Riesenandrang bei der Pressekonferenz im Polizeipräsidium. Bochumer Staatsanwaltschaft und Bochumer Polizei leiten die Ermittlungen im internationalen Fußball-Skandal.

Der Fußball hat einen neuen Skandal und Bochum steckt mittendrin. Allerdings hauptsächlich auf der guten Seite, also auf Seiten der Ermittler, die den Eklat aufgedeckt haben. Ob möglicherweise auch Spiele mit Bochumer Beteiligten vom Vorwurf der Wettbetrügereien betroffen sind oder ob Drahtzieher dieser dunklen Machenschaften aus Bochum stammen, das bleibt bislang noch ungesagt.

Diese Dimension gab's im europäischen Fußball noch nicht

Fair Play sieht anders aus. Der Fußball hat einen neuen Wettskandal. Foto: Ingo Otto
Fair Play sieht anders aus. Der Fußball hat einen neuen Wettskandal. Foto: Ingo Otto © WAZ FotoPool

Wenn es jetzt schon einer weiß, dann sind es die Bochumer Staatsanwaltschaft und die Polizei. Sie führen gemeinsam ein Ermittlungsverfahren in einem Ausmaß, wie es bislang im europäischen Fußball noch nicht vorgekommen ist – diese Dimension bestätigte die Staatsanwaltschaft, und das Interesse der Medien gestern Nachmittag unterstrich die Einschätzung: Pressekonferenz im Polizeipräsidium, da gab es ein Gerangel um die besten Plätze wie sonst vielleicht beim Rockkonzert. Oder im Fußballstadion.

Rund 100 Medienvertreter im Präsidium

Rund einhundert Medienvetreter, darunter etwa 20 Kamerateams, drängten in den großen Sitzungssaal des Präsidiums. Die dort aufgestellten Stuhlreihen waren größtenteils überflüssig, denn die Gäste schoben sich lieber ganz nach vorne. Einige drohten fast aufs Podium zu kippen. Andere standen auf den Stühlen, um vor lauter Kameras das Podium überhaupt sehen zu können, auf dem Staatsanwaltschaft, Polizei und ein Vertreter der UEFA Platz genommen hatten.

Es geht um 200 hochklassige Fußballspiele

Seit etwa einem Jahr ermittelt die Bochumer Polizeidienststelle zur Bekämpfung organisierter Kriminalität in diesem internationalen Fall unter der Leitung der Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität. Bei rund 200 Fußballspielen in diesem Jahr im In- und Ausland besteht der Verdacht, dass die Ausgänge der Spiele beeinflusst worden sein könnten. Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle sollen verstrickt sein, es geht um Wettgewinne in Höhe von mehreren Millionen Euro.

Erste Bundesliga nicht betroffen

„Zu Personen, Vereinen und Spielpaarungen machen wir keine Angaben”, sagte Staatsanwalt Bernd Bienioßek. Es dürfte allerdings klar sein, dass die erste Mannschaft des VfL Bochum nicht betroffen ist. Denn in Deutschland geht es laut Polizei um insgesamt 32 Spiele von Liga zwei an abwärts bis hin zu den Oberligen und zur U 19. Hinzu kämen Spiele hochklassiger Ligen in acht weiteren europäischen Ländern sowie Europa-League- und Champions-League-Spiele.

Die Ermittlungen haben ihren Ausgangspunkt in Bochum und sind auch aus diesem Grund hier anhängig geblieben. „Dieses Verfahren ist aus einem anderen Verfahren entstanden, das in Bochum geführt worden ist”, sagte Andreas Bachmann, Ermittlungsleiter der Staatsanwaltschaft. Dabei sei es um organisierte Kriminalität gegangen. Telefongespräche seien überwacht worden, die Ermittlungen seien ins Rollen gekommen. „Die Täter, die versucht haben auf Fußballspiele einzuwirken, kommen teilweise aus dem Ruhrgebiet”, sagte Bachmann.

Für die Pressekonferenz wurde ein Teil der Uhlandstraße vorübergehend gesperrt, damit die Übertragungswagen genug Platz hatten. „So eine Dimension hatten wir hier noch nie”, sagte Polizeisprecher Volker Schütte.