Bochum. . „Ruhe! Licht aus!“ heißt eine Gemeinschafts-Schau in der Kunstkirche Christ König. Sie belegt, wie sehr der Bergbau auch die Künstler prägte.

Das Ende des Steinkohlenbergbaus naht, im Dezember schließt die allerletzte Zeche. Überall im Ruhrgebiet wird dem Abschied vom einst so dominanten Wirtschaftszweig Raum gegeben.

Nun auch in der Kunstkirche Christ König, wo der Künstlerbund unter dem Motto „Ruhe! Licht aus!“ eine Gemeinschaftsausstellung ins Werk gesetzt hat. 16 BKB-Mitglieder haben sich zum Thema Gedanken gemacht. Herausgekommen ist eine Art begehbare Ausstellungs-Architektur, deren schwarze Pavillons über schmale Pfade erschlossen werden.

„Plutos Tochter“ erinnert sich

Die Kammern tragen die Handschrift des jeweils gestaltenden Künstlers. Klar, dass bei der Vielzahl der Temperamente sich dadurch sehr individuell gefasste Blickwinkel auftun. Kohle ist immer noch schwarz, das stimmt, aber hier schimmert sie in vielen Facetten: Gabriele Schmitz-Reum hat „süße“, eingeschwärzte Kohlebrocken aus Eiweiß & Zucker gebacken, Gabi Moll bettet ein apartes „Grubengold“-Stillleben in eine Raumklanglandschaft ein, Werner Block baut aus Briketts ein heimeliges, schweres Haus mit – im Wortsinn – hohem Wärmewert.

Auffällig ist, dass kein Beitrag auf ein bloßes „Geschichtenerzählen“ zurückfällt, Bilder von Fördertürmen findet man ebenso wenig wie Rückgriffe auf jene gewisse Ruhrpott-Folklore, die immer mehr um sich greift. Auffällig ist vielmehr, dass alle Künstler/innen in ihrem Leben durch den Bergbau und sein Umfeld geprägt wurden. Am deutlichsten wird das in der beklemmenden Raum-Installation „Plutos Tochter“ von Doris Kirschner-Hamer. Sie arrangiert sehr persönliche Kindheitserinnerungen an ihren Vater, der nach einem Unfall schwer verletzt als dauerhafter Berg-Invalide aus der Grube zurückkehrte. Auch im Szenario „Theas Himmel“ von Uta Hoffmann, die Reminiszenzen an Besuche bei ihrer Tante im „schwarzen“ Revier mit dem blauen Himmel ihrer Heimat im Sauerland kontrastiert, wird der Nachhall der durch den Bergbau begründeten Erinnerung spürbar.

Kunst-Pavillons von Standarte gekrönt

„Ruhe! Licht aus!“ ist eine Schau, die konzeptionell und ästhetisch überzeugt, auch wenn Kohle-Kritisches, das es ja auch gibt (Umweltverschmutzung, Bergschäden), durchweg ausgespart wird. Vielmehr spürt man den großen Respekt, den die Künsterler/innen der körperlichen und wirtschaftlichen Leistung der Kumpel, aber auch dem sozialen Kitt, der dem Bergbau im Ruhrgebiet zu eigen war, zollen.

Da ist es passend, dass die Kunst-Pavillons von einer großen Standarte gekrönt werden, in der Art, wie sie die Knappenvereine benutzen: Mit Schlägel & Eisen in einem Kranz brennender Kohlebrocken setzt Angela Schilling ein dickes Ausrufezeichen. Und Lisa Lyskavas filigraner Taubenschwarm aus gefaltetem Papier schwebt über allem, und sogar noch ein bisschen höher – himmelwärts, empor zum Licht.

>>> INFO: Ausstellung wird am Samstag eröffnet


Die Vernissage von „Ruhe! Licht aus!“ findet am Samstag (16.) um 17 Uhr in der Kunstkirche Christ König, Steinring 34, statt. Nach der Begrüßung durch die 1. Vorsitzende des BKB, Jacqueline Kraemer, gibt die Kunsthistorikerin Elisabeth Kessler-Slotta eine Einführung.

Die Ausstellung ist bis zum 29. Juli zu sehen. Öffnungszeiten sind samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 12 bis 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.