Bochum. . Das Saunieren im Freizeitbad Heveney am Kemnader See wird um bis zu 45 Prozent teurer. Das sei notwendig, um wirtschaftlich zu überleben.

Das Freizeitbad Heveney am Kemnader Stausee hat die Eintrittspreise ohne öffentliche Ankündigung zum 1. Februar erhöht. Zum Teil drastisch: Saunagänger zahlen bis zu 45 Prozent mehr. Geschäftsführer Jürgen Hecht verteidigt die Erhöhung als angemessen, notwendig und überfällig.

„Ich gehe einmal in der Woche in die Sauna, letzten Samstag hat das noch elf Euro gekostet, jetzt sind es 14 Euro, da musste ich schon dreimal schlucken“, sagt Besucher Joachim Wedegärtner. Das sind 28 Prozent mehr. In der Woche kostet zweistündiges Saunieren statt zehn nun 14 Euro, am Sonntag statt elf jetzt 16 Euro. Ein Aufschlag von 40 und sogar 45 Prozent. „Das ist doch hammerhart“, sagt der 67-Jährige.

4,5 Millionen Euro Minus jährlich

Mitte 2017 wurde das Freizeitzentrum Kemnade mit den Revierparks Mattlerbusch (Duisburg), Vonderort (Oberhausen/Bottrop) und Nienhausen (Essen/Gelsenkirchen) zur Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr (FMR) verschmolzen. Geschäftsführer ist seit November Jürgen Hecht (47). „Das Allerletzte, was man als Geschäftsführer machen will, ist Preise zu erhöhen“, stellt er klar. Das sei aber notwendig, „um die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit zu sichern“. Das gelte für Kemnade wie für die FMR insgesamt, so Hecht.

Die fährt bei 13 Millionen Euro Umsatz jährlich ein Minus von 4,5 Millionen ein. Zusätzlich gibt es ein bisher ungedecktes Jahresminus von 850 000 Euro. Die Gesellschafter schießen die 4,5 Millionen Euro seit Jahren zu – haben diese Unterstützung aber für drei Jahre auf diese Summe gedeckelt.

Tarife seit sieben Jahren nicht erhöht

Hecht verweist auf das Preisgefüge unter dem Dach der FMR: „Es ist nicht gut, wenn wir uns als Partner über den Preiswettbewerb gegenseitig Kunden wegnehmen.“ Die Erhöhung in Heveney falle so schwer ins Gewicht, „weil zwei Stunden Sauna für zehn Euro viel zu billig waren“. Wischlingen in Dortmund beispielsweise (nicht im Verbund) bleibe auch künftig noch teurer.

Seit sieben Jahren habe man die Tarife nicht erhöht – abgesehen von der Mehrwertsteuererhöhung (von sieben auf 19 Prozent), die man aber nur ans Finanzamt „durchgereicht“ habe. Die Erhöhung betreffe zudem nur den Saunabereich (Schwimmen inklusive), für die reinen Schwimmer wie auch alle Stammkunden mit Jahres- oder Halbjahreskarte blieben die Tarife gleich. „Über alles“ hat Hecht eine Erhöhung von 4,8 Prozent oder 97 Cent pro Besucher errechnet.

Unterschiedliche Mehrwertsteuersätze

Stimmen aus der Politik, das Saunieren müsse analog zum Schwimmen für annähernd jedermann zu erschwinglichen Preisen möglich sein, widerspricht der neue Geschäftsführer. Die Bereiche seien klar auseinanderzuhalten. Darauf achte im Übrigen auch das Finanzamt. Hecht verweist dabei auch auf die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze.

„Beim Schwimmen sind wir im Bereich der öffentlichen Daseinsfürsorge tätig.“ Hier werde das Bad gefördert durch den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Für das Saunieren indes gelte seit rund zwei Jahren der normale Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent – der Grund für die damalige Preiserhöhung in Heveney.

Der Saunagang bleibe, salopp gesprochen, Privatvergnügen für Leute, die sich diesen gönnen können und möchten. Hier müsse Heveney rein betriebswirtschaftlich operieren, sich gegenüber privater Konkurrenz behaupten und auf einen grünen Zweig kommen. Das Freizeitbad dürfe sein breites Saunaangebot in keiner Weise quersubventionieren mit Einnahmen aus den öffentlich geförderten Bereichen.