Bombenfund an Bergener Straße legt Bochum-Hiltrop lahm
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Bochum. . Die Evakuierung des Altenheims an der Bergener Straße in Bochum ist aufwändig gewesen. Einige Bewohner kamen auch in Krankenhäuser.
Zweimal klingelte die Feuerwehr an jeder Tür. Im Umfeld des Bombenfundes an der Bergener Straße leben 1500 Personen, so dass die Feuerwehr 250 Häuser abklapperte.
Wohnhäuser, das Alten- und Pflegeheim Jochen-Klepper-Haus, die Kita Im Hagenacker und die Hilda-Heinemann-Schule mussten evakuiert werden in einem 250-Meter-Radius um den Fundort der amerikanischen Fünf-Zentner-Bombe.
Diese war durch Luftaufnahmen entdeckt worden im Vorfeld geplanter Straßenbauarbeiten. Am vergangenen Wochenende bereits waren die Anwohner durch Aushänge der Feuerwehr darüber informiert worden, dass sie am Dienstagvormittag ihre Wohnungen verlassen sollten.
Senioren wurden in andere Häuser gebracht
Die größte Herausforderung für die Feuerwehr, die mit insgesamt 155 Personen im Einsatz war, und die Helfer war das Jochen-Klepper-Haus, mit 155 Bewohnern das größte der Diakonie in Bochum. 28 von ihnen sind bettlägerig; sie wurden durch die Rettungsdienste Johanniter, ASB und Sani-Car ins Josef-Hospital transportiert, wo sie in der HNO-Abteilung unterkamen, und in die Kapelle des St. Elisabeth-Krankenhauses.
Hin- und Rückkehr der Altenheimbewohner
Demenziell und psychisch erkrankte Bewohner bekamen eine 1:1-Betreuung.
Das Unterhaltungsprogramm konnte sogar in Teilen aufrecht gehalten werden, ein Jochen-Klepper-Haus-Mitarbeiter hat den Liederkreis mit Akkordeon am Rosenberg durchgeführt.
Leiter Oliver Kost lobte das Engagement der Mitarbeiter.
Die restlichen Senioren wurden in die Cafeterien der Schwesternhäuser gebracht, also ins Katharina-von-Bora-Haus am Stadtpark, ins Altenzentrum Rosenberg, ins Matthias-Claudius-Haus in Wiemelhausen. Auch die noch nicht voll ausgelastete Belia-Seniorenresidenz in Riemke nahm zehn Menschen auf.
„Unsere Bewohner sehen das sportlich, alle sind ganz ruhig; für die meisten ist es wohl eine Abwechslung“, erklärt Oliver Kost, Leiter des Jochen-Klepper-Hauses. „Wir wissen seit über einer Woche von der Bombenentschärfung, so dass wir uns gut vorbereiten konnten.“
Bogestra setzte Sonderbusse ein
Die Evakuierung begann gegen 10 Uhr. Kost hoffte zu diesem Zeitpunkt, dass alle zum Abendessen wieder zurück sind. Mittags waren alle Straßen im Umkreis gesperrt bis auf die Hiltroper Straße. „Wir lassen die großen Straßen möglichst lange offen und sperren sie dann nur während der eigentlichen Entschärfung“, sagt Markus Wendelberger, Pressesprecher der Feuerwehr.
Wer während der Entschärfung nicht wusste, wo er unterkommen sollte an diesem ungemütlichen Regentag, für den stand die Turnhalle des Schulzentrums Gerthe offen, betreut durch das DRK. Die Nachbarn zwischen Eifelstraße und Im Hagenacker konnten sich dazu mit Sonderbussen der Bogestra zur Heinrichstraße bringen lassen.
Zwei, die auch dieses Ziel hatten, waren Elsa Look (79) und Erika Thom (85). „Bei mir im Haus war ich die einzige. Alle Nachbarn sind junge Leute und berufstätig“, erklärt Erika Thom, die an der Eifelstraße wohnt und sich früh auf den Weg machte. „Wir suchten beide vergeblich nach einem Bus“, erklärt Elsa Look, die in direkter Nachbarschaft zum Jochen-Klepper-Haus lebt. Beide Frauen, die sich da noch gar nicht kannten, liefen den Hagenacker auf und ab.
Polizei brachte Frauen nach Gerthe
Als sie unten an der Hiltroper Kirche einen Polizeiwagen vorbeifahren sah, sprang sie auf die Fahrbahn. „Ich winkte und das Auto hielt an. Als ich den Beamten erklärte, wir wüssten nicht, wie wir nach Gerthe kommen sollten, ließen sie und hinten einsteigen und fuhren uns hierher zur Turnhalle. Das war einfach himmlisch.“
In der warmen Turnhalle machten sich die Frauen miteinander bekannt, und ein Mittagessen gab’s auch. Um 15 Uhr war der Spuk vorbei. Rainer Woitschek vom Kampfmittelräumdienst hatte die Bombe binnen Minuten entschärft. Die Hiltroper, ebenso wie die Bewohner des Diakonie-Heims, waren – wie erhofft – sogar noch vor dem Abendbrot wieder zurück.
Die Fahrbahn der Bergener Straße wird heute (14.)wiederhergestellt und abends für den Verkehr freigegeben, wie die Stadt erklärt. Die Busse befahren sie dann erst ab Donnerstag.
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