bochum. . Künstler Jan Bormann mahnt Pflege durch die Stadt an. Die aber hat kein Personal, um 700 Kunstwerke im öffentlichen Raum dauerhaft zu betreuen.
Eines der meist fotografierten Bochumer Motive war vor kurzem der Kugelbrunnen am Dr.-Ruer-Platz – bei den Frostgraden Ende März gaben die grauen Eisbärte auf dem zwei Meter großen Lava-Stein ein skurriles Bild ab. Einer war davon nicht so angetan: Jan Bormann, Bildhauer und Erbauer des Objekts. Denn der Brunnen ist nicht einfach nur ein Brunnen, sondern ein Kunstwerk: „Mir wurde vor Schreck ganz kalt über diese grobe Fahrlässigkeit der Stadt“, sagt der 79-jährige Künstler aus Castrop-Rauxel.
Kalk- und Moosablagerungen
Den Bildhauer stört, dass das Wasser nicht zeitig genug abgesperrt worden war. Eigentlich gelte für den Winter ein Betriebsverbot, um Schäden am Stein und an der Pumpenanlage zu vermeiden, beklagt Bormann gegenüber der WAZ.
Auch sei ihm aufgefallen, dass Kalk- und Moosablagerung nicht entfernt worden seien, sein Werk also „nicht sauber in den Winter gegangen“ sei. Gestiftet wurde der Brunnen einst von den drei Anrainern Kaufhaus Kortum, Kaufhaus Baltz und Sparkasse, von der Planung über die Gestaltung bis zur Aufstellung gingen von 1982 bis 1987 fünf Jahre ins Land; Eigentümerin ist die Stadt. Seitdem ist der Kugelbrunnen ein fixer Bestandteil der Innenstadt, jede/r Bochumer/in kennt ihn. Doch zum Leidwesen des Künstlers „fühlt sich offenbar heute keiner mehr für die Pflege zuständig“.
Infos zur öffentlichen Kunst
Einen hervorragenden Überblick über die Kunst umsonst & draußen gibt die private Website www.artibeau.de/1920.htm
Eine ruhrgebietsweite Liste von Freiluft-Kunstwerken findet sich auf Wikipedia.
Das Ruhrgebiet gilt als größtes zusammenhängendes Revier für öffentlich ausgestellte Kunst.
Kunstwerke sind überall zu finden
Der „Fall“ vom Dr.-Ruer-Platz wirft neuerlich die Frage auf, wie es Bochum mit seiner Kunst im öffentlichen Raum hält. Kunstwerke sind überall zwischen Langendreer und Wattenscheid, zwischen Gerthe und Dahlhausen im Stadtbild zu finden, darunter so prominente wie Richard Serras rostige „Terminal“-Skulptur am Hauptbahnhof und so unscheinbare wie die kinetische Plastik von Werner Habig vor der Stadthalle Wattenscheid.
Dem Museum fehlt „die Manpower“
Die Betreuung der Kunst im öffentlichen Raum ist Aufgabe des Museums, dem das Haus allerdings nicht im eigentlich gebotenen Maßstab nachkommen kann: „Uns fehlt schlicht die Manpower“, räumt Sepp Hiekisch-Picard, stellv. Museumsleiter, ein.
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Vor einigen Jahren wurde eine Kommission „Kunst im öffentlichen Raum“ (KöR) eingerichtet, in der sich Kunstexperten und Kulturpolitiker zwei- bis dreimal jährlich treffen. „Dabei wird besprochen, um was sich vordringlich gekümmert werden müsste“, sagt Hiekisch-Picard. Ein Beispiel sei die Sicherung der total vergammelten „Stahlfalter“-Plastik von Maciej Szankowski gewesen, sie stand vor dem Nordbad in Harpen, das vor zehn Jahren abgerissen wurde. Auch die Säuberung des „Terminals“ wurde durch die Kommission vorbereitet. „In Bochum gibt es annähernd 700 Kunstwerke im öffentlichen Raum“, sagt Hiekisch-Picard. „Sie alle regelmäßig nachzuhalten, ist personell unmöglich.“ Dazu komme, dass es für die Pflege von KöR nur einen „Feuerwehrtopf“ von rund 25 000 Euro für Notfälle, aber keinen eigenen Etat gibt. So kommt es, dass Kunst unansehnlich wird (wie Wolf Vostells „Olympia-Hymne“ am Museum) oder nicht mehr instand gesetzt werden kann (wie Cornelius Koligs „Streichelmaschine“ vorm Ruhrstadion).
Verschiedene Zuständigkeiten
„Wir werden meist dann aktiv, wenn uns Dinge gemeldet werden“, so Hiekisch-Picard. Der „Kugelbrunnen“ sei so ein Fall gewesen. Doch da kam noch ein weiteres Hindernis dazu. Zwar ist das Museum für das Kunst-Objekt verantwortlich, das Abstellen des Wassers liegt aber im Hoheitsbereich der technischen Betriebe der Stadt.