Langendreer. . Seit das Papillon am Stern in Langendreer über Nacht geschlossen wurde, warten einige Stammgäste vergeblich auf das Geld aus ihren Sparfächern.
Jeden Mittwoch besuchte Hildegard Tewes mit zwei Freundinnen das Café Papillon am Stern. Und jedes Mal warf sie etwas Geld in ihr Sparfach Nummer 84. „Meist 5 bis 10 Euro“, erzählt die 73-Jährige. „Zum Monatsende rundete ich den Betrag immer auf 60 Euro auf.“ Da kommt übers Jahr ein hübsches Sümmchen zusammen. Doch das in 2017 ersparte Geld ist nun weg. Und die Aussicht, es noch zu bekommen, ist gering.
Denn das Papillon ist seit November geschlossen. Quasi über Nacht hat Inhaberin Svenja O. das Lokal verlassen. Ohne Vorwarnung. „Ich stand völlig verdutzt vor der Tür und wusste von nichts. Sie hatte im Vorfeld keinen Ton verlauten lassen“, sagt Hildegard Tewes, die mittwochs immer eigens aus Harpen anreiste, nur um im Papillon einen Kaffee zu trinken. Und zu sparen.
Extra viel zur Seite gelegt
„Ausgerechnet in diesem Jahr habe ich besonders viel zur Seite gelegt“, ärgert sie sich im Nachhinein. „Ich wollte mit dem Geld meinen Kindern und dem Enkelkind etwas Gutes tun.“ Klar bekommt sie nun zu hören, wie man so leichtsinnig sein kann. „Doch es hat sich im Papillon ein echtes Vertrauensverhältnis entwickelt“, sagt Tewes. „Man duzte sich, alle waren sehr nett. Und bei den letzten Sparclub-Leerungen hat auch alles wunderbar funktioniert.“
Hildegard Tewes ist nicht der einzige Papillon-Gast, der um seine Ersparnisse gebracht wurde. „Wir haben noch elf weitere Personen, die sich gemeldet haben“, teilt Polizei-Sprecher Volker Schütte mit. Die Ermittlungen seien inzwischen erledigt, die Sache liege nun bei der Staatsanwaltschaft, die letztlich entscheiden müsse, ob Anklage erhoben werde.
Hintergründe bleiben rätselhaft
Auch Petra Stephan, Wirtin vom schräg gegenüber liegenden Café Cheese, war überrascht, dass im Papillon plötzlich die Lichter ausblieben. Klar habe man nun derzeit einen Mitbewerber weniger am Ort. „Aber Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft. Außerdem haben wir eine ganz andere Klientel.“ Über die Hintergründe zur plötzlich Schließung weiß auch Petra Stephan nichts. „Abends standen die Stühle noch draußen vor dem Café, am nächsten Morgen wurden sie ganz schnell reingeholt – und das war’s“, berichtet sie von ihren Beobachtungen.
Auch Stadtteilmanager Karsten Höser überrascht
Auch Stadtteilmanager Karsten Höser, zugleich Vorstandsmitglied in der Werbegemeinschaft Alter Bahnhof, war überrascht, als das Papillon plötzlich geschlossen blieb. Näheres wisse auch er nicht. Doch er richtet den Blick nach vorn. „Für nächste Woche habe ich einen Termin mit der neuen Betreiberin vereinbart. Dann möchte ich mit ihr besprechen, was sie vorhat und inwieweit sie sich an unserem Engagement für den Stadtteil beteiligen will.“
Die frühere Papillon-Inhaberin Svenja O. war für eine Stellungnahme leider nicht zu erreichen.
„Kollegin“ Svenja O. kannte Petra Stephan ganz gut. „Unsere Kinder sind mit ihr aufgewachsen, wir haben uns immer gegrüßt.“ Doch seit dem Aus fürs Papillon habe sie die Besitzerin weder gesehen noch irgendetwas gehört.
Café soll wieder öffnen
Mitbekommen hat Petra Stephan natürlich, dass sich im Ladenlokal gegenüber inzwischen wieder etwas tut. Barbara Rospenda, Mitarbeiterin in der benachbarten Spielhalle, wird das Café übernehmen. „Ich hoffe auf ein gutes Miteinander“, ist Petra Stephan schon gespannt.
Hildegard Tewes hingegen juckt die weitere Entwicklung nicht mehr. „Ich gehe da nicht mehr hin“, steht für sie fest. Und fest steht auch, dass sie nie wieder ein Sparfach haben wird.