Bochum. . In der Ausstellung „The Night Continues“ zeigt der Kunstverein Kulturrat sehenswerte Arbeiten von Leo Namislow. Das Ornament als Herausforderung.

Carsten Roth, Kurator im Kunstverein Bochumer Kulturrat, ist bekannt für seine Experimentierfreude. Mit der neuen, zweiten Ausstellung des Jahres macht er diesem Ruf erneut Ehre. Unter dem Titel „The Night Continues“ zeigt Leo-Leander Namislow Malerei und Zeichnungen, die es in sich haben. Großes künstlerisches Talent trifft auf scheinbar nie versagende Bild-Ideen.

Namislow (*1983) lebt in Essen, ist gelernter Steinmetz, und hat als Maler und Zeichner einen unverkennbaren Stil entwickelt. Die Freunde am Ornament ist ihm zu eigen, allerdings sind seine Ornamente nicht an die blumig-verspielten Techniken alter Zeit angelehnt, sondern an den Ausdrucksformen der Gegenwart. Erinnerungen an Gesichter, an Gesehenes und Erträumtes werden in virtuoser Manier zu symbolistischen Bildern voller mysteriöser Gestalten und Gestaltungen verdichtet.

Aus dem Gewohnten ausbrechen

Er möchte aus der Sicherheit des Gewohnten ausbrechen, sagt der Künstler, und das gilt sowohl für seinen künstlerischen Blick als auch für die Umsetzung. Seine delikat kolorierten Ornamentbilder wirken, als träfe Keith Haring auf Gustav Klimt. Harsche Szenerien der Postmoderne prallen auf zarte Verspieltheit.

Die zum Teil großformatigen Malereien können einem wie „Wimmelbilder“ erscheinen, aus deren fein gesponnenem malerischem Geflecht mehr und mehr Motive – Figuren, Gesichter, Logos, Körper, technische Gebilde – aufsteigen, je länger man darauf blickt. Kalkuliert komponiert sind diese überwältigenden Such-Bilder nicht; „ich male, was in mir ist“, sagt der Künstler.

Verzerrte Figuren und Fratzen

Den Gegensatz zu dieser Akribie bilden zufallsgetriebene, verzerrte Figuren und Fratzen, die Namislow in Form von Drip-Paintings („Tropf-Bildern“) gestaltet. Als Mal-Utensil dienen ihm Suppenkellen, mit denen er die Farblinien in nervöser Motorik aufbringt. So entstehen Gesichter oder Fratzen nächtlich-urbaner Fallstudien: Namislows „Nighthawks“ und „Nightowls“ wirken wie filigranen Gespenster auf goldenem Untergrund, betörend und verstörend zugleich.

Eine Entdeckung!

>>> Infos zur Ausstellung

Kunstverein Bochumer Kulturrat, Lothringer Str. 36 c, bis 19. April, Öffnungszeiten Di. 15–18 Uhr, Do. 18–20 Uhr und nach Vereinbarung: esisterreicht@aol.com