Bochum. . Deutscher Gewerkschaftsbund stimmte auf Internationalen Frauentag am 8. März ein. Bevorteilte Männer auf dem Arbeitsmarkt sind zentrales Thema.
Hundert Jahre nachdem die Frauen das Wahlrecht erkämpften, sieht das deutsche Parlament ziemlich männlich aus. Gerade mal 30 Prozent der Mandatsträger sind weiblich. Je nach Partei variiert ihr Anteil erheblich. Mehr als die Hälfte der Grünen und Linken sind Frauen, bei der SPD stellen sie knapp die Hälfte, bei CDU/CSU knapp ein Viertel der Abgeordneten.
Ein Modell des 19. Deutschen Bundestags mit roten und blauen Spielfiguren flankierte am Sonntag den Eingang zum Treffen der Frauen des Deutschen Gewerkschaftsbundes Ruhr-Mark im Verdi-Haus. Vertreterinnen der acht Einzelgewerkschaften kamen dort zusammen, um sich auf den Internationalen Frauentag am Donnerstag, 8. März, einzustimmen.
Gehälter bleiben ungerecht
Viel wurde erreicht in den vergangenen hundert Jahren, doch Bettina Gantenberg, Vorsitzende des DGB-Stadtverbands Bochum, gibt sich keinen Illusionen hin. „Seit den 80er Jahren mache ich gewerkschaftliche Frauenarbeit. Damals dachte ich, dieser Tag würde irgendwann kein Kampftag, sondern ein Feiertag sein. Kämpfen müssen wir heute immer noch, feiern können wir.“
Gerade die arbeitsmarktpolitischen Themen seien es, bei denen die Gleichberechtigung auch in Deutschland noch immer an klar definierte Grenzen stoße.
Das Entgeldtransparenzgesetz, das seit Januar 2018 in Kraft ist, ändere erst einmal nur wenig an dem Fakt, dass Frauen branchenübergreifend im Schnitt 21 Prozent weniger verdienen würden als ihre männlichen Kollegen in gleicher Position. „Tarifverträge verringern diese Lücke, aber beseitigen sie nicht“, sagte Gantenberg und forderte in diesem Zuge auch ein Entgeldgleichheitsgesetz.
Prekäre Situation im Niedriglohnsektor
Wie prekär die Situation für viele Frauen ist, schilderte Petra Vogel. In der Fachgruppe Gebäudereinigung Bochum-Dortmund der IG BAU engagiert sich die 60-Jährige für eine Branche, in der zu 90 Prozent Frauen tätig sind. „Drängende Themen sind für mich die Befristung von Arbeitsverträgen und die Rente“, so die Gewerkschaftlerin.
Frauen, die im Niedriglohnsektor tätig sind, kämen auch bei einer Vollzeitbeschäftigung nicht auf eine Rente, die ausreiche, um die Lebenshaltungskosten zu decken. „Sie müssen zum Amt, um die Rente aufzustocken. Es bleibt nichts, um in Würde zu altern. Diese Frauen werden vom sozial-kulturellen Leben ausgeschlossen“, so Vogel.
Bettina Gantenberg forderte die Frauen auch auf, sich für die aktuell laufenden Betriebsratswahlen zu melden. „Wenn wir warten, dass die Männer etwas ändern in den Betrieben, warten wir weitere hundert Jahre“, so die DGB-Stadtverbandsvorsitzende.
>>> INFO: Diskussion mit DGB-Frauen in der Innenstadt
Die Gewerkschaftsfrauen
werden anlässlich des Internationalen Frauentags am Samstag, 10. März, auf dem Boulevard aktuelle Informationen zur Gleichberechtigung geben und stehen von 12 bis 15 Uhr zur Diskussion bereit.
Das Motto des diesjährigen Frauentags lautet „100 Jahre reichen nicht“. Hintergrund ist das 1918 eingeführte allgemeine Wahlrecht für Frauen.