Bochum. Seit einem Vierteljahrhundert können Studierende über den Tellerrand schauen. Der interdisziplinäre Teil ist eng mit dem Hauptstudium verzahnt.
Optionalbereich. Den meisten Menschen, die nicht zum Dunstkreis der Ruhr-Uni gehören, wird das Wort eher wenig sagen. Mit Stolz erfüllt die Initiatoren das Projekt trotz allem. Zum 25-jährigen Bestehen, im weitesten Sinne, gab es deshalb nun eine kleine Feier.
Ein Sechstel des Studiums
Der Festakt zum Jubiläum fand an ungewöhnlichem Ort statt: In einem der Innenhöfe der Universität, umgeben von Büros und Seminarräumen. Diese Verortung, ob nun bewusst oder unbewusst gewählt, mag auch als ein Sinnbild des Optionalbereichs gelten: Er gehört mittlerweile mitten ins Leben der Studierenden.
Am einfachsten ließe sich der Optionalbereich wohl als drittes Studienfach für alle Zweifach-Bachelor beschreiben. Ein Sechstel des Studiums macht er aus und dient dazu, über den fachlichen Tellerrand zu schauen. Der Studierende kann Seminare fernab seiner regulären Studienlaufbahn wählen und so interdisziplinäre Methodik entwickeln. „Das bietet einen Raum der unbegrenzten Möglichkeiten“, so Dr. Kornelia Freitag, Prorektorin für Lehre und Internationales.
Mit EDV und Sprachen
Seine Geburtsstunde erlebte der Optionalbereich im Rahmen des Magister-Reformmodells 1993. Bereits nach sechs Semestern hatten die Studierenden damals erstmals die Möglichkeit, ihren B.A., Bakkalaureus Artium, zu erwerben. Während ihrer Zeit an der Universität beschäftigten sie sich über das Fach hinaus mit Zusatzqualifikationen, beispielsweise in der EDV oder mit Sprachen. Den „richtigen“ Optionalbereich gibt es seit 2001. Nun konnten die Studierende aus fünf Bereichen Kurse wählen, mindestens drei Bereiche mussten aber belegt werden. Auch dieses System ist wieder Geschichte: „2016 haben wir auf acht Profile umgestellt“, so Astrid Steger, die Leiterin der Geschäftsstelle.
Alleinstellungsmerkmal
Der Blick auf das gemeinsame Kind erfüllt die Verantwortlichen mit Freude: „Wir haben hier ein Alleinstellungsmerkmal. Was den Optionalbereich angeht, sind wir führend, weil wir ihn ins Studium integrieren“, sagt Prof. Klemens Störtkuhl, der Studiendekan des Optionalbereichs. Dass sich die Leitung indes bewusst ist, dass sich das zusätzliche Angebot noch lange nicht am Ziel befindet, wurde bei der Feier ebenfalls klar.
Hier schilderte die Studentin Sophia Helmert ihre Erfahrungen. Sie sprach beispielsweise davon „unbedingt Kurse belegen zu müssen, aber nicht in die Kurse zu kommen, die man wollte“. Fünf Semester hatte sie versucht, das Seminar „Farben sehen und erleben“ zu belegen, fünf Mal wurde sie abgewiesen. Das Losverfahren hatte jemand anderen als Teilnehmer gezogen. „Wir arbeiten ständig an der Verbesserung“, so Steger.
Viel Positives zu berichten
Acht Profile und 14 000 Studierende
Derzeit belegen 14 000 Studierende den Optionalbereich.
Es gibt seit 2016 acht Profile: Praxis, Lehramt, Liberal Arts Education, Sprachen, International, Forschung, Wissensvermittlung und Freie Studien.
Bei anderen Universitäten ist ein ähnliches Programm oft freiwillig zu belegen. Eine Ausnahme bietet Freiburg.
Geplant ist, den Optionalbereich zukünftig auch für Einfach-Bachelor anzubieten. Auf lange Sicht könnte er zudem in den Masterstudiengang integriert werden.
Aber auch Positives hatte Helmert zu berichten. So erzählte sie unter anderem, wie der Kurs „Schreibmarathon in 30 Tagen“ ihr dabei geholfen habe, sich mit dem inneren Kritiker auseinanderzusetzen: „Das war die hilfreichste Technik für mein weiteres Schreiben.“ Auch wenn der Blick über den Tellerrand also auch nach 25 Jahren nicht immer leicht fällt, lohnend ist er allemal.