Bochum. . Der Zentralrat der Juden hat Norbert Lammert (CDU) geehrt. Für seinen Einsatz gegen Antisemitismus erhielt er in Berlin den Leo-Baeck-Preis.

Und wieder eine Ehrung für Norbert Lammert: Der ehemalige Bundestagspräsident erhielt am Donnerstagabend in Berlin den Leo-Baeck-Preis. Das ist die höchste Auszeichnung, die der Zentralrat der Juden in Deutschland zu vergeben hat.

Der CDU-Politiker erhielt den Preis für seine deutlichen Worte gegen Antisemitismus und sein Eintreten für die Erinnerung an die NS-Verbrechen. Lammert gehöre zu jenen Politikern, „die glaubwürdig und aus tiefer demokratischer Überzeugung die Verbrechen der NS-Zeit beim Namen nennen und Verantwortung für ihr heutiges politisches Handeln daraus ableiten“, hieß es zur Begründung.

Schriftsteller Kermani lobt den Preisträger

Der Schriftsteller Navid Kermani lobte in seiner Laudatio Lammerts Eintreten für die Stärke des Parlaments in Deutschland. Als Bundestagspräsident habe er sich für die Freiheit des Gewissens starkgemacht, Zorn über Absprachen in Hinterzimmern und die Verlagerung der politischen Auseinandersetzung in Talkshows artikuliert. Zudem stehe Lammert auch für die Einsicht, dass die Bundesrepublik dadurch stark geworden ist, weil „auf diesem Boden niemals mehr vergessen wird“, sagte Kermani mit Verweis auf Lammerts Eintreten für ein Erinnern an die Verbrechen der Nazis.

Kermani lobte auch den Humor Lammerts, der sich wiederum auf fast typische Art für den Preis bedankte: „Manche der Übertreibungen muss ich aus Gründen der Wahrheitsliebe zurückweisen.“ Zugleich räume er ein, „dass ich das ein oder andere wohl ganz gern gehört habe“, sagte Lammert.

Der frühere Bundestagspräsident beklagte, dass es heute noch Antisemitismus in Deutschland gebe und begrüßte die Forderung des Parlaments nach einem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung. In Deutschland sei Antisemitismus immer etwas anderes als in jedem Land der Welt, sagte Lammert. Die Deutschen hätten nicht den Antisemitismus, aber Auschwitz erfunden, sagte er.

300 Gäste bei der Preisverleihung

Unter den rund 300 Gästen bei der Preisverleihung waren viele namhafte Vertreter aus Politik, Kultur und Kirchen. Der Leo-Baeck-Preis erinnert an den Rabbiner Leo Baeck (1873-1956), der ein bedeutender Vertreter des liberalen Judentums seiner Zeit war. Mit der Auszeichnung ehrt der Zentralrat der Juden seit 1957 Persönlichkeiten, die sich für die jüdische Gemeinschaft eingesetzt haben. Sie ist mit 10.000 Euro dotiert.

Zu den bisherigen Preisträgern zählen die früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Christian Wulff, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider. 2015 erhielt der Grünen-Politiker Volker Beck die Auszeichnung. (epd)