Bochum-Harpen. . Die Bezirksvertretung Nord fordert Nachuntersuchungen, weil eine Anwohnerin sagt, der Boden im Neubaugebiet sei belastet. Beweise hat sie nicht.

Schon 2011 hätten an der Bockholtstraße, dort, wo früher die Volksschule stand, die ersten Häuser hochgezogen werden können. Doch der Investor sprang ab, weshalb sich auf dem brachliegenden Areal nicht viel tat. Jetzt fand sich ein neues Unternehmen, das das Neubaugebiet entwickeln will. Ein entsprechendes Bauschild steht auch schon. Nur wird es erneut dauern, bis der erste Bagger rollen kann.

Das Neubaugebiet liegt zwischen Gerther Straße, Bockholtstraße und einem Grüngürtel.
Das Neubaugebiet liegt zwischen Gerther Straße, Bockholtstraße und einem Grüngürtel. © Helge Hoffmann

Die Bezirksvertretung Nord sah in der jüngsten Sitzung noch erheblichen Klärungsbedarf und schob die Beschlussvorlage in die erste Sitzung nach der Sommerpause (11. September). Die Stadtverwaltung wurde aufgefordert, Nachuntersuchungen anzustellen. Denn im Raum steht nun plötzlich der Verdacht, der Boden sei womöglich kontaminiert.

Dies behauptet jedenfalls eine Anwohnerin, die davon berichtet, 2015 sei mit vielen Lkw Boden angeliefert und großflächig verteilt worden. Und dieser sei belastet. Beweise dafür hat sie nicht, wie weitere Recherchen ergaben. Die Anwohnerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, behauptet, mit einem Immobilienmakler gesprochen zu haben, der Andeutungen in diese Richtung gemacht habe. „Er sagte mir, er sei aus der Sache raus und wolle sich ,für diesen Dreck nicht vor den Karren spannen lassen’.“

Verwaltung will „gründlich prüfen“

Eine Nachbarin, die ebenfalls anonym bleiben möchte, berichtet von einem Kaufinteressenten, der wieder abgesprungen sei, weil ihn das Ganze 20 000 Euro mehr gekostet hätte, „weil er den Boden selbst hätte entsorgen lassen müssen“. Vier Ämter hätte man eingeschaltet, sagen die Anwohnerinnen, nirgends habe man etwas von den Erdarbeiten gewusst.

Investor übernimmt Kosten für die Erschließung

Die Baukosten für die Erschließung des Neubaugebietes am Bockholt betragen inklusive Entwässerung/Kanalbau, Straßenbau, Beleuchtung etc. rund 525 000 Euro und werden laut Stadt komplett vom Investor übernommen.

Baustart soll nach Möglichkeit noch in diesem Jahr sein, eingeplant sind für die Maßnahmen etwa vier Monate.

Um für Starkregen gewappnet zu sein, ist ein Regenrückhaltebecken vorgesehen.

In diesem Punkt unwissend zeigte sich auch Thomas Plackert vom Tiefbauamt, als er der Bezirksvertretung Nord das Bauvorhaben erläuterte. Von aufgeschüttetem Boden sei ihm nichts bekannt. „Der Hinweis muss ernstgenommen und gründlich geprüft werden.“ Zumal die Bezirksvertretung dies auch fordert. Von der Aussage der Anwohnerin besorgt zeigte sich Philipp Welsch, Sprecher der SPD-Fraktion, „da fällt es schwer, eine Entscheidung zu treffen“. Weshalb das Gremium die Verwaltungsvorlage auch einvernehmlich in die nächste Sitzung schob.

Unklarheit über Art der Wohnhäuser

Zumal es eine weitere Unklarheit gibt: Thomas Plackert sprach von elf Einfamilienhäusern, die am Bockholt gebaut werden sollen. In der Beschlussvorlage ist aber von acht Doppelhaushälften die Rede. Wie es zu diesen unterschiedlichen Angaben kommt, konnte sich Plackert nicht erklären, der von den Politikern mit auf den Weg bekam, auch diesbezüglich Klarheit zu schaffen. Auch im Sinne Kaufinteressierter. Eine Frau, die mit ihrer Familie zum Bockholt ziehen möchte, berichtete in der Bezirksvertretung irritiert, ihr sei eine Doppelhaushälfte angeboten worden.