Bochum. . Zwei weitere Gedenkstelen zur jüdischen Geschichte sind fertig, aber ihr Aufbau verzögert sich. In einem Fall spielt der Vogelschutz eine Rolle.

An vielen Stellen fallen sie ins Auge: künstlerisch gestaltete Stelen, die an die Bochumer jüdische Geschichte erinnern. Am Platz der alten Synagoge steht eine, ebenso am alten Bahnhof in Langendreer oder auf dem Springerplatz. Zwei weitere Stelen sind für die Innenstadt in Planung, eine an der abgerissenen ev.-reformierten Kirche („Pfefferdose“), eine am alten Amtshaus Brückstraße.

Doch die Aufstellung kommt nicht voran. „Es gibt immer neuen Hindernisse, mit denen die Info-Stele am Ort der zerstörten ,Pfefferdose’ hinausgezögert wird. Der Fall ist leider nicht singulär. Auch die Fortsetzung des Stelenwegs zur jüdischen Geschichte am alten Amtshaus wird seit Monaten blockiert“, beklagt Pfarrer Manfred Keller, langjähriger Leiter der Evangelischen Stadtakademie.

Hecke durfte nicht abgeräumt werden

Sein Nachfolger, Pfarrer Arno Lohmann, teilt die Kritik nicht: „Beide Stelen sind fertig und sollen in naher Zukunft aufgestellt werden“, sagt er. Zwar stimme es, dass die Aufstellung verzögert worden sei, aber: „Das hatte in beiden Fällen nachvollziehbarer Gründe“, so Lohmann. So ist als Standort für die „Pfefferdose“-Stele ein Mini-Grünstück an der Bleich-/Untere Marktstraße ausgespäht worden, gegenüber der alten Propstei, in Blickachse zur im Krieg zerstörten ev.-reformierten Kirche. Aus Gründen des Vogelschutzes wurde das Abräumen einer 1,5 m breiten Hecke im Frühjahr vom Umweltausschuss gestoppt. Erst im Herbst darf die Hecke weggenommen werden, „und dann wird natürlich sofort auch die Stele aufgestellt“, erläutert Pfarrer Lohmann.

Sechs Stelen wurden seit 2010 aufgestellt

Von 2010 bis 2017 wurden sechs Stelen aufgestellt, zwei in der Innenstadt (Massenbergstraße/Schützenbahn und Dr.-Ruer-Platz/Huestraße), zwei im Stadtparkviertel (Erich-Mendel-Platz und Goethe-/ Schillerstraße), eine in Langendreer und eine auf dem Springerplatz.

Details siehe www.stadtakademie.de/projekte.

Der zweite Fall betrifft das Amtshaus im Brückviertel, das nach dem Krieg den zurückgekehrten Juden als Bet- und Versammlungsstätte diente. „Auch diese Stele ist fertig, sie konnte aber noch nicht aufgestellt werden, da es Abstimmungsbedarf mit dem Hausbesitzer gibt“, so Lohmann. Häusser-Bau hatte Ende der 90er Jahre das Verwaltungsgebäude von anno 1884 von der Stadt gekauft und zum Bürohaus umgebaut. „Wir sind im Gespräch, aber abhängig von einer Entscheidung des Eigentümers“, sagt Lohmann. Häusser-Bau habe sich grundsätzlich bereit erklärt, die Stele aufstellen zu lassen. Es gehe nun um die exakte Stelle, da der Platz vor dem Amtshaus beengt ist.