Bochum. . G-Data hat seinen Sitz in einer früheren Lebensmittelzentrale. Am Wochenende können weitere Bochumer Architektur-Projekte besucht werden.

Die Adresse ist vornehm – Königsallee, die Nachbarschaft gediegen und traditionsreich – Eickhoff und Knappschaft, die Gebäudehülle ungewöhnlich für einen Pionier der IT-Sicherheitssoftware. G-Data residiert in einem historischen Backsteinkomplex entlang der Nord-Süd-Achse, der auf den ersten Blick so gar nicht zu der zukunftsgewandten Branche seiner Eigentümer zu passen scheint. Dort, wo heute mehr als 400 Mitarbeiter Sicherheitslösungen für Software entwickeln und jeden Tag 600.000 möglicherweise schädliche Dateien überprüft werden, begann vor 100 Jahren die zentrale Lebensmittelversorgung der Stadt.

Softwarefirma hat ihren Sitz in einer ehemaligen Lebensmittelfabrik

Der Konsumverein Wohlfahrt betrieb hier von 1916 an ein Lager- und Betriebsgebäude mit Bäckerei, Rösterei, Metzgerei und Limonadenfabrik für 11.000 Mitglieder in Bochum und Umgebung. Auf 38.000 Mitglieder mit 113 Filialen, in denen Arbeiter und Bergleute Lebensmittel zu günstigen Preisen einkaufen konnten, wuchs den Konsumverein in den 1920er Jahren. Dreh- und Angelpunkt der Versorgung war die Königsallee 178 – die Lebensmittelfabrik, aus der heute eine Denkfabrik geworden ist.

Und die erlaubt Interessierten am Wochenende (23./24.) einen Blick hinein in einen Gebäudekomplex, der wie die Fabrik von gestern anmutet, aber gespickt ist mit modernster Technik, lässiger Eleganz, pfiffigen Detaillösungen und einem spannenden Materialmix aus Beton, Holz und Glas. Neben G-Data nehmen in Bochum noch weitere sechs Immobilienbesitzer am Tag der Architektur in NRW teil, an dem in ganz NRW 254 Objekte besichtigt werden können.

Ein denkmalgeschützer Komplex

Andreas Lüning ist zu bescheiden, als dass er seinen Stolz über das spannende Projekt vor sich her trägt. Nur manchmal blitzt dieser Stolz bei dem 52-jährigen Mitgründer und Geschäftsführer von G-Data über das architektonische Abenteuer auf. Etwa dann, wenn er von den 80 Tonnen Beton erzählt, die allein für den Umbau der früheren Bäckerei in die Eventhalle aus dem Gebäude gesägt werden mussten, von den vielen Details, die seit Beginn der Arbeiten 2014 umgesetzt wurden, oder wenn er beim Gespräch im – sinnigerweise „Trojan Virus Club“ genannten Bistro – von der tragenden Idee erzählt, die das Projekt prägt.

Bei aller Notwendigkeit für neue Funktionalitäten sollte der E-förmige, denkmalgeschützte Komplex seine ursprüngliche Anmutung behalten und er sollte neben Arbeits- auch Wohlfühlatmosphäre verbreiten. So sind in der multimedialen Eventhalle noch die Originalfliesen der Bäckerei zu sehen, sind in allen Gebäuden die Betondecken offen und bietet der Campus an vielen Stellen Raum für Kommunikation und Entspannung.

Kein Luxusneubau gewollt, stattdessen in Bochumer Geschichte investiert

Klar, sie hätten die Millionen, die der Kauf des 2,3 Hektar großen Campus mit seiner Bürofläche von 15.000 Quadratmeter und sein Umbau gekostet haben und der bislang etwa zu zwei Drittel fertiggestellt ist, auch in einen Neubau stecken können. „Aber ein Luxusneubau hätte nicht zu uns gepasst“, sagt Jessika Lüning, Ehefrau des Gründers und Eventmanagerin von G-Data.

Derweil ihr Mann zurückblickt auf die Anfänge an der Königsallee. „Wir haben auf 200 Quadratmetern begonnen und sind immer weiter gewachsen.“ Irgendwann, als sie einen ganzen Flügel anmieten wollten, habe der frühere Besitzer, die Häusserbau, den Verkauf angeboten. Lange überlegen mussten Lüning und sein Geschäftspartner Kai Figge da nicht mehr. Zu verlockend war die Idee, ein Stück Bochumer Geschichte fortzuschreiben.

Alle Bochumer Projekte beim Tag der Architektur: