Bochum. Für besonderen Einsatz erhielten Ehrenamtler im Rathaus jetzt eine Auszeichnung. Mit der Ehrenamtskarte bekommen sie bestimmte Vergünstigungen.

Gespräche mit einem Außenstehenden sind in mancher Situation angenehmer als die mit engen Bekannten. In ihrer Tätigkeit beim Weißen Ring besucht Monika Corte Personen, die Opfer einer Straftat geworden sind. Ihre Aufgabe: Herausfinden, wo sie Hilfe leisten kann. Manchmal ist das die finanzielle Soforthilfe nach einem Handtaschendieb, manchmal die Suche nach einem Platz in der Psychotherapie.

Sie gehört zu den 28 Ehrenamtlichen, die vergangenen Freitag für ihr Engagement in Bochum von der Stadt geehrt worden sind. Diese stehen stellvertretend für jeden engagierten Bochumer, der seiner ganz individuellen Aufgabe nachgeht. Für Monika Corte heißt das konkret, einmal im Monat dem Planungstreffen des Weißen Rings beizusitzen und etwa alle zwei Monate einen neuen Fall zu übernehmen. „Wir sind hier mit 14 Helfern gut ausgestattet“, sagt sie über die Bochumer Außenstelle – dementsprechend würden auch die Fälle passend aufgeteilt. „Ich habe noch eine Vollzeitstelle, weswegen ich nicht so viel übernehme wie andere.“

Die Auswahl wurde getroffen, um dem Bochumer Ehrenamt ein Gesicht zu geben und die in der Stadt herrschende Vielfältigkeit aufzuzeigen. „Die Ehrenamtlichen sind ein wichtiger Teil der gesellschaftlichen Strukturen in Bochum“, sagt die stellvertretende Bürgermeisterin Gabriela Schäfer in ihrer Begrüßungsrede. Die anwesenden Geehrten erhalten neben einer kurzen, persönlichen Dankrede eine Urkunde und die Ehrenamtskarte. Diese ist landesweit gültig und erlaubt den Inhabern zum Beispiel eine vergünstigte Nutzung öffentlicher Angebote.

Große Beständigkeit

Besonders auffällig ist die Beständigkeit vieler Ehrenamtlichen: Sie engagieren sich schon jahrelang in Vereinen, Gemeinden und Stadtteilen und denken nicht daran, die Tätigkeit an den Nagel zu hängen. So auch Monika Corte: Seit mehr als 25 Jahren telefoniert sie mit Hilfsbedürftigen und stattet ihnen Besuche im häuslichen Umfeld ab. Außerdem leistet sie Öffentlichkeitsarbeit für den Weißen Ring. Für die richtige Qualifikation besucht sie regelmäßig Schulungen und Weiterbildungsseminare. „Es wird viel über Täter gesprochen – aber es muss auch Menschen geben, die sich um Opfer kümmern“, sagt sie. Durch die unbürokratische Hilfe des Weißen Rings sei das unmittelbar nach der Notsituation möglich. Ihre Motivation ist überdies auch die Dankbarkeit, die viele Betroffene ihr gegenüber aussprechen.

>>>Engagierte Mitmenschen vorschlagen

Am 5. Dezember, dem Tag des Ehrenamts, hat Oberbürgermeister Thomas Eiskirch dazu aufgerufen, besonders engagierte Mitmenschen zu benennen. Es seien so viele Vorschläge eingegangen, dass nicht jeder zur Ehrung eingeladen werden konnte.

Zusammen mit den Bürgermeisterinnen Gabriela Schäfer, Erika Stahl und Astrid Platzmann-Scholten hat er acht Vorschläge ausgewählt, die vergangenen Freitag im Rathaus geehrt wurden. Elf weitere Kandidaten haben die Bezirksbürgermeisterinnen und -bürgermeister beigesteuert.

Ehrenamtliche leisten in Bochum eine Menge Arbeit – diese wird von der Stadt zum Beispiel mit der landesweiten Ehrenamtskarte und der geplanten Ehrenamtsagentur gewürdigt.

