Bochum. . Das Walter-Gropius-Berufskolleg und die Hochschule Bochum unterzeichnen einen Kooperationsvertrag zur Förderung von Nicht-Akademiker-Kindern.

Das Walter-Gropius-Berufskolleg und die Hochschule Bochum wollen bei der Förderung von Schülern miteinander kooperieren. Die offizielle Vereinbarung haben die beiden Partner gestern unterzeichnet, die Kooperation läuft indes schon seit mehr als einem Jahr.

Die Institutionen nehmen an dem Talent-Scouting-Programm des Landes Nordrhein-Westfalen teil. Seit 2015 sollen dadurch Schülerinnen und Schüler gefördert werden, die sich auf dem Weg zum Fach- oder Vollabitur befinden und in der Regel aus einem nicht-akademischen Haushalt kommen. „Es handelt sich schon auch um ein politisches Programm. Wir möchten Chancengleichheit für alle Schülerinnen und Schüler herstellen, egal aus welchem sozialen Umfeld sie kommen“, erklärt die Koordinatorin des Talent-Scoutings an der Hochschule Bochum, Martina Schaminet-Gierse. Dabei bräuchten einige Talente ein wenig Unterstützung und Begleitung, um die schlummernden Potenziale zu wecken.

Prof. Andrea Mohnert, Vizepräsidentin Hochschule Bochum, und Oberstudiendirektor Christian Schulz vom Walter-Gropius-Berufskolleg unterzeichnen den Vertrag.
Prof. Andrea Mohnert, Vizepräsidentin Hochschule Bochum, und Oberstudiendirektor Christian Schulz vom Walter-Gropius-Berufskolleg unterzeichnen den Vertrag. © Svenja Hanusch

Potenzial vorhanden

Diana Ortwald (18) und Ben Zimmermann (19) scheinen ein solches Potential zu haben. Seit einiger Zeit treffen sie sich einmal im Monat mit Talentscout Adnan Kurspahic. „Es ist gut, sich mit einer neutralen Person, quasi einer dritten Partei, über den eigenen Lebensweg zu unterhalten“, so Ben. Wie seine Mitschülerin ist er momentan in der zwölften Klasse des Gestaltungszweiges des Berufskollegs. „Ich will zwar immer noch in dem Bereich arbeiten, dank des Programms weiß ich jetzt aber, welche Unis mögliche Fächer anbieten und welche Ziele man auf dem Weg zu einem Studium noch erreichen muss.“

Nicht nur Noten sind entscheidend

Dianas Berufswunsch war vor Beginn des Programms noch gar nicht klar. „Irgendwas Kreatives möchte ich schon machen, vielleicht ein Kunststudium?“, hat sie sich früher gefragt. Nach einigen Gesprächen kommt für sie heute ein Lehramtsstudium im künstlerischen Bereich in Frage.

Adnan Kurspahic nimmt sich für jedes der Talente Zeit. „Ich habe keine gezielte Gesprächstaktik, versuche aber, die Teilnehmenden dazu zu bringen, sich selbst zu hinterfragen“, so der Pädagoge.

Nicht allein die Noten entscheiden

Wer für die Kooperation in Frage kommt, entscheiden übrigens nicht nur die Noten der Schüler. „Wir versuchen, alle Leistungen im Kontext der Lebensumstände und jeweiligen Situationen zu betrachten. Die einbezogenen Aspekte sind alle relativ“, erklärt Kurspahic. Ben und Diana wirken sehr gefestigt und reflektiert. Nur mit einem Aspekt kommen sie nicht ganz klar: „Es ist komisch, Adnan in den Gesprächen zu duzen, das ist man im Schulalltag nicht gewohnt.“

>>>>75 Schüler nehmen teil

An den beiden Standorten Mitte und Weitmar nehmen circa 75 Schülerinnen und Schüler des Walter-Gropius Berufkollegs an dem vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft finanzierten Programm teil.

Landesweit sind es sogar rund 10 000 Schüler, von denen etwa die 70 Prozent aus Nicht-Akademiker-Familien kommen. Die Unterstützung durch die Scouts endet im Übrigen nicht mit dem Schulabschluss.

Auch während einer möglichen Universitäts- oder Berufslaufbahn können die Scouts weiter zur Beratung hinzugezogen werden

An der Hochschule Bochum arbeiten momentan fünf dieser Scouts. Zusammen mit ihren Kollegen der RUB beraten sie Schülerinnen und Schüler von insgesamt 60 Schulen in Bochum und Hagen, sowie in den Kreisen Mettmann, Recklinghausen und Ennepe-Ruhr.