Bochum. . Ein Paar ärgert sich über den ungepflegten Zustand des Friedhofs Stiftstraße in Langendreer. Die Stadt Bochum teilt den Eindruck nicht.
Vor einigen Jahren noch fühlte sich Annegret Wilangowski auf dem Friedhof an der Langendreerer Stiftstraße wie in einem Park. Doch das Bild hat sich für die 60-Jährige stark gewandelt: „Ich finde das nicht mehr schön“, so die Langendreererin. Damit meint sie das Gras und Unkraut, das um manche Gräber herumwuchert sowie die ungepflegten Wege.
Am Eingang macht der Friedhof einen gepflegten Eindruck. „Der vordere Teil ist das Aushängeschild“, so Annegret Wilangowski. Schließlich seien hier regelmäßig Beerdigungen. Doch je weiter man gehe, desto wilder werde es. Ein Problem sehen Wilangowski und ihr Freund Holger Marquitan bereits bei den Rasengräbern. Zwischen den einzelnen Grabsteinen wuchert hier das Gras.
Gemähtes Gras bleibt liegen
Wenige Meter weiter befinden sich Friedhofsflächen, die derzeit nicht belegt sind. Hier steht das Gras ebenfalls meterhoch. „Das sieht aus wie eine Wiese“, so Wilangowski.
Der eigentliche Stein des Anstoßes für das Paar ist allerdings der hinterste Teil der Anlage. Hier befinden sich sowohl die Gruft der Eltern als auch das Grab des verstorbenen Mannes. Neben gepflegten Gräbern beginnt der Wildwuchs. Werde dann mal gemäht, ließen die Friedhofsgärtner das Gras einfach liegen, so Marquitan.
Auch an den aufgelösten Gräbern stößt sich das Paar. Denn hier würde lediglich die Umrandung entfernt, allerdings nichts geebnet: „Wenn man nicht aufpasst, fällt man“, sagt die Pächterin. Holger Marquitan ist erst im vorigen Jahr aus Wanne-Eickel nach Langendreer gezogen. Aus seiner Heimat kenne er andere Friedhöfe, betont er: „Auf dem dortigen Friedhof St. Marien sind Rasengräber echte Rasengräber.“ Vor allem empört ihn der Zustand des Langendreerer Friedhofs wegen der hohen Beerdigungskosten in der Stadt.
Zu wenig Personal
Als Annegret Wilangowskis Mann 2002 beerdigt wurde, sei der Friedhof noch deutlich schöner gewesen, sagt die Langendreererin. Beispielsweise sei der Platz um das Grab eine Zeit lang mit Asche statt Gras bedeckt gewesen.
Beerdigungen stehen auf der Rangliste oben
Oberste Priorität hat bei der Stadt die Durchführung von Beerdigungen, erst danach kommt auf der Rangliste die Pflege. Bei der Pflege steht an erster Stelle dann der Rasenschnitt.
Beim Friedhof an der Stiftstraße können die Pächter zwischen Urnen- und Erdbestattung entscheiden. Neben dem traditionellen Familiengrab steht auch das Reihengrab zur Verfügung.
Die Trauerhalle verfügt über etwa 50 Sitzplätze.
Mehrmals hatte Annegret Wilangowski versucht, die Stadt auf den Missstand aufmerksam zu machen: „Aber da hieß es immer nur: ‘Wir bemühen uns, aber haben nicht genügend Personal’“, erzählt sie. Sie könne durchaus verstehen, dass der große Friedhof viel Arbeit sei. Aber dann solle man doch mehr Arbeiter einstellen.
Stadt teilt den Eindruck nicht
Die Friedhofsverwaltung der Stadt Bochum erklärt auf Anfrage, den Eindruck des Paares könne sie so nicht teilen: „Es stimmt zwar, dass vereinzelt witterungsbedingt das Gras teilweise schnell und höher wächst, aber insgesamt ist insbesondere neben Gräbern der Zustand gepflegt“, so Katrin Müller, Mitarbeiterin der Pressestelle.