Bochum. . „Kamann machen“, heißt das neue, 14. Soloprogramm von Waltraud Ehlert. Dabei bleibt Esther Münch ihrem Kurs treu: „Walli“ wird immer politischer.
Ruhrpottpflanze, Lästermaul, Allzweckwaffe: Esther Münch verkörpert Bochums bekannteste Reinigungsfachkraft. Welche Entwicklung diese, ihre Waltraud Ehlert genommen hat, zeigt die 58-Jährige in ihrem neuen, 14. Soloprogramm. „Kamann machen“, hieß es am Wochenende vor 550 Besuchern im dreimal ausverkauften Haus Spitz.
Paraderolle für die gelernte Sozialarbeiterin
Seit 16 Jahren steht die Sozialarbeiterin in ihrer Paraderolle als patente Putze auf der Bühne. Kaum ein Künstler, der fleißiger, omnipräsenter wäre. Kaum eine Kabarettistin, der es derart glaubwürdig, fast schon selbstverständlich gelingt, nicht mehr nur als lustige Mundart-Erzählerin wahrgenommen zu werden. Walli: Das ist bei aller gekonnten Revier-Nabelschau, bei allen Schenkelklopfern, bei allen skurrilen Geschichten aus ihrer „schweren Ehe“ mit Göttergatte Willi längst auch ein gutes Maß Gesellschaftskritik. Ohne erhobenen Zeigerfinger. Dafür „vonne Seele wech“. Authentisch. Gerade für das ältere Publikum, das sie besonders liebt, mit Wiedererkennungswert nahe 100 Prozent.
Abrechnung mit den Wirr- und Hohlköpfen
Esther & Walli: Das ist in den jüngsten Soloprogrammen stets eine Abrechnung mit den Wirr- und Hohlköpfen unserer Zeit. Gnadenlos klagte sie in „Wallis Wahrheiten“ die Ausländerbehörde und deren Umgang mit Flüchtlingen an (für die sie sich seit vielen Jahren engagiert). In „Kamann machen“ fordert die Dahlhausenerin nichts weniger ein, als die Konsequenzen seines Handelns zu beachten. Feudelt vor allem die tiefrechten, bräunlich miefenden Ecken unserer Gesellschaft mit Akribie und Ekel gleichermaßen aus. Geißelt hinternpudernde Helikopter-Eltern und Youtube-Verdummung. Beschwört den Anstand als fast vergessene Tugend. Rät zur Bedenkzeit. Prangert das „soziale Erblinden“ an. Und schmettert den Trumps dieser Welt einen Schlusssong entgegen, bei dem im Saal endgültig Schluss mit lustig ist.
Keine Bange: Walli bleibt witzig. Doch Walli ist auch politisch. Kamann machen? Muss man machen!
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