Stahlhausen. . Bochumer Bildhauerin Dorothee Schäfer wird für sechs Wochen in einem Seniorenheim in Griechenland mit den Bewohnern arbeiten und leben.
Sechs Wochen Griechenland! Was klingt wie ein Traumurlaub, dürfte für die Künstlerin Dorothee Schäfer durchaus mit Arbeit verbunden sein. Denn für ihre Reise nach Athen hat sie kein Fünf-Sterne-Hotel gebucht. Sie logiert unter dem Dach eines Seniorenheims und möchte den Bewohnern dort ein wenig Kunst vermitteln. Und dies, obwohl Schäfer zuvor noch nie in Griechenland war und kein einziges Wort griechisch spricht. „Das könnte spannend werden“, meint sie schmunzelnd.
Klassische Ausbildung zur Steinbildhauerin
Der Plan für diesen ungewöhnlichen und durchaus herausfordernden Ferientrip beschäftigt Schäfer schon länger. „Es hat mich immer geärgert, dass ich zwar eine klassische Ausbildung zur Steinbildhauerin absolviert habe, aber in dem Land, in dem die ganze antike Kunst ihren Ursprung hat, noch nie gewesen bin“, sagt sie. Um tiefere Einblicke in die griechische Kunst zu erlangen, bewarb sie sich um ein Stipendium – und wurde abgelehnt. „Das war die individuelle Künstlerförderung des Landes, bei der ich wohl harte Konkurrenz hatte“, sagt Schäfer.
Freie Kost und Logis
Glück für Schäfer: Seit etwa drei Jahren hat die Künstlerin ihr Atelier im Stadtteilzentrum Q1 an der Halbachstraße, das zur evangelischen Kirchengemeinde gehört. Pfarrer Holger Nollmann hat beste Kontakte nach Athen und insbesondere zum Haus Koroneos. In dem deutsch-griechischen Altenheim leben viele deutsche Auswanderer, es liegt mitten im Athener Stadtzentrum. Der Deal: Bei freier Kost und Logis können Schäfer und die italienische Künstlerin Elena Pinci-Schneider, die sie begleitet und ebenfalls kein Griechisch spricht, in dem Seniorenheim wohnen. Im Gegenzug beschäftigen sie sich künstlerisch mit den Bewohnern.
Über Prag, Bukarest und Sofia nach Athen
Seit Donnerstag ist Dorothee Schäfer unterwegs. Statt mit dem Flieger bewältigt sie die Strecke mit dem Reisebus und trifft ihre Mitstreiterin Pinci-Schneider erst vor Ort. „Der Weg dorthin gehört für mich zur Reise einfach mit dazu“, meint sie. Ab München, wo sie ihren Sohn besucht, fährt sie weiter über Prag, Bukarest und Sofia bis sie irgendwann in Athen ankommt. Über 40 Stunden wird die Ochsentour dauern. „Ich find das super“, sagt sie, „schließlich bin ich über Österreich weiter östlich nie hinaus gekommen. Diese Länder möchte ich einfach mal erleben.“
Die lange Zeit nutzen
Die lange Zeit will sie auch nutzen, um ein paar Blicke ins Wörterbuch zu werfen, obwohl sie weiß, dass sie über ein paar Brocken Griechisch wohl kaum hinaus kommen wird. „Egal, wir werden uns schon irgendwie verständigen.“ Gespannt ist Schäfer vor allem darauf, andere Künstler und ihre Arbeitsbedingungen kennen zu lernen, denn das Spardiktat, unter dem die Griechen seit einer Weile leben, hat auch die Kunstszene hart getroffen. „Wir jammern immer darüber, dass wir zu wenig Förderung bekommen, aber wir bekommen sie wenigstens“, sagt sie. „Das ist in Griechenland ja völlig anders.“
Residenzkünstlerin im Stadtteilzentrum Q1
Dorothee Schäfer gehört zu den Mitbegründerinnen der ersten BO-Biennale. Seit 2015 ist sie Residenzkünstlerin im Stadtteilzentrum Q1 in Stahlhausen, ihr Atelier befindet sich auf der Orgelempore.
Ihre bildhauerische Arbeit ist vielschichtig: Neben Zeichnungen liegt der Schwerpunkt ihrer Kunst auf dem klassischen Material Stein, das sie zu figürlichen und abstrakten Werken verarbeitet.