Die Gesichter der Hilfe sind die Menschen von nebenan

Erika Koch

„Ich finde es schön, für Ältere da zu sein, ihnen eine Freude zu machen“, sagt Erika Koch. Obwohl sie selber schon 76 Jahre alt ist, rührt sie noch in vielen Töpfen der Friedenskirche: Sie ist schon seit 1988 im Presbyterium vertreten, organisiert den Tanztee und das Café international im Albert-Schmidt-Haus und ist seit mehr als 40 Jahren in der Frauenhilfe tätig. „Nur zu Hause sitzen, das ist nichts für mich.“

Bernd Albers

Seit 62 Jahren bekleidet Bernd Albers Ehrenämter, insgesamt acht hat er durchlaufen. Insbesondere im kirchlichen Dienst in Wattenscheid, wo er mit 72 Jahren immer noch als Messdiener tätig ist. Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist die Verkehrswacht, in der er die pädagogische Erziehung und Aufklärung in Kindergarten, Schule und für Senioren übernimmt. „Das Wichtigste ist für mich die Begegnung mit Menschen“, sagt er über seine Freude am Ehrenamt.

Elfi Zirkel

Elfi Zirkel ist seit zwölf Jahren Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Wattenscheid. Sie übernimmt viele Aufgaben, darunter die Aufklärung und Vorbeugung in Schulen. „Die Sensibilisierung ist besonders bei Schulkindern wichtig. Kinder mit Sehbehinderung werden oft gehänselt, dabei kann das Potenzial durch Beratung enorm gefördert werden.

Marion Kensy

Sie ist wohl das bekannteste Gesicht des Initiativkreises Gerthe e.V., auch liebevoll „InGe“ genannt. Marion Kensy hat bereits viele Projekte angestoßen und unterstützt, so zum Beispiel die Zusammenarbeit mit dem Seniorenbüro, den öffentlichen Bücherschrank oder aber den Treff „Kaffee anne Bude“. Samstags zwischen 9 und 13 Uhr zieht er Anwohner zu Heißgetränken und Gesprächen auf den Gerther Markt.

Marcus Dempki

Marcus Dempki ist Jugendvorstand des BV Hiltrop und gehört zu den Ehrenamtlichen, die in Bochum Nord ein soziales Umfeld für Kinder schaffen. „Mir macht es Spaß, den Kindern neben meiner Liebe zum Fußball auch Teamfähigkeit oder diszipliniertes Verhalten zu vermitteln“, sagt der 45-Jährige über sein Ehrenamt. In den vergangenen Jahren ist die Mitgliederanzahl in der Jugendabteilung um 25 Prozent gestiegen, auch die Integration geflüchteter Kinder funktioniere gut.

Nicole Glas

Nicole Glas ist die jüngste Ehrenamtliche im Rathaus: Die 15-Jährige übernimmt neben ihrer Tätigkeit als Schülersprecherin an der Willy-Brandt-Gesamtschule noch den Job der Ersthelferin. Zusammen mit sechs Mitschülern verbringt sie ihre Pausen damit, kleine Verletzungen zu behandeln und ein offenes Ohr für jeden zu haben. „Mir sind Menschen einfach wichtig. Nach der Schule möchte ich auch eine Ausbildung als Notfallsanitäterin machen.“

Dihnesh Panchalingam

Dihnesh Panchalingam hilft, wo er nur kann: Ob in der Kleiderkammer, der evangelischen oder katholischen Gemeinde oder beim Aufbau für das Stadtfest – der 29-Jährige packt im Bochumer Osten überall mit an. „Für mich ist es selbstverständlich, Leute zu unterstützen. Dabei kann ich außerdem auch Erfahrungen sammeln.“

Prof. Dr. Christian Uhlig

Seitdem er 1967 in die Hustadt gezogen ist, ist Prof. Dr. Christian Uhlig nicht mehr wegzudenken aus dem Stadtteilgeschehen. Hier einige Ausschnitte aus seiner ehrenamtlichen Tätigkeit: Ab 1972 ist er in der „Aktion bessere Hustadt“ tätig, um Stadt und Stadtteil für Zugezogene besser zu gestalten. 2000 übernimmt er schließlich den Vorsitz des Fördervereins Hu­stadt, 1985 bis 1992 war er zudem Mitglied der Bezirksvertretung Bochum Süd. Auch die Bücherei Querenburg gestaltet er mit

