Bochum. . Sinnlicher Abend in der ökologischen Kleingartenanlage „Kraut und Rüben“ mit Violinen-Improvisationen und Fledermaus-Beobachtung in der Dämmerung.
Ganz behutsam nimmt die Dämmerung die Farben der üppigen Sträucher und Kräuter zurück, mit den schwindenden Geräuschen des Alltags bildet die Vogelwelt dazu eine neue Laut-Kulisse. „Die Nacht lebt“, hat die ökologische Kleingartenanlage an der Günnigfelder Straße geheimnisvoll angelockt, und die neugierigen Gäste aller Generationen sind erwartungsvoll und gleichzeitig entspannt in dieser besinnlichen
Atmosphäre.
So lange das Tageslicht noch ausreicht, Details zu erkennen, erläutert Fachberaterin Kirsten Eichholz beim Bummel durch die 52 Parzellen die Besonderheiten der Anlage: Die streng ökologische Ausrichtung ist schnell erkennbar, keine Metallzäune (außer gegen Kaninchenverbiss), keine Satellitenanlagen, kein Stromanschluss, keine Toiletten, kein Wasserhahn, nur am Vereinsheim und an den Wasserplätzen.
Unkraut hilft beim Düngen
Vieles aus der reichhaltigen Vegetation ist geduldet, vieles verpönt, alles andere entwickelt sich behutsam. „Hier kommt kein künstlicher Dünger zum Einsatz, kein Schädlingsbekämpfungsmittel“, unterstreicht Eichholz, Brennnesseln dürfen ebenso wachsen wie der widerstandsfähige Giersch oder die Gundelrebe oder „Gundermann“: „Schmeckt prima in Limonade.“
Kooperation von Bio-Station und Stadt
Unter der Internet-Adresse www.biostation-ruhr-ost.de finden Neugierige die Termine zur Fledermausbeobachtung von einer Kanalbrücke in Herne aus, für die Leiter Jürgen Heuser vor allem deshalb wirbt, weil die Tiere im Taschenlampenlicht zu sehen und nicht nur zu hören sind.
In Kooperation von Bio-Station und Stadt Bochum lockt am 8. Juni und 9. Juni der „5. Lange Tag der StadtNatur“ von Freitag ab 10 Uhr bis Samstag, 18 Uhr. Wer eine Veranstaltung anbieten oder etwas präsentieren möchte, der kann seine Anmeldung mit Hilfe des Anmeldeformulars an das Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt senden.
Weitere Informationen im Umweltamt, Technisches Rathaus, Hans-Böckler-Straße 19, 44777 Bochum, Telefon 0234/910-2458, E-Mail: rbrandenburg@bochum.de, Rita Brandenburg.
Was in herkömmlichen Anlagen als Unkraut bekämpft wird, ist hier Begleitvegetation und wird gejätet, wenn es stört. Und zu wirksamer Jauche angesetzt, zum Düngen oder für die Widerstandsfähigkeit.
Der „Schmetterlingsflieder“ ist eigentlich nicht heimisch in unseren Breiten, „aber der macht auch nichts Schlimmes“, beruhigt Eichholz. Für den Kirschlorbeer hat sie nichts übrig, den andernorts verbreiteten Buchsbaum erwähnt sie nur am Rande.
In die beginnende nächtliche Symphonie der Vogelwelt mischen sich nun leise die Töne von Violine und Gitarre von Mirco Wessoly und seinem Vater Christof, der sich spontan zum Mitspielen entschlossen hat. Die Melodiephrasen und Improvisationen werden elektronisch wiederholt, aufgenommen und als Hintergrund neu dazu gemischt, wirken erdig und spielerisch.
Enten im Landeanflug
Ein Konzert der ganz anderen Art erwartet die unerwartet zahlreichen Nacht-Wanderer, die Jürgen Heuser von der Biologischen Station Ruhr-Ost zum „ältesten Naturschutzgebiet“ und gleichzeitig „tiefsten Punkt“ Bochums, dem Blumenkamp, führt. Doch die Wasser- und Zwergfledermäuse lassen sich nur sehr vereinzelt per „Bat-Detektor“ aufspüren, der ihre speziellen Sonar-Frequenzen für das menschliche Ohr transferiert.
Dafür melden sich Entenpärchen im Landeanflug auf den kleinen Tümpel unterhalb der imposanten Brücke der Erzbahntrasse und machen sich Grünfrösche unsichtbar, dafür um so hörbarer auf Partnersuche. Da fühlen sich auch Stadtpflanzen wohl.