Wattenscheid. . Zwei Wattenscheiderinnen wurden unweit des Lohrheidestadions schwer verletzt. Beide hatten sich gegenseitig mit dem Handy gefilmt.
Noch immer in Lebensgefahr schwebt eine 23-jährige Wattenscheiderin, die am Sonntagabend auf einem Fußweg unweit des Lohrheidestadions in Wattenscheid durch einen Blitzeinschlag schwer verletzt wurde. Die junge Frau wird ebenso wie ihre 21-jährige Begleiterin in einem Bochumer Krankenhaus „intensivmedizinisch betreut“, so die Polizei.
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Die beiden Wattenscheiderinnen waren auf einem parallel zur Jahnstraße verlaufenden Fuß- und Radweg unterwegs, als sie gegen 18.45 Uhr durch einen Blitzeinschlag schwer verletzt wurden. Wie die WAZ berichtete, fand ein Passant die jungen Frauen, alarmierte sofort die Feuerwehr und lotste die Rettungskräfte per „Whats-App“ und GPS-Ortung zur Unglücksstelle.
Freundinnen waren auf einem Spaziergang
Die Polizei konkretisiert nun, dass die 21-Jährige beim Eintreffen der Beamten „benommen und mit zerrissener Kleidung auf der Wiese“ gesessen habe. Sie habe den Beamten mitgeteilt, dass sie mit ihrer Freundin spazieren gegangen sei und beide sich gegenseitig mit dem Handy gefilmt hätten. Plötzlich habe sie auf dem Boden gelegen. An mehr könne sie sich nicht erinnern. Die 21-Jährige wurde zwar auch gestern noch auf der Intensivstation behandelt. Lebensgefahr bestehe bei ihr aber nicht, so die Polizei.
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Kritischer ist der Zustand ihrer Begleiterin. Es bestehe weiterhin Lebensgefahr. „Die 23-jährige, nicht ansprechbare Frau wurde noch am Unglücksort etwa 40 Minuten lang reanimiert,“ sagte Polizeisprecher Volker Schütte gegenüber der WAZ. Und: „Ich wüsste nicht, dass Menschen in unserem Bereich Bochum, Herne, Witten schon einmal direkt von einem Blitzschlag getroffen worden sind.“
Sehr greller Blitz am Abend
Anwohner haben von den dramatischen Minuten nichts oder nur sehr wenig mitbekommen. Eine Passantin beschreibt allerdings das zweite Gewitter des Tages: „Ich wohne nur wenige Meter von der Unglücksstelle hier entfernt. Am Abend gab es einen sehr grellen Blitz, und dann hat es extrem laut gedonnert.“ Die anschließende Rettungsaktion habe sie jedoch nicht wahrgenommen: „Wir haben auch keine Sirenen gehört.“
Welche Verletzungen Opfer eines Blitzes davontragen, hängt auch davon ab, ob es sich um einen „direkten Treffer“ handelt und durch den Menschen für etwa 0,02 Sekunden Strom mit einer Spannung von mehr als 100 Millionen Volt fließt. Dies birgt das größte Gefährdungspotenzial. Bei einem Kontakteffekt schlägt der Blitz in ein Objekt ein, das direkt mit dem Opfer verbunden ist, wie etwa ein Golfschläger. Zum Überschlagseffekt kommt es, wenn der Blitz etwa in einen Baum einschlägt und ein Teil der Energie auf die Person unter dem Baum abgeleitet wird.
„Bei Todesfällen durch Blitzeinschläge ist die häufigste Ursache ein Herzkammerflimmern“, erklärt Dr. Christoph Hanefeld, Ärztlicher Direktor des Katholischen Klinikums und Leiter des Bochumer Rettungsdienstes. Häufig erlitten Opfer auch Verbrennungen der Muskeln, Nierenversagen und Hautverbrennungen ersten und zweiten Grades.
>>> INTERVIEW: „Bürger sollten Warnungen ernstnehmen“
Drei bis sieben Menschen, so die Statistik, sterben jedes Jahr in Deutschland nach einem Blitzschlag. Über Verhaltensregeln bei Gewitter gibt der Bochums Feuerwehr-Chef Simon Heußen Auskunft.
Was sollten wir tun, wenn ein Gewitter aufzieht?
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Simon Heußen: „Das Wichtigste ist, die Warnungen ernstzunehmen, die vom Deutschen Wetterdienst, über die Nina-App oder über andere Kanäle verbreitet werden – auch wenn gerade jetzt im Sommer häufig gewarnt wird und das angekündigte Gewitter nicht immer eintritt. Man sollte sich am besten in geschlossenen Räumen aufhalten, im Haus oder in einem Auto, und abwarten bis das Gewitter vorbeigezogen ist. Wer unterwegs ist, sollte zum Beispiel unter einer Brücke Schutz suchen. Befindet man sich auf freier Fläche, sollte man nach Möglichkeit Senken aufsuchen, in die Hocke gehen und sich dabei möglichst klein machen. Draußen besteht aber immer ein Restrisiko.“
Was sollten wir auf keinen Fall tun?
„Jedes Kind lernt es in der Schule: Je näher Blitz und Donner zeitlich beieinander sind, desto näher rückt das Gewitter an meinen Standort heran. Auf die Laufrunde oder den Spaziergang um den Kemnader See sollte man jetzt unbedingt verzichten; am besten bleibt man wie gesagt drinnen. Ist man schon draußen unterwegs und wird dann vom Gewitter überrascht, sind auf jeden Fall Wälder, Bäume, Funkmasten und Hügel zu meiden. Wer im oder auf dem Wasser unterwegs ist, der sollte schnellstmöglich an Land gehen.“
Täuschen wir uns oder nimmt die Zahl der extremen Wetterlagen zu?
„Ich denke schon, dass Extremphänomene zunehmen, denken wir nur an den Sturm Ela oder den Starkregen in Münster. Wir stellen auch fest, dass es weniger Gewitterstürme im Frühling und Herbst gibt und stattdessen die Sommergewitter zunehmen. Dabei sind Blitze nicht die einzigen Gefahren. Auch andere Begleiterscheinungen wie extremer Wind, Starkregen oder Hagel können sehr gefährlich sein.
Wie bereitet sich die Feuerwehr darauf vor?
Wenn wir dank des Regenradars wissen, dass heftige Regenfälle drohen, alarmieren wir vorab die Freiwillige Feuerwehr. Ansonsten sind unsere Einsatzkräfte darin geschult, umgefallene Bäume zu beseitigen oder Personen aus gefährlichen Situationen zu retten.