Bochumer Bergbau-Museum hält die Erinnerung aufrecht
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Bochum. Mit dem Zechensterben setzte der Niedergang der Geschichte Bochums als Kohle-Stadt ein. Das Bergbaumuseum hält die Erinnerung aufrecht.
Der Technik und dem Wissen von früher kann man nur noch im Bergbaumuseum nachspüren. Der lebendige Bergbau ist in Bochum schon lange tot, genau genommen starb er zweimal: 1973 schloss mit der Verbundanlage Hannover/Hannibal in Hordel der letzte Pütt auf Bochumer Stadtgebiet.
1988 – 13 Jahre nach der Eingemeindung der ehedem selbstständigen Nachbarstadt – war schließlich auch Betriebsende auf der Wattenscheider Zeche Holland. Bochum ist seit 40 Jahren Bergbau-freie Zone. Kein Wunder, dass die Erinnerungen ebenso verblassen wie die verstreuten, verbliebenen Relikte der einst so stolzen und eindrucksvollen Industrie.
Anfänge im 17. Jahrhundert
Sie hatte im 17. Jahrhundert ihren Aufschwung genommen, in jenen fernen Tagen sind nahe der Ruhr Anfänge der bergmännischen Kohlegewinnung im Stollenbau nachgewiesen. Über 20 Zechen zählte Bochum noch nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Förderung lief auf vollen Touren, der Energiehunger der jungen Bundesrepublik war immens. 1956 war die letzte Hochkonjunktur im Ruhrbergbau erreicht. Dann setzte die Kohlekrise ein, von der Bochum massivst betroffen war.
Was andernorts an Zechenschließungen mit jahrelanger Verzögerung folgte, brachte Bochum in Rekordzeit hinter sich: Allein ab 1958 verlor die Stadt innerhalb von drei Jahren fünf Großschachtanlagen mit annähernd 15 000 Beschäftigten, u.a. die Zechen Engelsburg, Friedlicher Nachbar, Prinz-Regent sowie Dannenbaum und Bruchstraße, die den Opel-Werken weichen mussten (siehe Bericht unten).
In einer Stadt, in der einst Fördertürme „an jeder Ecke“ grüßten, ist es heute vor allem das Gerüst überm Bergbaumuseum, das als weit sichtbares und über die Stadtgrenzen hinaus gültiges Wahrzeichen Bochum und den Bergbau verbindet. Dabei stammt das 70 Meter hohe, grüne Bauwerk gar nicht von hier, vielmehr wurde es von der 1973 still gesetzten Zeche Germania in Dortmund-Marten transloziert, wie der Fachbegriff für „an einen anderen Ort versetzen“ lautet.
Wasserhaltung auf ewig
Erhalten geblieben sind neben den wuchtigen steinernen Malakowtürmen (etwa Zeche Hannover) die Strebengerüste der Zechen Holland (Wattenscheid), Robert Müser (Werne) und Carolinenglück (Hamme) – die Schächte der letzteren werden noch regelmäßig gewartet und befahren: In der Tiefe arbeiteten riesige Pumpen, die, eingebunden ins komplexe System der Wasserhaltung der Ruhrzechen, verhindern, dass das Ruhrgebiet absäuft.
Auch wenn die meisten baulichen Zeugnisse der Kohle-Industrie verschwunden sind, lassen sich noch viele Verweise auf die Zechen-Vergangenheit unserer Stadt finden. Man muss es nur wissen: Hätten Sie gedacht, dass der Ümminger See, ein begrüntes Naherholungsgebiet in Langendreer, einst der Kohlen-Niederlageplatz der Zeche Mansfeld war? Oder dass der Rock-Club „Zeche“ in Weitmar in Bauten der Zeche Prinz-Regent entstand?
Beeindruckende Untertage-Welt
Wer auf den Spazierwegen des Wäldchens an der Lewackerstraße wandelt, streift in Wahrheit über das Areal der alten Zeche Dahlhauser Tiefbau. Im Unterholz an der Beverstraße stößt man, unmittelbar an der Stadtgrenze zu Dortmund, auf die Reste der Zeche Neu-Iserlohn 1/2. Auch der kleine Park zwischen Hofsteder und Haldenstraße war früher Industriegebiet, hier befand sich das Werksgelände der Schachtanlage Präsident 2. Es ließen sich noch viele solcher Orte benennen; an manchen stehen Tafeln, die auf ihre Geschichte hinweisen.
Oberirdisch „läuft“ erinnerungstechnisch also noch ‘was. Aber Unter-Tage-Feeling lässt sich in Bochum nur noch im Bergbaumuseum erhaschen. Dafür aber so bequem wie unterhaltsam: Zumal im kaum zehn Meter tiefen Anschauungsbergwerk mit seinem 2,5-km-Tunnelsystem, in dem Maschinen, alte und neue Technik sowie Hilfsmittel wie Pannschüppe, Grubenlampe und Abbauhammer angefasst und erfahren werden können.
Alte Zeiten kehren niemals wieder
Das ist hoch interessant, und immer wieder sind die kleinen und großen Besucher/innen nach der „Ausfahrt“ aus dem Museum voller Begeisterung (und auch voller Ehrfurcht) angesichts der technischen Entwicklung und des für den Kohleabbau nötigen Aufwands.
Die riesigen Maschinen und nicht zuletzt der knochenharten Arbeit der Kumpel unter Tage, sie machen immer noch Eindruck. – Aber wer die fördernden Zechen noch erlebt hat, die schwere Luft im Streb geatmet, sich in der Kaue mit Kernseife hat „buckeln“ lassen und das Signal des Anschlägers an der Hängebank vor Beginn der Seilfahrt noch gehört hat, der weiß, dass diese Zeiten niemals wiederkehren. Glückauf!
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