Florian Wiezoreck

Das Ehrenamt wurde Florian Wiezoreck quasi in die Wiege gelegt: Genau wie Vater und Onkel ist er aktiv in der DLRG Dahlhausen, und das seit dem zehnten Lebensjahr. Der 34-Jährige ist Truppführer des Katastrophenschutzes, außerdem verantwortlich für die erfolgreiche Nachwuchsarbeit. „Ich möchte für andere da sein“, sagt er. „Aufhören kommt für mich nicht infrage – ich bin mit dem Herzen bei der Sache.“

Gabriele Choryan

Das Ziel von Gabriele Choryan ist es, einen Beitrag zur gleichberechtigten Gesellschaft zu leisten. Motiviert zunächst durch die Behinderung ihres Bruders, übernimmt sie vor 20 Jahren die ehrenamtliche Leitung des Wichernhauses in Wattenscheid. Dort findet einmal pro Woche der Treffpunkt für Menschen mit Behinderung statt. Das Programm ist ganz unterschiedlich – und manchmal werden auch Wochenendausflüge unternommen.

Maik Matheus

Urlaub im All-inclusive-Hotel, der mag ganz schön sein – für Maik Matheus würde sich das aber wahrscheinlich falsch anfühlen.„Meinen Jahresurlaub verbringe ich fast komplett als Betreuer im Kinderzeltlager“, sagt er. Zeit zum „Runterkommen“ brauche er danach überhaupt nicht: „Das ist für mich doch auch Urlaub!“ Mit dem Wattenscheider Ferienlager e.V. hat er bereits selbst als Kind tolle Erfahrungen gemacht. Jetzt, als Erwachsener möchte er das auch an jüngere Generationen weitergeben – jeweils zwei Wochen im Sommer, eine um Ostern herum und noch eine im Herbst.

Hedwig Schmied

„Ich werde bald 38“, sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. Dreht man die Ziffern um, stimmt das sogar: Hedwig Schmied ist trotzdem noch mittendrin im Gerther Stadtteilgeschehen. Die Organisation des Seniorenfrühstücks, Sport- oder Bildungsangebote: Sie hat häufig ihre Finger im Spiel und ist ansprechbar für jeden. Warum sie nicht ans Aufhören denkt? „Alles, was ich mache, mache ich gerne. Ich bin mit Herz und Verstand dabei.“

Josef Scheele

Josef Scheele ist nur schwerlich wegzudenken aus der Kirchengemeinde Wiemelhausen: Er ist zum Beispiel Vorsitzender des Männerkreises und organisiert Feiern und Ausflüge. Außerdem gehört er zum Team, wenn es an die Planung eines Gemeindefestes geht, ebenso zum Bauförderverein Petrikirche. Auch der Betrieb des Kirchcafés geht auf sein Konto.

Kathrin Nonn

Wenn sich viele daheim gemütlich auf ihrem Sofa einkuscheln, dann rückt Kathrin Nonn aus: Sie hilft mit anderen „Johanniter Kälteengeln“ Obdachlosen, die Winternächte nicht in warmen Unterkünften, sondern auf der Straße verbringen. Alle zwei Wochen nimmt sie am Planungstreffen teil und sammelt außerdem Lebensmittel oder Schlafsäcke, die sie an Bedürftige verteilen kann.

Claudia Klönne

Seit 40 Jahren gibt es den Bochumer Ortsverband des Kinderschutzbundes – und etwa die Hälfte dieser Zeit ist Claudia Klönne schon Vorsitzende des Verbandes. Für ihre ehrenamtliche Aufgabe ist sie nahezu täglich im Einsatz. Denn: Der Kinderschutzbund verzichtet ganz bewusst auf hauptamtliche Stellen, um möglichst viel von dem Geld, das ihm zur Verfügung steht, für die Kinder ausgeben zu können.

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