Bochum. . Während die Bochumer ihr Maiabendfest feiern, ist das THW im Hintergrund aktiv. So auch beim Festmarsch – mit einem rollierenden System.
Die blau-weißen Fähnchen am Rathaus flattern schon im Wind. Noch ist der Vorplatz leer, so dass Jürgen Dewender beherzt in sein Brötchen beißen kann. Routiniert blättert er durch den Einsatzplan, der Digitalfunk an seiner Weste piepst. „100 Einsatzkräfte, 16 Fahrzeuge, 61 Sperrstellen“, sagt Dewender und fasst damit den Marsch der Maiabendgesellschaft aus Sicht des Technischen Hilfswerks (THW) zusammen.
„Wir regeln den Verkehr, sichern den Zug ab und schützen vor Chaos“, sagt der Zugführer. Ehrenamtlich. Am Wochenende. Während die Bochumer feiern. Dewender und seine fünf Mitfahrer kennen das: „Dieses Jahr hatten wir schon einen Brand, Bombenentschärfung und Sturm“, erzählt Eileen Wilmsmann, während alle das Führungsfahrzeug besteigen. „Zug soll um 10 vor 10 starten“, ertönt aus dem Funkgerät. „Abfahrt 9:30 Uhr“, schreibt Wilmsmann ins Einsatztagebuch.
„Wir fahren zuerst zur Sperrstelle an der unteren Kortumstraße“, erklärt Florian Steinmann, der ihr in blauer Einsatzkleidung gegenüber sitzt. „Wir arbeiten mit einem rollierenden System und holen den Festzug immer wieder von hinten ein“, so Steinmann.
Dienst für die Bevölkerung
Habe der Zug eine Sperrstelle passiert, begebe man sich zur nächsten. „Das hier ist Abwechslung zum Alltag, man bekommt spannende Einblicke und tut etwas Gutes für die Bevölkerung“, meint André Carel. Das Gefühl, etwas zu verpassen, während die Anderen feiern, käme nicht auf. „Man ist ja mitten drin“, meint er. Und: „Es ist ein Hobby mit ernstem Hintergrund.
Neben planbaren Veranstaltungen wie Bochum Total oder dem Giro-Rennen helfen wir auch bei Einsätzen wie dem Hochwasser 2013.“ Julius Schmitt ergänzt: „Als Team bewegen wir etwas, das ist ein tolles Gefühl“. An der ersten Sperrstelle weisen Junghelfer Matz und Lukas die Autofahrer ein. „Sie können hier jetzt nicht durch“, wiederholen sie Fensterscheibe für Fensterscheibe. „Hier ist ein Ladenbesitzer, der zu seinem Geschäft möchte, kann er durch?“, vergewissern sie sich beim Zugführer, kurz bevor der Zug am THW-Transporter vorbeizieht. Trommelschläge, Flötentöne, Maischützen. Der nächste Funkspruch versetzt das Team in Bewegung: „Die sind schon am Planetarium!“ Nahe des Stadions mischt sich das erste Mal Hektik unter die Routine. Dewender haut auf die Hupe. „Diskutier nicht, sag dem Fahrer, er soll da weg“, ruft er einem Kollegen zu..
Besondere Gefahrenstellen
„Wir sollen eigentlich zu Sperrstelle 16, aber die 14 ist noch unbesetzt“, erklärt Steinmann und zeigt auf die Karte. Flexibilität ist gefragt: „Wir springen ein“, entscheidet Dewender und sperrt mit seinem Trupp die Straße ab. „Planung ist die halbe Miete, aber so etwas passiert immer“, kommentiert Steinmann. Die Zusammenarbeit mit der Polizei sei eng, man stimme sich stets ab. Stellen mit erhöhtem Gefahrenpotenzial seien das Parkhaus an der Brückstraße, die Kreuzung an der Castroperstraße und die A43-Auffahrt.
Zwischen Bockwurst, nörgelnden Taxifahrern und dem nächsten Funkspruch geht es rasch weiter. Der Zug wird indessen immer länger. „Wir müssen zur nächsten Stelle“, sagt Steinmann und sucht nach einem möglichen Weg. „Blau-Weiß!“, rufen die Maischützen den Einsatzkräften zu. „Ein guter Einsatz ist, wenn nichts passiert“, sagt Steinmann.
Dann mache das Maiabendfest Spaß – für beide Seiten.
>>> Als Katastrophenschutzorganisation gegründet
Das THW wurde 1950 als Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes gegründet und untersteht als Bundesoberbehörde dem Innenministerium.
Die Einsatzkräfte sind ehrenamtlich vor Ort. Die Kosten eines solchen Einsatzes belaufen sich auf rund 2500 bis 3000 Euro.
Das rollierende System kommt zum Einsatz, um die Bevölkerung so gering wie möglich durch Absperrungen zu belasten.
Infos über den Ortsverband Bochum gibt es unter www.thw-bochum.de
Maiabendfest in Bochum