Bochum. . Die Fahrrad-Ausleihzahlen von Metropolradruhr sind in Bochum abgestürzt. Als Grund dafür wird Vandalismus genannt. Andere Anbieter klopfen an.

Bochum galt als Hochburg des Fahrradverleihs im Ruhrgebiet. Mehr als 125 000 Mal wurde allein 2015 hier ein Rad von Metropolradruhr ausgeliehen – so oft wie in keiner anderen Kommune. Seitdem aber bewegt sich das vom bundesweit größten Verleiher Nextbike betriebene Angebot im Rückwärtsgang.

2016 waren es nur noch gut 93 000 Ausleihen, im Vorjahr gar nur noch 75 162 – ein Minus von 40 Prozent (Grafik). Duisburg hat Bochum, das immer noch die meisten Stationen aufweist (77) und wo mehr als 700 Räder stehen oder gefahren werden, mittlerweile den Rang als Radausleih-Stadt Nummer eins abgelaufen.

Vandalismus und Diebstähle

„Nach übermäßigem Wachstum seit Beginn der Kooperation mit der Ruhr-Universität hatten wir in den letzten zwei Jahren rückläufige Verleihzahlen“, räumt Nextbike-Sprecherin Mareike Rauchhaus ein. Vandalismus und Diebstähle hätten zu einer geringeren Verfügbarkeit der Räder geführt. Doch gemeinsam mit Stadt und Polizei sei es gelungen, das Problem in den Griff zu bekommen.

Rauchhaus: „Das erste Halbjahr 2018 hat die höchsten Verleihzahlen in Bochum nach dem ersten Halbjahr 2015 vorzuweisen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Ausleihzahlen um mehr als 30 Prozent gestiegen.“ Mit neuen Angeboten will der Platzhirsch zudem in Zukunft punkten. Die Pläne reichten von Pedelecs über Cargobikes bis zum weiteren Ausbau vor allem an ÖPNV-Knotenpunkten.

Stadt verhandelt mit neuen Anbietern

Einstellen muss sich der bisherige Alleinanbieter künftig auf Konkurrenz. Sechs Anfragen von Fahrradleih-Anbietern vor allem aus Asien liegen der Stadt mittlerweile vor. Mit zwei von ihnen hat sie bereits Gespräche geführt. Und einer, das in Berlin ansässige Unternehmen Byke, plant dem Vernehmen nach bereits im nächsten Monat mit 100 Rädern seinen Start in Bochum, hält sich aber mit öffentlichen Äußerungen noch zurück. Byke-Geschäftsführer Martin Voss bestätigt Gespräche mit der Stadt und „beiderseitiges Interesse“. In Duisburg, Mülheim und Essen ist Byke schon vertreten.

Leihstationen, so wie sie von Metropolradruhr-Betreiber Nextbike unterhalten werden, will keiner der möglichen Konkurrenten aufbauen. Stattdessen sollen die Räder an nahezu jeder Stelle im Stadtgebiet abgestellt und ausgeliehen werden können.

Probleme mit der Akzeptanz

Genau das aber sieht die Stadt mit Sorge. „Es ist zu vermuten, dass Räder in der Billigversion nur geringe Akzeptanz finden und möglicherweise zu vermehrtem Vandalismus führen“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage. Zu befürchten seien auch „behindernde oder gefährdende Situationen durch viele, ungeordnet abgestellte Räder“. Das Problem: Die Städte haben kaum Einflussmöglichkeiten: „Das Abstellen von Fahrrädern fällt in den Gemeingebrauch des öffentlichen Straßenraumes und ist somit nicht zu unterbinden.“

Die Stadt hat daher eine freiwillige Vereinbarung ausgearbeitet. Sorgen sollen die Verleiher etwa dafür, dass nicht mehr als fünf Fahrräder pro Standort stehen, dass Räder nicht in Parks, Grünanlagen und Wäldern abgestellt werden und ein Serviceteam vor Ort ist. Beide Anbieter, mit denen die Stadt gesprochen hat, hätten signalisiert, sich daran zu halten.

Daten könnten von Interesse sein

Derweil steht noch die Frage im Raum: Warum drängen so viele Anbieter auf den Markt? Nach Recherchen des Rundfunks Berlin Brandenburg wurde in Asien viel Kapital für Investitionen gesammelt. Indes lohnt sich das Geschäft offenbar gar nicht – oder noch nicht. Nach bisherigen Erfahrungen sind „Verleihgebühren keine wirtschaftliche Grundlage für Fahrradleihsysteme“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Im Raum steht der Verdacht, die Betreiber könnten vor allem an Bewegungsdaten der Kunden interessiert sein.