Ralf Odermann ist als Musikexperte und DJ („Logo“, „Planet“) bekannt geworden. Nun stellt er sich erstmals als Grafiker vor. Eine Entdeckung!

Manche Popstars begleitet einen ein Leben lang, sie sind mit ihrer Musik mal Kummerkasten, mal Mutmacher. Wenn man ihnen lang genug treu bleibt, werden sie zu persönlichen „Ikonen“. Die hat wohl jeder, der Pop und Rock übers Ed-Sheeran-Niveau hinaus ernst nimmt. So wie Ralf Odermann. Dessen persönliche „Icons“ sind zurzeit in Form von höchst ansprechenden Grafiken in der Sold Out Gallery zu sehen.

Höchst individuell

Ralf Odermann – in Bochum muss man es nicht erzählen – ist Experte in Sachen Pop, Rock, Techno. In den 1980er und 1990er Jahren prägte er als DJ legendäre Clubs wie „Logo“ oder „Planet“ entscheidend. Entsprechend umfassend kennt sich der 59-Jährige mit Musik, Künstlern, Trends aus. Da könnte man vermuten, Odermann würde seine Lieblinge etwa in Form von LP-Covern oder Fotografien präsentiert. Aber weit gefehlt: Vielmehr hat er seine Helden gezeichnet und auf Papier gebracht.

Was die wenigsten wissen: der DJ ist auch Grafik- und Webdesigner. „Eigentlich habe ich schon immer gezeichnet“, räumt Odermann ein. Und verweist auf die dynamische Skizze eines Rockstars in Pose, die bereits 1987 entstand. Damals noch in Pastellkreide. Heute bevorzugt Odermann das Zeichnen per iPad. Das Digitale bietet Raum zur Entfaltung eines individuellen Stils: Odermanns Pop-Porträts eint unverkennbar dieselbe Handschrift. Aber die Motive kommen jeweils höchst individuell ‘rüber.

Über die Sold Out Gallery

Ralf Odermann „Icons“ Ausstellung ist bis zum 8. April in der Sold Out Gallery, Königsallee 16, zu sehen. Geschäftszeiten täglich von 12 bis 18.30 Uhr. Info: www.soldoutgallery.de

Die Sold Out Gallery, zwischen Bermudadreieck und Schauspielhaus gelegen, bietet Geschenke, Poster, Accessoires und regelmäßige Ausstellungen der Streetart- und urbanen Kunst.

Wenn man die mal knallig, mal behutsam kolorieren Grafiken auf sich wirken lässt, kann man schnell Odermann’sche Vorlieben ausmachen: Sie liegen in der aufregendsten Zeit des Pop Ende der 70er/Anfang der 1980er Jahre, als nach der Punk-Explosion Raum frei wurde für frische, bis dato ungehörte Klänge. Johnny Rotten von den Sex Pistols, Joy Divisions Ian Curtis, Siouxsie and the Banshees und Joe Strummer (The Clash) fehlen ebenso wenig die Ramones, Iggy Pop oder David Bowie in seiner „Berlin“-Phase, die die Entwicklung damals angeschoben haben.

Subtiler Humor

Die Zeichnungen sind entweder respektvolles Porträt oder schrille Karikatur – Soulröhre James Brown besteht hauptsächlich aus seinem Mund! Dass Odermann über subtilen Humor verfügt, beweist seine Zeichnung von Robert Smith. Den melancholischen Düsterrocker von The Cure zeigt er im hellen Licht einer Strandszene, die wiederum an das legendäre Cover der 74er Neil-Young-LP „On the Beach“ erinnert...

So lässt die kleine, feine Ausstellung vielerlei Assoziationen zu. Denn natürlich hat jeder Betrachter seine privaten „Ikonen“, die er hier, je nach dem, vermissen oder eben wiedersehen kann. Kaum zu glauben: Es ist in all den Jahren die allererste Ausstellung von Ralf Odermann! Angesichts der coolen Cleverness seiner Zeichnungen kann man nur hoffen, dass es nicht die letzte bleiben wird. Zumal sich das Motto „Icons“ sicher ausweiten lässt. Denn nicht nur Pop & Rock, sondern auch Kino, Kunst und Literatur und haben eigene Ikonen hervorgebracht. Gut möglich, dass Ralf Odermann sehr viele von ihnen kennt!