Bochum-Grumme. Wie verändert das Smartphone unseren Alltag? Das thematisierten Kinder aus dem Jugendtreff “Sit down“ in kurzen selbstgedrehten Filmen.
Was macht man mit einem Handy? Schon der Nachwuchs im evangelischen Familienzentrum „Die Schatzinsel“ im Stadtteil weiß darüber Bescheid. Das zeigte die Veranstaltung zu „Soziale Medien in unserem Alltag“ an der Liborius-Schule. Der Stadtteilladen Grumme und die Grundschule luden ein. Das Besondere: Kinder aus dem Jugendtreff „Sit down“ und dem Offenen Ganztag an der Liborius-Schule drehten Filme zum Thema, die sie am Abend präsentierten.
Ein Filmteam ging auch in das Familienzentrum, um Drei- bis Sechsjährige zu interviewen. Ergebnis: Ein Handy ist schick und selbst die Kleinen wollen eins haben. Jeder der Eltern hat eins. Die Kinder nutzen es zum Spielen - auch im Internet – oder um Fotos zu machen. Die Eltern filmen damit ihren Nachwuchs. „Manchmal kann man damit auch telefonieren“, erklärte ein Mädchen nach langem Vorlauf.
2017 im Arbeitskreis „Orte für Kinder“ entstanden
Das Filmprojekt „Soziale Medien in unserem Alltag“ entstand 2017 im Arbeitskreis „Orte für Kinder“, der alle Organisationen der Kinder- und Jugendarbeit im Quartier vertritt. Der Stadtteilladen übernimmt die organisatorische Unterstützung. Für das Projekt arbeitete er ab März 2018 mit der ev. Kita, dem ev. Jugendtreff und der OGS zusammen.
Das Jugendamt förderte das Projekt auf Antrag finanziell.
Andere Mediennutzung
Ist die Mediennutzung mit diesen Geräten ganz anders als bisher? Medienpädagogin Friederike Arenth-Hippert vom Evangelischen Beratungszentrum für Ehe-, Erziehungs- und Lebensfragen bestätigte das im Gespräch mit Moderatorin Silke Neufeld vom Stadtteilladen. „Das Telefonieren steht nicht mehr im Vordergrund. Vielmehr sind das Soziale Medien wie What’sApp, Instagram, Twitter oder Facebook, und SMS oder eben Fotos und Videos zu produzieren“, erklärt sie. Je jünger, desto mehr, so ihr Fazit.
Irritationen führen zu Entwicklungsstörungen
Sorgen macht ihr dabei vor allem eins: „Die Eltern verlieren durch die ständige Nutzung des Geräts den Blickkontakt und damit die wichtige soziale Zuwendung zu ihrem Nachwuchs.“ Je jünger die Kinder seien, desto stärker bedürften sie dieser Beziehung, um Sicherheit für ihr Leben zu gewinnen. Arenth-Hippert: „Dauerhafte Irritationen können zu ernsthaften Entwicklungsstörungen bei den Kleinen führen.“
Wie Erwachsene ihr Handy nutzen, zeigte das anschließende Filminterview der Kinder vom Jugendtreff „Sit down“ im Stadtteilladen Ennepestraße. Je älter; desto weniger, je aktiver, desto vielseitiger bis hin zur Planung von Arbeits- und Privatterminen.
Glaubwürdige Darstellung
Besondere und durchaus erschreckende Höhepunkte der Veranstaltung waren zwei weitere Filme. Viertklässler vom Offenen Ganztag der Schule drehten zu „Angst machen durch Kettenbriefe“ in den Sozialen Medien. Zehn Kinder vom Jugendtreff zeigten mit „Die Neue“ auf, wie „Cybermobbing“ geht. Dieses Mal mit Happy End, weil der Konflikt im Gespräch gelöst wird. „Wer über Facebook und Co. gemobbt wird, sollte sich Hilfe bei Lehrern oder Eltern suchen und Anzeige erstatten.“, betonte die Medienpädagogin.
„Es ist wichtig, dass sich die Kinder mit solchen Problemen beschäftigen und damit Mobbing verhindern lernen“, zog Schulleiterin Barbara Kleffken Bilanz. „Die Lehrer helfen weiter.“
„Das war eine wichtige Erfahrung für mein Kind“, meinte Mutter Daria Sengüner. „Erschreckt hat mich, wie glaubwürdig die Kinder das Geschehen präsentierten“, ergänzte Mutter Danielle Menken. „In unserem Treff sorgte das Projekt für viel Gesprächsstoff unter den Kindern und Jugendlichen, wie sie sich als Opfer verhalten hätten“, berichtete Deborah Pettkus vom „Sit down“. Allein deshalb habe es sich gelohnt.