Bochum. Premiere geglückt: 950 Besucher zelebrierten am Samstag in der ausverkauften Rotunde den Mummenschanz. Nun könnte der Kostümball am KAP bleiben.

Hat der Mummenschanz dauerhaft eine neue Spielstätte gefunden? „Sieht so aus“, sagt Michael Retter und blickt zufrieden auf die bunte Narrenschar unter dem markanten Runddach. Erstmals war die Rotunde am Samstagabend Schauplatz von Bochums größtem Karnevalsball. Für Veranstalter Retter steht nach der Premiere fest: „Wir passen gut zueinander.“

Mummenschanz stand schon zweimal vor dem Aus

Schon zweimal stand der Mummenschanz vor dem Ende. Nach 16 Jahren gab’s auch für Retter nichts zu retten, als das Kunstmuseum 2017 wegen des Umbaus ausfiel. Kurz vor Toresschluss konnte mit der Stadtpark-Gastronomie ein Ausweichquartier gefunden werden. „Das bleibt trotz des guten Zuspruchs aber eine einmalige Episode“, bekräftigt der Werbeexperte.

Wiederum kurz vor knapp gelang es, für 2018 einen weiteren Dino der Bochumer Veranstaltungsszene zu gewinnen: die Rotunde. 2017 von Bermuda-Patron Leo Bauer nach langem Umbau neu an den Start gebracht, bietet der Alte Katholikentagsbahnhof die wichtigste Voraussetzung für den Mummenschanz: mindestens zwei getrennte Säle, in denen die Live-Bands in die Saiten greifen.

Kostüme und Musik handgemacht

Feen und manch weitere Fabelwesen waren beim Mummenschanz zu bestaunen. Viele Kostüme und Asseccoires waren handgenäht und -gefertigt.
Feen und manch weitere Fabelwesen waren beim Mummenschanz zu bestaunen. Viele Kostüme und Asseccoires waren handgenäht und -gefertigt.

Würde auch dieses Experiment gelingen? Würden die Stammgäste aus ganz NRW ein zweites Mal im Exil feiern wollen? Klare Antwort: Ja. Und wie! Mit 950 Besuchern waren die Karten bereits im Vorverkauf nahezu vergriffen. Schlümpfe und Toreros, Feen und Hippies, Fred Feuerstein mit seiner Wilma, Mafiosi und Mönche, Cowboys und Zenzis und – der Hingucker der Party – eine siebenköpfige Truppe als wandelnde Duschen: In gewohnt aufwendigen Kostümen ließ das Publikum keinen Zweifel, auch am KAP einen tollen Abend zu zelebrieren. Dabei bietet der Club allerdings auch Nachteile. Das frühere Schaulaufen, voller Stolz und Grandezza durch die großzügigen Flure und Säle des Museums, ist in der Lobby und in den Hallen der Rotunde nur sehr bedingt möglich. Ältere Besucher beklagten sich zudem über fehlende Sitze und Bänke.

Entschädigt wurden alle durch erstklassige Musik: wie beim Mummenschanz üblich komplett handgemacht. Besonders die Jim-Rockfort-Band mit Sängerin Naomi Khimji füllte mit soullastigen Hits und Klassikern die Tanzfläche von der ersten Minuten an. Im kleinen Saal heizten Eric and the Tomcats mit Rockabilly ein. Zudem legten zwei DJs auf. Nicht unwichtig: Anders als 2017 im Stadtpark klappte der Getränke-Nachschub in der Rotunde ohne Probleme.

Hai-Alarm am KAP: Für die Getränkezufuhr bleibt noch ein ausreichender Spalt.
Hai-Alarm am KAP: Für die Getränkezufuhr bleibt noch ein ausreichender Spalt.

Rückkehr 2019 ist wahrscheinlich

Wie geht’s weiter mit dem Mummenschanz? „Ich denke, das könnte der Anfang einer gut funktionierenden Beziehung sein“, sagt Michael Retter. Auch wenn manche Besucher dem Kunstmuseum noch immer hinterher trauern: Der Kostümball dürfte 2019 zum Konrad-Adenauer-Platz zurückkehren.

>>> Narren trotzen dem Schmuddelwetter

Es herrscht Schmuddelwetter. Hastig erledigen die Passanten auf der Kortumstraße ihre Wochenendeinkäufe. Nur auf dem Husemannplatz wird bunt, herzlich und unerschrocken dem kühlen Grau getrotzt. Von „Atemlos“ bis zum Narrhallamarsch: Die Jecken sind los. Für über zwei Stunden kehrt Frohsinn in die Innenstadt ein.

Tanzmariechen wirbelten über den Husemannplatz.
Tanzmariechen wirbelten über den Husemannplatz.

Seit über 20 Jahren läuten die Bochumer Karnevalisten mit ihrem Biwak unter freiem Himmel die tollen Tage ein. So auch am Samstag, als der Festausschuss ab dem Vormittag mit Pauken und Trompeten zum Feiern blies. Die bewährten Akteure der Karnevalsvereine präsentierten Musik, Tanz und Comedy. Trotz des wenig einladenden Wetters machen zahlreiche Einkäufer Halt. „Ich bin alles andere als ein Karnevalist“, sagt Rosmarie Gerling (68). „Aber das schau ich mir wirklich gerne an. Zudem bin ich positiv überrascht, wie viele junge Leute mitmachen.“

Vielleicht mischt sich die Seniorin am heutigen Rosenmontag ja auch im Ratssaal unter die Narrenschar, wenn ab 10.11 Uhr zum Rathaussturm geblasen wird. Mit Spannung wird erwartet, ob OB Eiskirch Gegenwehr leistet, wenn ihm mit dem weiblichen Dreigestirn die geballte Frauen-Power den Rathausschlüssel entreißt und am höchsten närrischen Feiertag symbolisch die Macht übernimmt.

Danach geht’s nach Linden. Um 14.11 Uhr setzt sich auf der Hattinger Straße der Rosenmontagszug in Bewegung. Die Wetterfrösche verheißen Wolken, aber keinen Regen, mittags sogar Sonne. Zum Glück kein Schmuddelwetter.

Närrisches Biwak

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