Bochum. . Beim Figurentheater-Festival Fidena wird die Antonius-Kirche zur Bühne für eine skurrile Performance. Künstler verbreiten gepflegte Anarchie.

„Punch Agathe“ holt zu ihrem letzten Schlag aus: Die 18 Meter große Figur, die zur Eröffnung des Fidena-Festivals neben dem Schauspielhaus für Staunen sorgte, ist noch einmal mächtig in Aktion getreten. In der entweihten Antoniuskirche am Springerplatz streckte Agathe am Montagabend ihren Hals bis unter die Decke. Dass während der rund einstündigen Performance auch zwei Klaviere spektakulär gemeuchelt wurden, sorgte bei manchem im Saal allerdings für Kopfschütteln.

Mit ihrer „Punch Agathe“-Produktion ist der bunten Truppe aus Figurenspielern u.a. aus Melbourne, Kinshasa und Stuttgart ein Paukenschlag gelungen. Dabei ist es Ziel der Künstler, das Publikum auch mal etwas näher an die skurrilen Figuren heranzulassen: also Auge in Auge mit der Riesen-Agathe, dem sie begleiteten „Nilpferd“ und ihrer Armee gespenstischer Hofnarren, denen ein Hang zu Anarchie nicht fremd ist. „Eigentlich haben wir ein kaputtes Haus gesucht. Wir wollten dort ein Klavier von der Decke schmeißen und es am Ende komplett abreißen“, erzählt die künstlerische Leiterin Stefanie Oberhoff. Doch weil derlei Ruinen in Bochum schwer zu finden sind, habe Propst Michael Ludwig stattdessen die Antoniuskirche als Spielort vorgeschlagen. Doch keine Sorge, die alten Mauern haben gehalten...

Gut 50 Neugierige finden den Weg zur Kirche

Skurrile Gestalten treiben ihr Wesen...
Skurrile Gestalten treiben ihr Wesen... © Dietmar Wäsche

Die Performance, eher spontan entstanden, ist nicht im Programm des Figurentheaterfestivals, das noch bis zum 18. Mai läuft, verzeichnet. Trotzdem fanden gut 50 Neugierige den Weg zur Kirche, auf deren Kirchenbänken nach zehn Jahren Leerstand zentimeterdicker Staub liegt. Die Zuschauer sitzen dort, wo früher der Altar stand, und schauen, wie die etwa zehn Spieler ihre skurril anmutenden Figuren durchs Kirchenschiff führen.

Mauern in den Köpfen einreißen

Warum ausgerechnet so schöne Instrumente zerstört werden müssen, fragte eine Zuschauerin kopfschüttelnd. Stefanie Oberhoff versichert, dass die Klaviere bereits kaputt und auf dem Sperrmüll gewesen seien. „Dort haben wir sie ja her.“

Mauern einzureißen, egal ob ganz reale oder jene in den Köpfen, gehört mit zum Fidena-Programm, das dieses Jahr unter dem Motto „Resist“ – widerstehe! – steht.

Fotostrecke auf waz.de/bochum

Begleitet von Musik und Gongschlägen kriechen aus jedem Winkel große „Würmer“ – und zum Höhepunkt müssen zwei Klaviere dran glauben. Eines wird von einem kleinen Bagger zerstört, ein anderes von der Empore geworfen. Während sich die Zuschauer vorsorglich die Ohren zuhalten und die am Eingang verteilten Staubmasken ins Gesicht ziehen, landet das gute Stück krachend auf dem Boden. Dazu läuten tatsächlich die Kirchenglocken – das haben sie schon seit Jahren nicht mehr getan.

Was die Fidena so alles möglich macht!