Bochum. 15 Darstellerinnen zwischen 15 und 75 Jahren zeigen ein erfrischend kurzweiliges Stück rund um Geschlechterrollen und die „#Me too“-Debatte.

Der „intergenerationelle Club“ des Schauspielhauses feierte im Theater Unten mit „Ich bin nicht Dornröschen!“ eine stark beklatschte Premiere. Es spielten 15 Darstellerinnen zwischen 15 und 75 Jahren.

Als sie den Catwalk üben, fällt eine junge Frau hin und ein Raunen geht durchs Publikum. Sehr wahrscheinlich war der Sturz nicht geplant, doch er passte treffsicher in das Anliegen des Stückes. Frauen zerbrechen an der – in dieser Szene – männerdominierten (Mode-)Welt.

Erfrischend kurzweiliges Stück

„Was wäre, wenn Geschlechterrollen nichts anderes wären als eine alltägliche Performance?“ So lautet die Ausgangsfrage in dem erfrischend kurzweiligen Stück von Silvia Stutzmann unter der Regie von Ruth Hengel und Elena Holzheimer. Das Märchen vom Dornröschen, die nach einem Fluch 100 Jahre lang schlummern soll, fungiert als Parabel.

Zu Beginn sagt eine Frau: „Ich will nicht 100 Jahre schlafen. Ich möchte fliegen.“ Und so kommt es auch: Dornröschen steht auf und sagt: „Ich hab‘ keinen Bock mehr!“ Und sie fliegt. Etwas zu geschlechterkämpferisch heißt es von einer anderen Frau: „Emanzipation fängt dann an, wenn wir das sein können, was wir sein wollen.“

Video mit Interview

Dazwischen läuft ein Video mit Interviews zu Themen wie Menstruation und Schwangerschaft. Promis wie Catherine Deneuve und Thea Dorn werden mit ihren Reaktionen auf die „#Me too“-Debatte eingeblendet. Die 15 Darstellerinnen tragen eng anliegende schwarze Kostüme mit Skelett-Motiv. Sie streifen ein bisschen durch die Geschichte, erwähnen die englischen Suffragetten, tanzen zu straffer New-Wave- Musik, funktionieren als Team.

Und dann heißt es: „Das Märchen wurde vor der Frauenbewegung geschrieben. Da waren wir noch nicht emanzipiert.“ Jetzt müssen sich vielleicht die Männer emanzipieren. Dann dürften sie in diesem Intergenerationellen Club auch mitspielen.

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© INGO OTTO

„ Ein letztes, sehr beeindruckendes Stück des Jungen Schauspielhauses, mit tollen Charakteren zum Thema Emanzipation. Unterstützt durch Musik und vorproduzierte Videoeinspielungen der Schauspieler, in denen individuelle Meinungen und Erfahrungen zu typischen Frauengeschichten vorgestellt wurden. Insgesamt eine Abhandlung über den Wandel der Frauenrolle, von früher bis heute, aufgehängt am Märchen von Dornröschen. Unbedingt empfehlenswert, auch und gerade für Männer.“

Edgar Zimmermann