Bochum. . 400 Fachleute kommen im Musikforum zusammen und debattieren über die Zukunft der Innenstädte. Bochum könnte beispielgebend sein.

Die Frage, wessen Augen mehr strahlen, ist schwer zu beantworten. Alle drei Bochumer, die an diesem Montag während eines Pressegesprächs auf den Bundeskongress am 10. April im Musikforum blicken, ist die Begeisterung anzumerken. Es wird um die Zukunft der Innenstädte und um Wege aus ihrer aktuellen Krise gehen.

Mitorganisator Edgar Neufeld erzählt begeistert von Positivbeispielen aus der ganzen Republik und von möglichen Strategien, mit denen Städte Alleinstellungsmerkmale entwickeln können. Stadtbaurat Markus Bradtke freut sich auf den befruchtenden Austausch von insgesamt 400 Teilnehmern und darauf, die Entstehungsgeschichte der hiesigen „Vision Innenstadt“ zu präsentieren, in der Bochum auf die Faktoren Wohnen, Digitalisierung und Produktion setzt. Und Wirtschaftsförderer Ralf Meyer verweist darauf, dass Bochum die erste Stadt sei, in der die Neuausrichtung der City von Stadtplanung und Wirtschaftsentwicklung gemeinsam betrieben werde.

Mehr als nur Einzelhandel

Wenn in zwei Wochen die Experten aus Handel, Gastronomie, Marketing, Immobilienwirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammen kommen, geht es darum, eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie die Zukunft der Innenstädte aussehen könnte. Bislang, so Mitorganisator Ralf Beckmann (Dortmund), sind es uniforme Gebilde, die nach dem Muster der 70er und 80er Jahre vor allem auf die Funktion Einzelhandel ausgerichtet sind. Das müsse sich ändern.

„Der Einzelhandel wird prägender Bestandteil bleiben“, sagt Edgar Neufeld. Aber nicht zuletzt vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung des Onlinehandels müsse sich die Innenstadt wandeln – Wohnraum werden, Kommunikationsraum, Erlebnisraum, Ort von Produktion und Leben. Dazu sei es nötig, eine „Emotionsführerschaft“ zu entwickeln. Auf dem Kongress sollen entsprechende Strategien vorgestellt werden. Wie etwa die des Unternehmers Michael Rauschen, der in Osnabrück ein „Erlebnis-Sporthaus“ eröffnet hat.

Bau einer Markthalle

Auch Bochum wird ein Thema sein und mit einem aktuellen Anlass für besonderen Gesprächsstoff sorgen. Am 26. April wird der Rat über den Verwaltungsvorschlag abstimmen, das Telekom-Gebäude gegenüber dem Rathaus zu kaufen, dort im Innenblock eine Markthalle zu errichten und das Gebäude unter anderem für VHS und Bücherei umzubauen. „Ich bin optimistisch, dass uns die Politik ihre Zustimmung dafür gibt“, so Stadtbaurat Bradtke.

Wirtschaftsförderer Ralf Meyer verweist auf weitere Beispiele dafür, dass es die Stadt nicht dabei belassen wolle, „nur etwas an der Fassade zu tun“: Er nennt die künftige Immobilie an der Stelle des alten Justizzentrums, wo anders als ursprünglich geplant kein reines Geschäftshaus entstehen solle, und das Studentenwohnheim „Basecamp“ am Hauptbahnhof. Er ist überzeugt: „Wir sind auf dem richtigen Weg und können vielleicht einmal auch Vorbild sein dafür, wie ein lebenswerte Innenstadt geschaffen werden kann.“