Bochum. . Das Leben am Fluss und in der Gemeinschaft hat es den Dauercampern angetan. Auch Besucher genießen Urlaubsflair an der Ruhr.
Die schwarzen Schwäne und Paddler gleiten über die Ruhr. Es herrscht reger Betrieb an diesem sonnigen Feiertag. Schattig haben es Simone Thorwesten und Claudia Stewen angetroffen. Sie sitzen hinter ihrem Wohnwagen von 1980 an einem Klapptisch und lesen die Waltroper Zeitung.
Urlaub in Dahlhausen? „Claudia muss morgen in Bochum arbeiten. Wir hätten ansonsten gar nicht wegfahren können“, sagt Thorwesten. Also verbringen die beiden Frauen das verlängerte Wochenende bei den Wasserfreunden an der Ruhrmühle.
Mit Paddelboot an die Theke
Die Leute schlagen hier schon lange ihre Zelte auf. Heute gibt es 21 Stellplätze für die Wohnwagen der Dauercamper und sieben Besucherplätze. Das Zelten an der Ruhrmühle würde schon seit 35 Jahren geduldet, schrieb 1970 Günter Hausmann an die Stadt Bochum.
Der damalige erste Vorsitzende der Wasserfreunde Ruhrmühle und Campingkumpel Harry Bormann sicherten sich vor 48 Jahren mit Gründung des Vereins und des Campingplatzes eine Schönwetterresidenz in der Heimat. Marlies und Harry Bormann genießen seit fast fünfzig Jahren das Ufer am Dahlhauser Ruhrbogen. Ihr fester Wohnsitz ist nur einen kurzen Fußweg entfernt. „Die Gemeinschaft hier ist herrlich. Zuhause sitzt du doch alleine im Garten“, sagt die 74-Jährige. Früher stieg der Fluss zwei- bis dreimal im Jahr so hoch, dass das Hochwasser bisweilen den Platz flutete. „Wir sind damals mit dem Paddelboot in die Gaststätte gefahren. Der Wirt hatte die Theke extra hoch gebaut“, berichtet Harry Bormann. Der Bau des Kemnader Stausees entspannte die Lage ab 1979.
Bescheidene Unterkünfte, gesellige Stimmung
Campen ist gewissermaßen eine Lebenseinstellung. Die Unterkünfte sind bescheiden, die Stimmung umso lebendiger. Die Camper sind zu Scherzen aufgelegt. Und obwohl es eine Campingordnung gibt, bleibt es „leger“, wie Harry Bormann sagt. Es gibt keine klar definierten Parzellen. Wer sich einen Rosenbusch pflanzen will, darf das tun. Wer es einfacher mag, der lässt es halt.
Auf dem Gelände sind noch die Überreste eines Minigolfplatzes zu entdecken; hier ein Stück Wiese, da ein paar Gehplatten, ganz selten mal ein wenig Beton. „Wir wollen es möglichst natürlich haben. Vom Betonieren halten wir als Verein nicht viel“, sagt Hardy Stieglitz, der aktuelle Vorsitzende der Wasserfreunde. Er selbst ist erst vor zehn Jahren zum Camper geworden. „Wir suchten dann nach einer Möglichkeit, den Wohnwagen abzustellen und ihn gleichzeitig nutzen zu können“, so der 52-Jährige. Die Logik des Dauercampens: Während das mobile Heim ansonsten in Carport oder Garage auf die große Fahrt warten würde, avanciert es hier zum Zweitwohnsitz in der Heimat.
Sehnsucht nach Sonne
Die Saison an der Ruhrbrücke beginnt Anfang März und endet Ende Oktober. Dann müssen die Camper samt Wohnwagen vom Platz, so will es das Wasserwirtschaftsamt. „Bei Hochwasser gäbe es sonst ein Riesenchaos“, so Bormann. Doch Anfang Juni mag wohl niemand an das Saisonende denken. Wenn der Winter allerdings wieder lang und länger wird, sehnen sich die Camper gewiss jeden Tag ein bisschen mehr nach ihrem Platz an der Ruhr.
>>> INFO: Campingkosten und Vereine in Dahlhausen
Ein Stellplatz für Wohnwagen oder Wohnmobile kostet bei den Wasserfreunden 13 Euro inklusive drei Personen, jede weitere Person 2,50 Euro. Warmwasser und Duschen kosten 50 Cent. -
Neben den Wasserfreunden Ruhrmühle befinden sich vor Ort: der Angelverein ASV-Bochum-Linden-Dahlhausen 1948, der Linden-Dahlhauser Schwimmverein 1921 und der Linden-Dahlhauser Kanu-Club.
Ein Stellplatz für Wohnwagen oder Wohnmobile kostet bei den Wasserfreunden 13 Euro inklusive drei Personen, jede weitere Person 2,50 Euro. Warmwasser und Duschen kosten 50 Cent.