Bochum. . Nach einem WAZ-Aufruf und mit Unterstützung des USB sammeln Bürgerinnen und Bürger viel Müll an der Josephinenstraße. 20 Säcke in einer Stunde.

Die Frontschürze eines Citroën, ein Anhänger-Stützrad, ein drei Meter langes Stück Kunststoffrohr und ein Straßenschild – die größten Stücke, die an diesem Vormittag aus den Gebüschen zwischen den beiden Autobahnunterführungen an der Josephinenstraße gezogen werden, sind schnell aufgezählt. Doch die meisten Dinge, die knapp 20 motivierte Helfer, die dem WAZ-Aufruf gefolgt sind, zusammenklauben, mit Zangen und mit den Händen, sind Schnipsel, Kleinkram, Fetzen. Reste von Tüten und Folien, Verpackungen und Dingen, dessen Zweck sich längst nicht mehr bestimmen lässt.

Direkt unter der A40 statten um elf Uhr an diesem Samstagvormittag Manuela Coutourier und Barbara Winklmeier vom USB jeden, der eine Stunde Freizeit opfern will, um ein winziges Stück Grumme vom Müll zu befreien, mit dem notwendigen Equipment aus. Wann immer Bürger einen Stadtputz bei ihnen anmelden, sind die USB-Mitarbeiter dabei, um das Ganze zu koordinieren und zu unterstützen. So wie jetzt die WAZ-Aktion.

Helfer nehmen sich sofort ein bestimmtes Gebiet vor

Diese Bürgerinnen und Bürger folgten dem WAZ-Aufruf und sammelten tatkräftig Müll ein. Auch der USB selbst (Barbara Winklmeier, 2.v.li.) sowie die WAZ-Redaktion selbst (mit Gianna Schlosser und Bernd Kiesewetter, vorn rechts) packten mit an.
Diese Bürgerinnen und Bürger folgten dem WAZ-Aufruf und sammelten tatkräftig Müll ein. Auch der USB selbst (Barbara Winklmeier, 2.v.li.) sowie die WAZ-Redaktion selbst (mit Gianna Schlosser und Bernd Kiesewetter, vorn rechts) packten mit an.

Die ersten Sammler schwärmen sofort aus: Einer wechselt die Straßenseite und erklärt den Bürgersteig dort zu seinem Gebiet, andere marschieren zum Karl-Heinz-Gehrmann-Weg, manche verschwinden irgendwo zwischen den Sträuchern, ein kleines Grüppchen nimmt sich eine Freifläche an der Unterführung vor. Wo das Laub vergangener Herbste trocknet und zerfällt, schimmert es an vielen Stellen golden: 20 oder 30 Glückskeks-Verpackungen picken die Müllsammler allein an dieser Stelle auf. „So viele, wie ich davon heute gefunden habe, müsste ich in nächster Zeit jede Menge Glück haben“, sagt Karin Landmann, die sich trotz ihrer Pollenallergie bald darauf in die Büsche schlägt.

Neben den Keksverpackungen rangieren auf der Rangliste der am häufigsten gefundenen Gegenstände Kabelbinder ganz weit vorn – zumindest in diesem Bereich. Eine Baustelle sei hier bis vor Kurzem noch gewesen, sagt ein Helfer, vermutlich seien die Kabelbinder die Hinterlassenschaft der Bauarbeiter. Ebenso wie die Nägel und Schrauben, die herumliegen. Die Müllsäcke füllen sich so schnell, dass Manuela Coutourier bald nicht mehr stückweise Nachschub aus dem Wagen holt, sondern direkt die ganze Rolle mit sich herumträgt.

„Man will ja gar nicht wissen, was das so alles ist“

Auch WAZ-Leser Jan Strozyk mit Tochter Ida halfen mit.
Auch WAZ-Leser Jan Strozyk mit Tochter Ida halfen mit. © Ingo Otto

Unmittelbar hinter der anderen Unterführung stoßen die Helfer auf viele Spraydosen und Müll, der schon seit Langem dort herumzugammeln scheint. Manches lässt sich nicht mehr eindeutig identifizieren, wie etwa die weichen, offenbar mit irgendetwas gefüllten Tütenklumpen. „Man will ja gar nicht wissen, was das so alles ist“, sagt einer. „Eine mannigfaltige Auswahl an Müll“, kommentiert Hans Bösicke, „früher hat man Unrat dazu gesagt, aber das trifft es heute ja gar nicht mehr.“

Ein paar Meter weiter sind Sabine und Michael Schemmann unterwegs auf ganz spezieller Mission: Sie sammeln die Glasflaschen ein, die überall im Gebüsch liegen. Daran stört sich das Paar schon seit einer ganzen Weile. Den WAZ-Aufruf nahmen sie zum Anlass, diesem Ärgernis zumindest fürs Erste ein Ende zu bereiten. 221 Flaschen sammelt allein Sabine Schemmann, ihr Mann bringt es auf etwa 300 Stück. Auch Werner Herzog ist mit Feuereifer dabei, obwohl ihn ärgert, dass überhaupt Menschen so gedankenlos ihren Abfall entsorgen. „Oft sieht man, wie Leute an der Ampel ganz dezent ihre Zigarettenkippe aus dem Fenster fallen lassen, oder ein Taschentuch. Ich weiß einfach nicht, was man tun kann, um deren Einstellung zu ändern.“

„Viel geschafft“

Nach etwa einer Stunde ist die Aktion vorbei – und war sichtbar erfolgreich. „Es fällt sofort auf, wie viel wir hier geschafft haben“, sagt Michael Schemmann. Zwei Mitarbeiter des USB laden die gefüllten Müllsäcke und die sperrigeren Stücke auf ihren Wagen, um alles zu entsorgen.

Bis auf das Halteverbotsschild. Das landet, auch wenn sich das mancher hier wohl insgeheim wünscht, nicht auf der Kippe – sondern soll ordnungsgemäß in zuständige Hände übergeben werden.

„Stadtputz“ seit den 90er Jahren

Die „Stadtputz!-Aktionen bietet der USB schon seit den 90er Jahren an. Wenn Bürger mit Familie, Nachbarn und Bekannten Müll in ihrem Ortsteil sammeln möchten, können sie sich beim USB melden. Der koordiniert das Ganze, klärt beispielsweise mit Naturschutzwächtern ab, ob im geplanten Gebiet etwas zu beachten ist.

Zum vereinbarten Termin werden Handschuhe, Müllsäcke und Zangen zur Verfügung gestellt. Nach der Aktion holt der USB die gefüllten Säcke ab. Weitere Infos unter: 0234/3336 290.