit bei der Debatte um die Mobilität der Zukunft. „Angesichts der Vielfalt innovativer Ansätze wäre es fahrlässig, sich vorschnell allein auf die Elektromobilität festzulegen“, sagt Aral-Chef Langhoff. So hätten etwa synthetische Kraftstoffe nicht nur viel Potenzial, sondern könnten auch die bereits vorhandene Logistik und Infrastruktur nutzen.

Der Mutterkonzern BP selbst beherzigt diese Technologieoffenheit. In Großbritannien hat er den größten Anbieter von Ladestationen gekauft und betreibt derzeit 6500 Stationen unter dem Namen Chargemaster. Ein Investition in Deutschland scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Schließlich hält BP nicht mit seinem Ziel hinter dem Berg. Er will ein Schnellladenetzes in Europa aufbauen.

Kraftstoff aus Aromaten und Aliphaten

Aral unterhält mit 2431 Anlagen das größte Tankstellennetz in Deutschland. Das Unternehmen hat seit 1898 seinen Sitz in Bochum und erfand 1924 den ersten Super-Kraftstoff der Welt

Zusammengesetzt war der Kraftstoff aus Aromaten und Aliphaten – daher der Name „Aral“. Seit 2002 gehört Aral zum britischen Mineralölkonzern BP, dessen deutscher Sitz Hamburg ist.