Bochum. Kinder der Rechtskunde AG der Köllerholzschule fordern Gymnasiasten heraus. Diskussionswettkampf ist Fortsetzung des Projektes „Justizia“.

Einen Schlag ins Gesicht mit einem Handschuh gab es nicht. So hätte ein Mann seinen Gegner im 18. Jahrhundert zu einem Ehrenduell herausgefordert. Geschlagen wird heute nicht mehr. Erst recht nicht von den Kindern der Rechtskunde AG der Köllerholz-Grundschule. Sie forderten die Kinder der Klasse 6a der Theodor-Körner-Schule zu einem Duell mit Worten auf, indem sie ihnen einen Fehdehandschuh brachten. Die ließen sich nicht lange bitten, stellten sich dem Diskussions-Wettkampf und schauten mit ihrer Klassenlehrern Melanie Schmidt-Wilcke und Philip Mering an der Köllerholzschule vorbei.

Projekt an weiteren Schulen vorgestellt

Die Köllerholzschule hat mit ihrer Rechtskunde AG ein Alleinstellungsmerkmal. Die Schule profitiert dabei davon, dass Tanja und Gerhard Klumpe nicht nur beide Richter sind, sie am Amtsgericht in Gelsenkirchen, er am Landgericht Dortmund, sondern auch sehr engagierte Eltern. Ihre Tochter Johanna nimmt am Projekt „Justizia“ teil. Das unter dem Dach der Offenen Ganztagsschule entwickelte Projekt ist mittlerweile anerkanntes Pilotprojekt des Justiz-Ministeriums und des Schul-Ministeriums in NRW. „Das Konzept wird zurzeit in weiteren Grundschulen vorgestellt“, sagt Köllerholz-Schulleiter Stephan Vielhaber. „Es soll in Zukunft als Vorläufermodell mit den bereits in der Sekundarstufe etablierten Rechtskundearbeitsgemeinschaften verbunden werden.“ Der 1. Bochumer Diskussionswettkampf zwischen Köllerholz- und Theodor-Körner-Schule ist quasi der vierte Schritt.

Erster Schritt erfolgte 2017/18

Den ersten Schritt gab es zu Beginn des Schuljahres 2017/18. Justizia I war ein „Moot Court“, ein gespieltes Gerichtsverfahren, in dem die Schüler die Rollen der Beteiligten übernahmen. Justizia II folgte. Es hieß: „Von der Idee zum Gesetz – Diskussionswettkampf oder die Macht der Argumente.“ Es sollte die Kinder dazu befähigen, strittige Rechtsfragen in Rededuellen miteinander zu diskutieren. Bei Justizia III entwickelte die Schule ein Schlichtungsverfahren. Die Kinder wurden nach bestandener Prüfung durch eine unabhängige Jury zu Schlichtern ernannt und bekamen T-Shirts mit dem Aufdruck „Schlichter“. Die trugen sie dann auch mehrheitlich im „Duell“ mit den Theodor-Körner-Schülern.

Schulen stellen Dreierteams

Die Schulen stellten jeweils zwei Dreierteams. Sie traten zunächst in zwei Halbfinalen gegeneinander an, wobei jeweils ausgelost wurde, welches Team „pro“ und welches „contra“ zu sein hatte. Die Fragestellungen waren: „Soll es ein Kopftuchverbot für Kinder unter 14 Jahren in unseren Schulen geben?“ und „Soll es für gezuckerte Nahrungsmittel eine Extrasteuer geben?“ Auf diese Fragen hatten sich die Teams vorbereiten können. Im ersten Duell unterlag das Team Köllerholz II klar gegen Theodor Körner I. Im zweiten Duell besiegte das Team Köllerholz I knapp das Team Theodor Körner II.

Spontan erarbeitet und rhetorisch sauber

Im Finale ging es dann um die Frage „Soll es verboten werden, dass die Eltern ihre Kinder mit dem Auto direkt zur Schule bringen und soll ein Bannkreis von 500 Metern eingerichtet werden, der nicht befahren werden darf?“

Am Ende gewannen die Köllerholzschüler, der Jubel war entsprechend groß. Die Jury begründete ihre Entscheidung mit dem Fazit: „In einem völlig auf Augenhöhe ablaufenden Finale, in dem es beiden Teams gelang, sämtliche Argumente spontan zu erarbeiten und rhetorisch sauber vorzutragen, hatte das Team der Köllerholzschule das bessere Ende für sich.“