Bochum. Franz-Josef Korth wurde gemeinsam mit fünf weiteren Diakonen geweiht. Heute leitet der 86-Jährige jeden Dienstag eine Messe im St. Anna-Stift.

Der Abschied von der Steinkohle, vom Ruhrbergbau, steht endgültig an, Erinnerungen werden aber noch lange bleiben. Als sich das Zechensterben bereits abzuzeichnen begann, gab die Gründung des Ruhrbistums noch einmal einen Funken Hoffnung und einen Impuls. Ganz nah dabei gewesen und geblieben ist Franz-Josef Korth. Er empfing als einer der ersten Priester vor 60 Jahren, im Februar 1958, die Weihe von Bischof Franz Hengsbach, und ist heute der letzte lebende Zeitzeuge aus der Gruppe von damals sechs Diakonen.

Heute zelebriert der 86-Jährige im Altenbochumer St.-Anna-Stift noch immer jeden Dienstag in der Hauskapelle die Messe. 20 bis 30 gläubige Senioren kommen regelmäßig, um mit ihm zu feiern. Jedes Mal hält er seine Predigt handschriftlich mit blauer Tinte auf etwa zwei Papierseiten fest. Aufgeregt ist er nicht. „Ich fühle mich wie vor jedem wichtigen Gottesdienst.“

Erfahrung, dass Gott auch im Gefängnis wirkt

Blickt Korth auf seine Priesterzeit zurück, hat er das Gefühl, vieles richtig gemacht zu haben. „Ich habe mir damals nichts Besonderes vorgenommen, mich auf alles eingelassen, was kam. Am besten gelungen ist mir das, was ich als Einzelkind am wenigsten erwartet hätte.“ Er meint seine Zeit als Jugendseelsorger, eine „schöne Erinnerung.“ Überrascht ist der Geistliche aber vor allem von den Erfahrungen als Gefängnisseelsorger, davon, dass „Gott auch dort wirkt.“ Auch heute noch hat er Kontakt zu Insassen aus der Krümmede, der Bochumer Justizvollzugsanstalt.

Die Hände ruhen auf der dunkelgrünen Stofftischdecke, ab und zu gestikuliert er, um das, was er erzählt, lebhaft zu verdeutlichen. Schmunzelnd erinnert er sich: „Mit meinen Freunden aus der ersten Klasse habe ich schon als Junge Messe gespielt.“ Die Berufung zum Priester sei aber vor allem in der Familie gereift. „Ich bin da hineingewachsen“.

Erstkommunion 1940 in Duisburg

Pastor in Essen, Duisburg und Gelsenkirchen

Begonnen hatte Korth seinen Pastorendienst nach der Priesterweihe in St. Barbara in Essen-Kray. Dann wirkte er vier Jahre in seiner Heimatgemeinde in Duisburg-Obermeiderich und einige Monate in St. Antonius in Gelsenkirchen, neun Jahre in Herz-Mariä in Altenessen. Vor seiner Zeit als Gefängnisseelsorger war Korth 20 Jahre lang als Pastor in der Heilig-Kreuz-Gemeinde in Duisburg-Neuenkamp.

Das Ruhrbistum Essen ist die flächenmäßig kleinste römisch-katholische Erzdiözese Deutschlands. Im „kleinen Jubiläumsjahr“ ist eine Wallfahrt nach Santiago de Compostela geplant.

Seine Erstkommunion feiert er 1940 in Duisburg, besucht danach jeden Tag die Messe. Bis zur St.-Josef-Kirche am Dellplatz sind es nur fünf Minuten zu Fuß. „Meine Eltern sind nie an der Kirche vorbeigegangen, ohne hineinzugehen. Sie haben mich nie dazu gedrängt, es war mein Wunsch dort hinzugehen.“ Ein Wunsch, den Bischof Franz Hengsbach 18 Jahre später bei der Priesterweihe von Franz-Josef Korth im Februar 1958 sehr begrüßte: „Niemand wird zufällig Priester. Väter und Mütter haben ihren besonderen Anteil daran.“

Es ist die erste Priesterweihe im zu Jahresbeginn neu gegründeten Ruhrbistum, die erste Weihe in Duisburg. „Das war eine besondere Atmosphäre“, erinnert sich Korth an die voll besetzte Kirche. „Das war ja etwas Neues, das hatte es noch nie gegeben.“ Selbst draußen drängen sich die Menschen.

Lebenslange Verbundenheit

Mit Franz-Josef Korth ziehen die Bottroper Johannes Hermann Bittger, Johannes Felderhoff und Hermann Frieg, Bernhard Hoffs aus Gelsenkirchen-Buer und Werner Pohl aus Duisburg in die St.-Josef-Kirche ein. „Dort geweiht zu werden, war für mich eine besondere Freude“, sagt Korth heute. Dort wurde er getauft, gefirmt und war lange als Messdiener tätig.

„Feuer und Flamme für das Bistum“

Nach dem Abitur 1952 in Duisburg begann er sein Theologiestudium in Münster, schloss es in Bonn ab. Die Verbundenheit zu den fünf Männern, die mit ihm zu den ersten Priestern des Bistums Essen geweiht wurden, hielt lange an. „Wir haben uns immer am Karnevalssonntag um den Weihetag herum in Münster getroffen.“

Die Gründung des Bistums sieht Franz-Josef Korth heute mit gemischten Gefühlen. „Wir waren damals Feuer und Flamme für das neue Bistum.“ Das Ruhrbistum sei aber schon längst fällig gewesen; es sei zu spät gekommen, denn das Zechensterben hatte ja schon begonnen. Heute ist selbst das schon wieder Geschichte.