Bochum. Im Schauspielhaus feierten Ensemble und Publikum tränenreich Abschied vom Grönemeyer-Singspiel. Es erlebte sagenhafte 84 Aufführungen.
Im Schauspielhaus herrscht Abschiedsstimmung: Die Zeit für das Team von Olaf Kröck läuft ab, mit Programmschluss am 14. Juli wird gleichzeitig unwiderruflich auch die Ära Anselm Weber beendet. Schauspieler und Inszenierungen, die seit 2010 kamen, verabschieden sich final. Das geht mitunter nicht ohne Wehmut ab – so bei der allerletzten Aufführung des „Bochum“-Singspiels.
Das ausverkaufte Schauspielhaus feierte am Wochenende mit dem Ensemble eine tränenreiche Dernière. „Bochum“ ist mit 84 Vorstellungen und über 67 000 Besuchern die zugstärkste Inszenierung der Weber-Zeit; nur „Johnny Cash“ lief an 117 Abenden noch öfter, aber das Kult-Stück war eine Übernahme aus der Goerden-Zeit. „Bochum“-Premiere war am 6. Oktober 2013, in der 3. Spielzeit des nun in Frankfurt tätigen Intendanten.
Vom Start weg war das von Regisseurin Barbara Hauck mit leichter Hand nach einem Text von Lutz Hübner eingerichtete Ruhrgebiets-Rührstück ein Publikumserfolg. Die Kritiker murrten anfangs etwas, angesichts einer Story, die als „flach“ empfunden wurde. Bekanntlich geht es um einen alkoholseligen Abschiedsabend einer älter gewordenen Clique im Lokal der herzigen Ruhrpott-Wirtin Lotte: Man sagt der Jugend bye-bye, und auch der mit Dönekes und Erinnerungen angefüllten Eckkneipe, die abgerissen wird. Aber die Akteure schmissen sich mit so viel Herzblut in ihre Rollen, dass kein Auge trocken blieb. Auf immer wird man Anke Zillich, Günter Alt, Veronika Nickl und Michael Schütz mit dieser Inszenierung verbinden, wie man überhaupt das „Bochum“-Singspiel in Zukunft derart mit der Ära Weber verbinden wird wie „Kleiner Mann, was nun?“ mit der Ära Zadek.
Kongenialer Soundtrack
Dass das Stück auch auf Gastspielen höchst gefragt war, lag auch am kongenialen Soundtrack: Torsten Kindermann hatte Hits von Herbert Grönemeyer von „Alkohol“ bis „Bochum“ in höchst originellen Arrangements zu einem Soundtrack von eigener Güte verdichtet. Neben der darstellerischen war die musikalische Qualität entscheidend für den überragenden Erfolg von „Bochum“.
Wie sehr die Aufführung bis zum Schluss bewegte, bewies die Reaktion von Günter Alt, der als stimmgewaltiges „Big Baby“ Roger zum Publikumsliebling wurde. „Die letzte Vorstellung war so, wie man sich das wünscht. Mehr denn je durften wir spüren, wie wunderbar Theater sein kann. Danke an das beste Publikum, das uns stets so warmherzig durch diesen besonderen Abend getragen hat“, schrieb Alt an seine Facebook-Freunde. Und gab allen ein herzliches „Glückauf“ mit auf den Weg. Dem schließen wir uns gerne an!
>>Großes Haus wird renoviert
Das Schauspielhaus erlebt in dieser Woche seine letzten Aufführungen. Pfingstmontag steht mit „Melancholia“ die letzte Inszenierung im Großen Haus an, danach wird der Saal renoviert.
Die Arbeiten sind auch der Grund, warum die neue Spielzeit erst im November beginnt. Die Kammerspiele und die anderen Aufführungsstätten bleiben bis Spielzeitende im Juli offen.